Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
wechseln wir den Verband. Wir müssen uns beeilen. Ich will hier weg. Jetzt!‟
Angesichts der Unerbittlichkeit in seiner Stimme gehorchte Evangelina.
Sie sprintete in den Flur und kam gleich darauf mit den Sachen zurück.
Ohne auf seine Blöße zu achten, half sie ihm, sich anzuziehen. Als er ungeduldig die Binde von seiner Stirn löste, streckte sie die Hand aus. Ein sechs Zentimeter langer Gegenstand lag auf der Handfläche.
„Hier. Könnte das als Ersatz für dein Horn dienen?‟
Shatan starrte darauf. Beinahe hätte er gelacht, wenn ihm nicht eher zum Weinen zumute gewesen wäre. Sie hielt ihm eine hölzerne Schachfigur entgegen: der weiße König.
„Sie ist aus Holz, also müsste es gehen. Hilfst du mir, sie einzusetzen?‟
Da ihr nicht wirklich eine Wahl blieb, nickte Evangelina tapfer. Er hob die Hand und strich ihr kurz über die Wange. Die erste sanfte Geste seinerseits.
Evangelina keuchte. Ihre Pupillen weiteten sich. Dann war der Moment verstrichen. Shatan setzte sich wieder und schloss die Augen, machte sich bereit.
„Einfach reindrücken, bis du auf Widerstand stößt. Ähnlich wie bei der Mullrolle.‟
„Wird es weh tun?‟
Er zuckte die Achseln. „Vermutlich, aber besser du machst es schnell, und wir können hier verschwinden, als dass du dir Zeit lässt.‟
„Okay.‟
Ihre Stimme versagte. Er spürte ihren zitternden Atem auf seiner Haut. Seufzend legte er seine Hände auf ihre Schultern.
„Hör zu, kleiner Engel. Du musst das jetzt tun, sonst kann ich dich nicht verteidigen. Ich brauche meine Kraft. Ohne Hornersatz bin ich wehrlos. Verstehst du das?‟
„J-ja.‟
„Gut. Dann los. Ich vertraue dir!‟
Sie straffte sich. Eine Hand legte sie an seinen Hinterkopf, mit der anderen näherte sie sich der Stirnwunde. Schweiß sammelte sich auf ihrer Oberlippe. Sie schluckte. Dann holte sie tief Luft und trieb die Spielfigur mit dem unteren Ende in das Loch. Das wunde Fleisch gab ein schmatzendes Geräusch von sich. Shatan schrie unterdrückt auf.
Schon wollte sie ihre Hand zurückziehen, aber er packte sie am Handgelenk.
„Mach. Weiter.‟ Jedes Wort eine Qual.
Zitternd schob sie die Figur tiefer, bis es nicht mehr weiterging.
„Hölle!‟ Sein Fluch kam voller Inbrunst.
Shatan atmete scharf. Sog dabei ihren Duft ein, der ihn sofort wie dichter Nebel umfing. Das brachte ihn zur Besinnung. Er räusperte sich. „Danke.‟
„K-keine Ursache. Ich glaub, ich muss mich übergeben.‟ Noch während sie das sagte, hechtete Evangelina aus dem Zimmer.
Shatan hörte sie würgen, anschließend Wasser rauschen, gefolgt von unterdrückten Flüchen und einem Rascheln. Er lächelte schwach, nutzte die Verschnaufpause, um durchzuatmen.
Der Schmerz war schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. Der Verlust des Horns war nichts dagegen gewesen. Allmählich verebbte das Brennen, so dass Shatan sich zwingen konnte, aktiv zu werden.
Schon als er die Füße auf den Boden stellte, bemerkte er, wie seine Kraft regenerierte. In wenigen Stunden wäre er wieder der Alte. Vorsichtig befühlte er die Wunde. Die Haut schloss sich bereits langsam um jene Stelle, in der die Figur steckte. Sein Körper hatte den hölzernen Gegenstand als Ersatz akzeptiert. Gut. Jetzt stand der Flucht vor Gavarel nichts mehr im Wege.
Shatan schaute auf, als Evangelina zurückkam. Sie wirkte mitgenommen, bemühte sich aber, es ihn nicht sehen zu lassen.
Wortlos legte sie ihm einen frischen Verband an, der die Holzfigur fixieren und vor fremden Blicken schützen sollte.
„Gehen wir.‟
Er nickte. „Wie kommen wir hier weg?‟
„Ich habe Wagenschlüssel gefunden. Außerdem Geld und ein paar Schuhe, die mir passen. Josh hat ein Auto in der Scheune stehen, das hab ich gestern Abend gesehen. Wir nehmen den Weg, den wir genommen haben, als Lil und ich dich hereingeschleppt haben. Du darfst nicht nach draußen. Vergessen?‟
Shatan schüttelte den Kopf und registrierte, dass ihm nicht mehr schwindelig wurde.
„Dann los.‟
9.Kapitel
Obwohl Evangelina sich weigerte, zu Gott zu beten, dass der Wagen vollgetankt war, hatten sie Glück. Während Shatan sich auf den Beifahrersitz quetschte - er war einfach viel zu groß für den Kleinwagen -, öffnete sie das Tor und sprang dann hinters Steuer.
Sie fuhren eine ganze Weile ziellos durch die Gegend. In der Zwischenzeit überdachte Lina ihre Situation. Sie befand sich auf der Flucht vor Gott oder besser dessen Boten, und ein Teufel, pardon Dämon, saß neben
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