Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
sie tatsächlich in die Hölle gehen? Was erwartete sie dort? Sie kannte viele Geschichten über diesen Ort. Doch stimmten diese? Die Menschen behaupteten ja auch, Satan hätte einen Klumpfuß und wäre knallrot. Okay, Shatans Haut hatte einen rötlichen Schimmer. Er hatte Hörner, aber die konnte er einziehen - wenn er sie nicht gerade verlor. Und er hatte einen Quastenschwanz. Den fand sie allerdings eher niedlich als angsteinflößend.
Was noch?
Seine Hände. Sie waren stark, mit langen Fingern, keine Klauen oder Krallen. Und er stank nicht nach Schwefel. Im Gegenteil, er roch wie … wie ein Mann eben riechen musste.
Ihr fehlten offensichtlich ein paar wichtige Informationen.
Nachdenklich rieb Lina sich übers Kinn. Dann zuckte sie die Achseln. Sie würde ihn fragen. Doch jetzt sollte sie erstmal Frühstück machen.
***
Shatan steckte definitiv in Schwierigkeiten. Er hatte kein Problem, halbnackt durch Hel zu laufen und sich dabei Luzifers Blicken auszusetzen. Aber Evangelina war eine Gefahr. Er hatte nicht damit gerechnet, so heftig auf sie zu reagieren. Seit seiner Verbannung hatte er keine Frau derart begehrt.
Außerdem bevorzugte er erfahrenere Partnerinnen.
Zur Hölle, er war tausende Jahre alt, sie dagegen fast noch ein Kind. Selbst wenn Luzifer ihn dafür nicht kastrieren, einkochen und zum Abendessen verspeisen würde, er besaß nichts, was er der Höllenprinzessin bieten konnte. Abgesehen davon war sie so gut wie verlobt.
Seufzend schlang er sich ein Handtuch um die Hüften. Eine Hand an die Wand gestützt, schleppte er sich Richtung Schlafzimmer.
Die Eskapade unter der Dusche hatte ihn geschwächt. Die Wunde auf seiner Stirn nässte wieder, und der Pfropf musste getauscht werden. Es war so demütigend mit einer Mullrolle im Schädel herumzulaufen. Wenn Hgroth ihn so sehen könnte …
Tut er aber nicht. Und jetzt beweg dich. Nur noch ein paar Schritte, dann kannst du dich hinlegen.
Das Schicksal hatte jedoch andere Pläne. Auf dem Flur begegnete er Evangelina, die belegte Brote auf einem Teller, eine Flasche Wasser und ein Glas mit sich führte.
Als sie ihn sah, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. „Warum hast du mich nicht gerufen? Ich hätte dir geholfen!‟
Weil ich nicht will, dass du mich berührst?
Am liebsten hätte er ihr diese Worte ins Gesicht geschrien. Stattdessen seufzte er ergeben. Seine Knie fühlten sich viel zu weich an, und um ihn herum begann wieder alles, sich zu drehen.
„Du hast recht, ich warte hier.‟
Angesichts seiner raschen Kapitulation verzog sie den Mund, schwieg aber. Er sah ihr nach, wie sie ins Zimmer eilte, das Essen abstellte und die Bettdecke zurückschlug. Dann kam sie zurück und schob sich unter seinen Arm.
„So, ich hab dich.‟
Shatan schmunzelte. Wenn er nicht mithalf, bewegte sie ihn keinen Meter von der Stelle. Er war viel zu groß und schwer für Evangelina. Dass sie es dennoch versuchte, rührte ihn.
Wieder im Zimmer sank er aufatmend aufs Bett. Das Handtuch verrutschte. Shatan hob den Kopf, um zu sehen, ob sie es bemerkt hatte. Erleichtert sah er, wie Evangelina Wasser eingoss, ohne ihm Beachtung zu schenken.
Bevor sie sich zu ihm umdrehte, zog er rasch die Decke über seinen nackten Unterleib.
„Hier, iss das, ich hol nur schnell meinen Kaffee. Nach dem Essen helfe ich dir beim Anziehen.‟
Prompt verschluckte Shatan sich an dem Wasser, das er gerade im Mund hatte. Er hustete und hatte Mühe, zu Atem zu kommen.
Was wollte sie tun? Das war ja beinahe schlimmer, als mit ihr unter der Dusche zu stehen.
Sie bemerkte davon jedoch nichts, da sie bereits auf dem Weg in die Küche war. Als sie wieder kam, setzte sie sich im Schneidersitz vor ihn auf den Boden und nippte an ihrem Becher.
Bei seinem befremdlichen Blick zuckte sie mit den Schultern. „Ich wusste nicht, ob du Kaffee magst. Ein Mensch mit so einer Wunde sollte keinen trinken.‟
„Danke, ich verzichte. Wasser genügt.‟ Shatan schüttelte den Kopf.
Evangelina trank einen weiteren Schluck. Nachdenklich nahm sie ein Brot in die Hand und biss hinein. Shatan ahnte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte.
„Was ist los?‟
„Ich habe mich nur gefragt, wie die Hölle aussieht. Die Menschen - die Kirche - behaupten, es ist ein grausamer Ort. Mit Feuer, Schwefel und Ungeheuern. Stimmt das?‟
Plötzlich verging ihm der Appetit. Wenn er jetzt das Falsche sagte, machte er womöglich jede Chance zunichte, dass sie ihn freiwillig begleitete. Es lag an ihm, ihr die
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