Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
war es besser, in der Hölle zu leben.
Einzig ihre Freundin Tanika würde sie vermissen. Sie hatte die erfahrene und zehn Jahre ältere Kollegin sehr geschätzt, die von der Firma wie ein zu trockenes Stück Holz verheizt und deshalb schon seit Längerem krankgeschrieben worden war. Jetzt konnte sie sich noch nicht einmal von ihr verabschieden.
Mit einem zufriedenen Laut streckte sich Lina. Ihre Muskeln dehnten sich, einige Gelenke knackten. Sie rollte mit dem Kopf und rieb sich den Nacken. Nachdem sie genug Zeit geschunden hatte, zog sie einen Mundwinkel hoch.
„Du musst mir nicht danken. Aber sag mal, Shati. Wie kommen wir in die Hölle, wenn du nur noch ein Horn hast?‟
***
Wie kommen wir in die Hölle, wenn du nur noch ein Horn hast?
Diese Frage war alles andere als leicht zu beantworten und beschäftigte Shatan die ganze Nacht. Evangelina wechselte in regelmäßigem Turnus seinen Verband. Die Stunden vergingen nur langsam, trotzdem hatte Shatan das Gefühl, dass ihm die Zeit davon lief.
Er fragte sich, zu welchem Freund Lil sie wohl gebracht haben könnte. Luzifers Tochter war das personifizierte Böse. Sie half niemandem einfach aus Großmut. Stets musste etwas für sie dabei herausspringen. Sie war so anders als Evangelina. Zumindest soweit Shatan das beurteilen konnte. Welchen Grund hatte Lil also, ihnen zu helfen?
Luzifers jüngere Tochter war nicht an Reichtum interessiert. Geld besaß sie genug - trotz ihrer augenscheinlich verlotterten Erscheinung. Womit konnte man sie sonst locken?
Shatan zermarterte sich das Gehirn, bekam nur noch mehr Kopfschmerzen und wälzte sich herum.
Es war schon lange her, seit er zuletzt in einem echten Bett gelegen hatte. Entgegen Luzifers Überzeugung hatte er durchaus das Laken mit Cleopatra geteilt. Die ägyptische Herrscherin war damals sehr von seinem Schwanz angetan gewesen. Die exzentrische Königin hatte es geliebt, mit seiner Quaste zu spielen. Insbesondere als Cäsar sich selbst einige Geliebte zugelegt hatte. Aber das war Vergangenheit.
Im Heute genoss Shatan die weichen Daunen und die bequeme Matratze. Seine Schulter war auch schon fast verheilt, so dass er sich schmerzfrei bewegen konnte.
Auf der Seite liegend beobachtete er Evangelina, die sich in einem Sessel zusammengerollt hatte. Sie schnarchte leise, was ihn schmunzeln ließ. Sie sah süß aus, wenn sie schlief.
Plötzlich fröstelte Shatan. Ein unbestimmtes Gefühl bemächtigte sich seiner und ließ ihn sich fragen, wann er begonnen hatte, Luzifers Tochter zu mögen.
Shatan knurrte missbilligend. Er besaß kein Herz. Wie sollte er also jemanden gern haben? Nein, er bestand nur aus Hass und Lust, die nicht dem Herzen, sondern der Seele entsprang. Und die hatte er glücklicherweise noch nicht eingebüßt. Wozu es aber leicht kommen könnte, schaffte er es nicht, Evangelina in Sicherheit zu bringen.
Er runzelte die Stirn und jaulte im nächsten Moment laut auf.
Verfluchtes fehlendes Horn!
„Ist alles in Ordnung?‟ Schlaftrunken richtete Evangelina sich auf und tappte zum Bett.
„Mir geht es gut. Ich habe nur nachgedacht und die Verletzung vergessen. Leg dich wieder hin.‟
Unwillig schüttelte sie den Kopf und beugte sich über ihn. Dabei wehte ihr ganz eigener Duft ihm entgegen, den er unwillkürlich tief einatmete.
Herrin der Unterwelt!
„Die Sonne geht bald auf. Hast du Hunger? Äh, esst ihr Dämonen überhaupt?‟
„Natürlich.‟ Er hob eine Hand, bevor sie etwas sagen konnte. „Aber keine Würmer, Maden oder lebende Herzen.‟
Sie lachte nervös. „Gut, wie klingt ein belegtes Brötchen?‟
„Nicht schlecht. Du musst mich allerdings nicht bedienen. Ich würde gerne aufstehen und mir die Beine vertreten.‟
„Denkst du, dass das eine gute Idee ist? Du bist geschwächt und ohne dein Ho-‟
„Bitte. Sprich es nicht aus. Es ist schon schlimm genug, es überhaupt verloren zu haben. Du machst dir keine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt.‟
Ihr Blick wurde weich. Zart legte sie ihm eine Hand an die Wange und streichelte ihn.
Ihn! Shatans Augen weiteten sich überrascht. Himmel und Hölle! Wann war er das letzte Mal so sanft berührt worden?
„Weißt du was, Shati, ich glaube, du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst.‟
Noch eine Überraschung. Sie hatte Mitleid mit ihm, einem Dämon. Seine Kehle schnürte sich zu. Nicht zuletzt deshalb, weil er zum ersten Mal, seit er sie kannte, das Erbe ihres Vaters in ihr sah. Der Allmächtige konnte gütig,
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