Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
mit ansehen, wie sie sich bückte.
„Der Mann ist verletzt, Shati, verdammt, ich sagte doch, pack ihn weg!‟
Im nächsten Moment fühlte Shatan, wie etwas Kaltes in seinen Rücken stach. Ein Schauer der Erkenntnis durchrann seinen Leib. Er zitterte. Nicht vor Angst, sondern vor Wut, weil er sich unbesonnen verhalten hatte.
Gavarel.
Der verfluchte Götterbote hatte sie ein weiteres Mal aufgespürt. Kein Wunder, sie befanden sich ja schließlich unter freiem Himmel. Der Engel hatte Shatan von hinten erwischt. Ausgerechnet jetzt. Die Chancen standen denkbar schlecht, gegen den Seraph zu siegen. Andererseits …
Shatan wirbelte herum. Sein Schwanz entwickelte offenbar ein Eigenleben, denn er peitschte in dem Ansinnen vor, das Schwert des Engels zu umschlingen. Doch da stand nur der zweite Uniformierte. Seine Waffe zielte genau auf Shatans rechtes Auge.
„Schön langsam. Lass die Peitsche fallen, dann muss ich nicht schießen!‟, knirschte der Polizist.
Deutlich sah Shatan die Ader am Hals des Mannes pulsieren. Der Kerl fürchtete sich. Er stank förmlich nach Angstschweiß, und das heftige Heben und Senken seines Brustkorbes tat sein Übriges, den Eindruck zu verstärken. Gleichzeitig wurde Shatan bewusst, dass er sich in einer äußerst ungünstigen Lage befand.
Die Wut, die sonst sein dämonisches Äußeres zum Vorschein brachte, war zwar da, konnte aber die Verwandlung nicht herbeiführen. Ein weiteres Manko des fehlenden Horns. Und ohne seine Dämonengestalt war er nur ein kräftiger Kerl - mit einem Quastenschwanz.
„Shati, es reicht jetzt! Gib nach. Hören Sie Herr Wachtmeister. Wir sind unschuldig. Das Auto gehört einem Bekannten von uns.‟
„Das ist mir egal, du Miststück! Ich will eure Hände sehen, und er soll die Peitsche runternehmen.‟
„Das … äh … geht nicht. Sie ist sozusagen angewachsen.‟
Der Kopf des Beamten ruckte hoch. Seine Augen wanderten über Shatans Körper. Als er sah, dass sein Gegenüber leere Hände hatte, runzelte er die Stirn.
„Willst du mich verarschen? Das ist doch eine Lederpeitsche, das seh ich von hier!‟
„Hören Sie, Herr Wachtmeister, das ist tatsächlich ein Teil seines Körpers. Ich …‟
„Jetzt reicht es mir! Du hast wohl zu viel von deinem eigenen Stoff gekifft. Die Verstärkung ist glei-‟, seine Worte verebbten in einem unschönen Gurgeln.
Noch bevor Evangelina aufschreien konnte, warf Shatan sich nach vorn und brüllte: „Lauf!‟
Seine schlimmste Befürchtung war eingetreten.
Gavarel zog sein Schwert aus dem Hals des Polizisten. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte der Götterbote einen unschuldigen Menschen getötet. Doch Shatan wagte nicht, lange darüber nachzudenken. Er riss sein Knie hoch und rammte es dem Engel in den Unterleib. Dort würde er zwar keinen bleibenden Schaden anrichten - Seraphim waren ohne die Erlaubnis des Allmächtigen unfruchtbar - aber es würde wehtun.
Mit einem Stöhnen wich Gavarel drei Schritte zurück. Sein Schwertarm zitterte für einen Moment, dann hatte er sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Gavarel richtete sich auf und ging in Kampfstellung.
Unnötig, Shatan war weiterhin unbewaffnet.
Aus den Augenwinkeln nahm der allerdings eine Bewegung hinter sich wahr. Da der Polizist, den er bewusstlos geschlagen hatte, sich immer noch nicht rührte und der andere tot war, schätzte er, Evangelina hatte seinen Befehl zur Flucht nicht befolgt.
Dummes Frauenzimmer!
„Der Allmächtige sprach, dass es gut ward, und befiehlt die Seinen zu sich.‟ Gavarel machte sich für den Angriff bereit.
Er hob in einer arroganten Geste das kantige Kinn, um sein Gesicht dem Himmel zuzuwenden. Als ob er um Beistand seines Herrn betete, damit dieser ihm für die schwere Aufgabe Kraft gab, Shatan und Evangelina zu vernichten.
„Warum sollte Er seine eigene Tochter töten wollen, Gavarel? Denk doch wenigstens darüber nach, bevor du blind einen Befehl befolgst. Hast du ihn richtig verstanden?‟, knurrte Shatan, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen.
Der fanatische Glanz in den Iriden des Seraphs gewann an Stärke, als dieser die Flügel ausbreitete und den Bidhänder mit beiden Händen umfasste. Seine Finger spreizten sich um den ledergebunden Griff. Shatan bleckte die Zähne.
„Sein Wille geschehe! Wie im Himmel so auch auf Erden!‟, brüllte Gavarel.
Sirrend näherte sich die Klinge Shatans Kopf. Er war nicht in der Lage, auszuweichen. Stattdessen schnellte sein Schwanz vor und umwickelte die
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