Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Loch, dann stecken wir den Verband wieder rein.‟
Während Lil sich daran machte, einen neuen Pfropfen herzustellen, tupfte Lina die Wundränder ab.
„Was ist mit ihm geschehen?‟ Josh stand neben dem Bett und beobachtete sie bei der Arbeit.
Dies war die erste Frage, die er stellte, seit sie angekommen waren.
Lina biss sich auf die Lippen. Was sollte sie ihm sagen? Er schien nett, wenn auch ein wenig kauzig zu sein. Er trug weite Hosen aus bräunlichem Leinen, dazu geschlossene Hausschlappen und ein Unterhemd. Alles sauber, nur abgetragen. Dennoch wirkte die Kleidung völlig fehl bei ihm, da Lina ihn sich eher in hautengen Jeans und Muskelshirt vorstellen konnte. Der zweite Kerl innerhalb kurzer Zeit, der mehr an Romanhelden erinnerte als an echte Menschen. Anders als einige Machotypen war Josh aber hilfsbereit und sofort zur Stelle, sobald sie ihn um etwas bat.
„Er hatte einen Unfall. Und er - äh …‟
„Er ist ein Dämon.‟ Josh lächelte sie schüchtern an, was unter seinem Vollbart - also doch kein Dreck – kaum zu sehen war.
Perplex hielt sie in der Bewegung inne. „Du weißt es?‟
„Naja, es ist ziemlich offensichtlich, dass ihm ein Horn fehlt. Und wenn Lilith in der Nähe ist, sind gefallene Engel nie sonderlich weit.‟
Die beiden Frauen wechselten einen kurzen Blick. Lil grinste frech, Lina verzog das Gesicht.
Wenigstens muss ich mir keine Lüge ausdenken.
Als ob dich das stören würde. Du musst Gott nichts mehr beweisen.
Ich sagte schon: Ruhe!
„Stört es dich denn nicht, dass wir einen Dämon in dein Haus bringen?‟, fragte Lina schließlich.
Josh zuckte die Achseln. „Wenn es dich nicht kümmert, wenn ich mir vor dem Einschlafen einen Joint baue. Wir alle haben unsere Laster. Und nur, weil er ein Gefallener ist, heißt das nicht, er ist schlecht. Denk mal drüber nach.‟
Er sah aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch Lil packte ihn am Arm und zog ihn zur Tür.
„Ich lass euch beiden Süßen dann mal alleine. Mädel, du denkst daran, den Verband regelmäßig zu wechseln, ja? Ich hab dir ein paar Stopfen vorbereitet, sie liegen in der Dose auf dem Nachttisch. Josh und ich besprechen jetzt die Sache mit dem Horn. Danach zieh ich los, besorg dir Kleider und Schuhe. Ein Hemd wird Shatan sich von Josh borgen können. Oder?‟
„Kein Problem. Ich hab bestimmt noch was in seiner Größe da.‟
Lil nickte knapp und schob ihren Freund vor sich her aus dem Zimmer.
Lina blieb verwirrt zurück. Ihr Gastgeber wusste offenkundig mehr über die Verwicklungen zwischen Himmel und Hölle als sie selbst. Er hatte ihr noch etwas sagen wollen, bevor Lil ihn so rüde unterbrochen hatte.
„Verdammte Lilith!‟
„Du fluchst schon fast so gut wie deine Mutter‟, brummte es neben Lina.
Sie neigte den Kopf und bemerkte, dass Shatan sie ansah. Er wirkte noch etwas desorientiert, gab sich aber alle Mühe aufzuwachen. Benommen rieb er sich über die Brauen. Dabei streiften seine Finger den Mull. Shatans Gesicht verzog sich verärgert.
„Wie lange war ich bewusstlos?‟
„Nur eine Stunde oder so.‟
„Und wo sind wir?‟
„Lil hat uns zu einem Freund gebracht. Wir können bleiben, bis du ein Ersatzhorn hast.‟
Shatan starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Sie konnte es förmlich hinter seiner Stirn arbeiten sehen.
„Kennst du diesen Kerl?‟
Ein Kopfschütteln. „Woher denn? Ich hab Lil heute auch erst kennengelernt. Genau wie dich. Ehrlich, Shati, das Ganze wächst mir über den Kopf. Du musst schnell auf die Beine kommen, damit wir die Sache beenden können.‟
„Shatan‟, seufzte er. „Du bist sehr stark, Evangelina. Jeder andere wäre schon längst zusammengebrochen. Du wurdest nicht nur mit deiner zweifellos merkwürdigen Herkunft konfrontiert. Du akzeptierst alles, was wir dir vorsetzen, und hilfst mir sogar, obwohl du mir nichts schuldest. Dafür danke ich dir.‟
Sprachlos angesichts des Kompliments starrte Lina ihn an.
Allerdings musste sie ihm Recht geben. Nie hätte sie sich vorstellen können, gelassen mit einer solchen Situation umzugehen.
Zum ersten Mal seit Stunden wurde ihr bewusst, wie rapide sich ihr Leben gerade verändert hatte. Sie würde ihre kleine Wohnung wohl niemals wieder sehen. Ihrem Job weinte sie keine Träne nach. Die Arbeit im Callcenter eines Telefonriesen war alles andere als angenehm gewesen. Ständig die Nörgeleien der Kunden, denen etwas nicht passte, die unbezahlten Überstunden und das angeschlagene Betriebsklima - da
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