Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
breitschultriger Mann mit dichtem Bartwuchs stand dort im Lichtschein. Zumindest vermutete Evangelina, dass es so sein musste, ansonsten hätte der Typ Dreck im Gesicht, so dunkel wirkte seine Kinnpartie. Den Rest konnte sie nicht sehen, da ihn die Beleuchtung wie ein Heiligenschein umgab.
In diesem Moment regte sich Shatan neben Lina. Er rieb seine Wange an ihrer Schulter. Dabei murmelte er unverständliche Worte in einer ihr unbekannten Sprache. Seltsam. Wenn Lina nicht genau wüsste, dass er nicht von dieser Welt war, hätte sie ihn für einen gewöhnlichen Menschen gehalten. Es fehlte nur, dass er im Schlaf sabberte oder schnarchte.
Vorsichtig löste Lina sich von Shatan und lehnte seinen Kopf an die Nackenstütze. Dann musterte sie ihn ausgiebig. Lil hatte zum Glück die Wageninnenbeleuchtung angeschaltet. Der Verband saß noch an Ort und Stelle. Allerdings sickerte bereits diese helle Flüssigkeit durch den Stoff, und der Duft nach Wein verstärkte sich. Darunter lag Shatans eigener männlicher Geruch, den Lina schon zuvor wahrgenommen hatte; diesmal jedoch durchdrungen mit einer Note aus Zimt.
Herrje, er könnte mich glatt in Versuchung führen.
Das lässt du besser, Kleine, er ist nicht gut für dich. Denk dir nur, was deine Mutter dazu sagen würde.
Pah, als ob ich mir von ihr etwas befehlen lassen werde. Sie hat mich jahrelang im Stich gelassen, nur wegen eines dummen Streits mit ihrem Mann. War ich es nicht wert, zu kämpfen? Nee, sie kann mich mal. Ich treffe meinen eigenen Entscheidungen!
Vergisst du dabei nicht, wer sie ist? Ich würde vor der Herrin der Unterwelt vor Angst schlottern.
Sie schnaubte frustriert, weil ihre innere Stimme stets mit den vernünftigsten Argumenten daher kam. Wie sollte sie da gegen sich selbst gewinnen?
Shatans leises Seufzen veranlasste sie, seine Verletzungen noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Die Schnitte waren fast vollkommen verheilt, nur noch einige wenige Schorfstellen waren übrig geblieben.
Wow, er heilt wirklich ziemlich schnell.
Hat Lil dir doch gesagt. Sie kennt ihn, also muss sie es wissen.
Hör mir mit ihr auf! Sie ist meine Schwester und hat es nicht für nötig befunden, mich darüber aufzuklären, so wie er hier. Und ich mag gar nicht daran denken, wie genau dieses „Kennen‟ aussieht. Sie hat was von Reiten gesagt. Reiten!
Vermutlich hat er sie als Kind auf seinen Knien geschaukelt.
Bestimmt nicht! Sieh ihn dir doch an. Er ist attraktiv, ein Krieger. Seine Finger sind lang, sehnig und schwielig. Damit hält man ein Schwert oder Werkzeug. Kannst du dir einen Kerl wie ihn als Babysitter vorstellen? Ich nicht. Solche Männer sollte es nur in Heldensagen und Filmen geben. Nein, nein. Mit Reiten meinte die etwas ganz anderes!
Lina bemerkte nicht, dass sie während ihres stummen Streits zart mit den Fingerspitzen über Shatans Wangen glitt. Sie strich sein Jochbein entlang die Nase herab zu seinen Lippen. Die sich kalt und fest anfühlten.
Erschrocken zog sie die Hand zurück. Sein Atem ging noch immer gleichmäßig, obwohl sie ein leichtes Rasseln zu vernehmen glaubte. Sie hatte ihn nicht geweckt.
Gott sei Dank.
Den solltest du langsam echt mal aus dem Spiel lassen. Irgendwann wird er dich hören und Gavarel wieder auf dich aufmerksam machen.
Ach halt die Klappe!
„Evangelina?‟ Lil steckte den Kopf in den Wagen. „Josh nimmt uns auf. Ich fahr jetzt in den Stall. Sobald er die Tore hinter uns geschlossen hat, könnt ihr aussteigen.‟ Besorgt sah sie zu Shatan, der sich immer noch nicht rührte. „Wie geht es ihm?‟
„Tu nicht so, als ob es dich kümmern würde, Schwester . Er schläft. Aber wir sollten den Verband wechseln, wenn wir ihn in ein Bett gepackt haben.‟
Lil presste die Lippen zusammen und setzte sich kommentarlos ans Steuer. Sie fuhr den Wagen in das Gebäude, das als Garage diente, und half anschließend Josh dabei, das Tor zu schließen.
Zu dritt trugen sie Shatan ins Haupthaus, das innen weit weniger verwahrlost wirkte als von außen. Die Möbel waren schlicht und offenkundig selbst hergestellt. Die Räume waren ordentlich, und die Bettwäsche des Gästebettes, in das sie Shatan legten, duftete sogar nach frischen Wildblumen.
Nachdem sie um etwas Wasser gebeten hatte, machte sich Lina daran, den Verband zu lösen, um sich die Stirnwunde genauer anzusehen.
„Sieht doch ganz gut aus‟, merkte Lil an. „Das Sekret wurde vollständig von der Binde aufgesogen. Warte, ich bastele dir eine Neue. Reinige das
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