Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Tanika kam herbei, setzte sich und stellte zwei große Kaffeebecher vor sich auf den Tisch. Einen schob sie zu Lina, die genießerisch einen tiefen Schluck nahm.
„Mennebrecher.‟
Beinahe hätte sich Lina verschluckt. Hastig würgte sie den heißen Kaffee herunter und antwortete: „Herr Professor, wie schön, dass ich Sie erreichen konnte. Mein Name ist …‟
„Das hat mir Frau Spahn bereits gesagt. Über welches Projekt wollen Sie mit mir sprechen?‟
„Um ehrlich zu sein, ich habe gelogen‟, gab Lina zu und beeilte sich hinzuzufügen. „Ich wollte mit Ihnen sprechen, weil man mir sagte, Sie kennen sich mit dem Pontifex besonders gut aus.‟
„Das ist korrekt. Allerdings wüsste ich nicht, was ihre Lüge bezwecken soll, Frau Winter. Ich verschweige nicht ohne Grund meine Telefonnummer meinen Studenten. Wenn Sie mich also ent-.‟
„Nein, warten Sie! Ich habe nur eine kurze Frage. Und Sie sind der Einzige, der mir helfen kann. Bitte!‟, flehte sie. „Es ist sehr, sehr wichtig!‟
Am anderen Ende der Leitung blieb es so lange still, dass Lina schon befürchtete, Mennebrecher hätte aufgelegt. Als der Professor schließlich antwortete, seufzte sie erleichtert.
„Also schön. Um was geht es?‟
„Papst Silvester III. Ich weiß, wann er lebte und wann er starb. Außerdem, dass man ihm das Pontifikat aberkannt hat. Angeblich wurde er in Italien begraben, aber sein Leichnam bzw. sein Grab befindet sich nicht im Bistum von Sabina.‟
„Wie lautet jetzt ihre Frage?‟, wollte Mennebrecher ungeduldig wissen.
„Wo liegt er begraben?‟
„Sind sie Grabräuberin, oder was?‟
„Um Himmelswillen, nein. Ich schreibe an einem Aufsatz über Silvester III. Mein Doktorvater ist äußerst penibel, was das Thema anbelangt, und ich stecke fest. Bitte, wenn Sie mir nicht helfen, dann bin ich endgültig draußen!‟
Zitternd wartete Lina darauf, dass Mennebrecher sie auslachte. Sie hatte erneut improvisieren müssen, weil ihr kein plausibler Grund eingefallen war, wieso sie den Standort des Grabes unbedingt wissen musste.
Doch Mennebrecher überraschte sie zum zweiten Mal - offenbar kannte er das Problem von seinen eigenen Studenten -, indem er tief aufseufzte und knurrte: „Versprechen Sie mir, nie wieder einen Professor für so eine Lappalie zu stören?‟
„Hoch und heilig!‟, rief Lina, kreuzte dabei die Finger.
„Also schön. Die Überreste von Silvester III. wurden kurz vor dem Zweiten Weltkrieg nach Mainz geschafft. Ein dort ansässiger Forscher wollte die Gebeine untersuchen, weil man ihnen besondere Heilkräfte nachsagte. Alles Humbug, wenn Sie mich fragen, aber so war es nun mal. Nachdem sich keine mysteriösen Zauberkräfte nachweisen ließen, hat man Silvester nicht wieder zurückgebracht. Vielleicht war es zu teuer, oder der Krieg kam dazwischen. Man hat ihn jedenfalls in der Krypta eines Nazis namens Anderstedt auf dem Mainzer Hauptfriedhof begraben.‟
„Danke, Professor! Sie haben mir wirklich das Leben gerettet.‟
„Rufen Sie mich bloß nie wieder an!‟, knarzte der Mann und legte ohne einen weiteren Abschiedsgruß auf.
„Wow, ich wusste gar nicht, dass an dir eine Schauspielerin verloren gegangen ist.‟ Tanika nuckelte an ihrem Kaffee, was gar nicht so einfach sein konnte, da sie gleichzeitig wie ein Honigkuchenpferd grinste.
„Drei Jahre Callcenter müssen ja für 'was gut sein.‟ Lina packte ihr Glas und nahm ihren Löffel, um sich auf den Milchschaum zu stürzen.
Nachdem Tanika ihr einige ruhige Minuten gegönnt hatte, in denen Lina den Schaum weglöffelte, trommelte die Ältere nun ihrerseits ungeduldig auf die Tischplatte.
„Schon gut! Ja, ich habe die Informationen. Wir müssen nur noch Shati abholen, damit wir die Sache beenden können.‟
„Also los, trink aus, Süße. Ich will endlich deinen sexy Dämon kennenlernen.‟
***
Es roch merkwürdig. Irgendwie besonders sauber. Anders konnte Shatan es nicht beschreiben. Nicht nach Schwefel, nicht nach Feuer. Selbst die gewöhnlichen erdbedingten Gerüche waren nicht mit diesem Duft vergleichbar. Er war keinesfalls schlecht, aber auch nicht wirklich angenehm.
Shatan hatte Mühe, die Augen zu öffnen, die sich zugeklebt anfühlten. Seine Handgelenke brannten, und er glaubte beinahe, man habe ihm einen Sack über den Kopf gezogen, der mit Wolle gefüllt war. Wollte ihn jemand langsam ersticken? Dass sein Geruchssinn funktionierte, beruhigte ihn auf gewisse Weise.
Mit einer Kraftanstrengung, die er nicht
Weitere Kostenlose Bücher