Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Göttin sucht eine Frau. Sie untersteht meinem Schutz. Wir wurden getrennt, und nun muss ich zu dem letzten Ort, an dem ich sie gesehen habe. Ich hoffe, sie dort wiederzufinden. Du hast einen Wagen. Wirst du mich fahren?‟
„Natürlich. Gerne, bitte komm mit, ich …‟
„Nein!‟ Shatans Aufschrei erschreckte Ahay.
In der Annahme, etwas falsch gemacht zu haben, rang dieser die Hände, doch Shatan winkte ab. „Kali hat mir verboten, unter der Sonne zu wandeln. Kannst du dein Fahrzeug herholen, damit ich von hier aus einsteige?‟
„S-sicher. Warte, …?‟
„Shati‟, improvisierte Shatan, dem es nicht behagte, Ahay seinen wahren Namen zu nenne. Evangelinas Abkürzung kam ihm da gerade Recht. Sollte der Kali-Gläubige jedoch jemals herausbekommen, wer er tatsächlich war, würde er Shatan ohne zu zögern töten. Kali war nicht grundlos als Dämonenhasserin bekannt. Und die Anhänger Kalis wussten um Wege, Dämonen auszulöschen – auf äußerst schmerzhafte Art und Weise. Niemand wusste woher, aber Shatan schätzte, dass einer seiner früheren Seraphim-Freunde die Informationen an den Kali-Kult weitergegeben hatte.
„Gut, Shati, ich bin gleich zurück!‟
Unbehaglich trat Shatan von einem Fuß auf den anderen. Der Katheter brannte, er fühlte sich erschöpft und war sich nicht sicher, ob Ahay nicht die Polizei rufen würde. Das Erscheinen des Inders im passenden Moment machte Shatan misstrauisch. Er glaubte nicht an Zufälle.
Immer wieder warf er einen nervösen Blick zur Glastür aus Angst, die beiden Männer, die ihn gefoltert hatten, würden nach ihm suchen. Doch alles blieb ruhig, und keine fünf Minuten später hielt ein beigefarbenes Auto mit einem gelben Schild, auf dem Taxi stand, vor der Überdachung.
Ahay hatte den Wagen so rangiert, dass Shatan einsteigen konnte, ohne dass Gavarel ihn bemerken würde. Erleichtert kletterte der Dämon auf die Rückbank und schnallte sich an.
Er lernte schließlich aus seinen Fehlern.
„Wohin möchtest du?‟
„Kennst du dich hier aus?‟
„Sicher. Ich lebe schon seit zwanzig Jahren in Deutschland!‟
Dass diese Aussage nicht viel heißen musste, ahnte Shatan, dennoch ging er nicht näher darauf ein.
„Es gibt einen Hof. Mit einem großen Stallgebäude. Wir sind über eine dieser … wie nennt man es noch gleich, ach ja, Autobahnen gefahren. Der Mann, der dort lebt, heißt Jehoschua. Sagt dir das was?‟
Neugierig musterte Ahay Shatan im Rückspiegel, an dem mehrere Ketten baumelten. Der Inder streckte die Hand aus und berührte eine davon. Er zog eine kleine Figur hervor, die dazwischen verborgen war. Es war ein Bildnis der Göttin Kali. Blauschwarz, mit zehn Armen und einer Halskette aus Schädeln. Ohne Shatan aus den Augen zu lassen, beugte er sich vor und küsste den Anhänger. Dann lächelte er grimmig.
„Du meinst den, der das Dope anbaut, oder?‟
Shatan runzelte die Stirn.
„Marihuana? Gras?‟
Jetzt verstand er. „Genau den meine ich. Sag nicht, du kennst ihn?‟
„Klar. Ahay kennt Josh. Er hat die beste Ware.‟
Während der Fahrer den Wagen vom Krankenhaus weglenkte, dachte Shatan über die Bedeutung dieser Worte nach.
Laut Evangelina war Marihuana eine Droge, die das Bewusstsein erweiterte. Demnach benutzte Ahay das Mittel vermutlich, um sich Kali näher zu fühlen. Kein Wunder, dass er Jehoschua kannte. Trotzdem wollte Shatan sich nicht zu früh freuen. Den Hof zu finden, mochte vielleicht einfach sein, ob Luzifers Tochter dort auftauchte, war jedoch eine ganz andere Frage.
„Sag mir, Shati, woher kennst du Kali?‟
Plötzlich war Shatan auf der Hut. Er durfte dem Inder nicht zu viel preisgeben. Wenn der Mann vermutete, dass er belogen wurde, würde er nicht zögern, ein Messer zu benutzen. Shatan mochte zwar stärker als der schmächtige Kali-Gläubige sein. Doch der Mann war gesund. Er trug keinen Katheter und hatte nicht kürzlich ein Horn verloren.
„Die Schwarze Mutter hat mich direkt aus der Dunkelheit gesandt.‟
Ahay erschauerte sichtlich. „Ist sie wirklich so wunderschön, wie ihre Bildnisse?‟
Shatan tat so, als müsse er darüber nachdenken. Kali existierte nicht, also war die Beantwortung dieser Frage nicht sonderlich schwer.
„Viel schöner.‟
„Bitte, Shati, beschreibst du sie mir? Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als sie zu sehen. Doch ich werde wohl nie zu ihren ersten Jüngern gehören!‟
Auch dieses Mal wusste Shatan, wovon Ahay sprach. Zu den ersten Jüngern zählten jene gebrechlichen
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