Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
waren wie die beiden Bewusstlosen ganz in weiß gekleidet und damit beschäftigt, Medikamente zu verteilen.
Shatan trat vom Fenster zurück und rieb sich die Stirn. Durch die gestohlenen Sachen unterschied er sich äußerlich kaum von den Menschen dort draußen. Und dank Lilith waren sein Verband sowie der Quastenschwanz vor neugierigen Blicken verborgen.
Ein Knurren grollte tief unten in Shatans Kehle. Er musste Evangelina wiederfinden. Dabei hatte er keinerlei Vorstellung, wo er sie suchen sollte. Er war bewusstlos gewesen, als man ihn in das Parkhaus gebracht hatte und auch als man ihn von dort fortschaffte. Abgesehen davon verfügte er nicht über Gavarels Fähigkeit, jemanden aufzuspüren. Doch darüber konnte er sich Gedanken machen, wenn er hier raus war.
Er atmete tief ein und hob die Hand, um die Tür zu öffnen. Ein Schritt, ein Ziehen. Verdammt, der Katheter behinderte ihn in seiner Bewegungsfreiheit. Der Hosenstoff rieb unangenehm über dem halb aufgerichteten Glied und machte das Laufen zu einer ganz besonderen Tortur.
Allerdings war er ein Krieger und Schmerzen gewohnt - auch wenn es schon lange Zeit her war, seit er für den Allmächtigen gekämpft hatte. Als Hüter der Kessel war es nicht nötig gewesen, zu den Waffen zu greifen.
Geräuschlos öffnete Shatan die Tür, die nicht abgeschlossen war, und ging hinaus. Er ließ das Schloss leise hinter sich zuschnappen. Dabei hielt er sich aufrecht. Nur ein Bein zog er leicht nach, damit es so aussah, als hätte er eine Gehbehinderung. Dadurch wurde das Ziehen des Katheters erträglicher.
Gänsehaut überzog Shatans gesamten Körper. Das Hemd unter dem Kittel war auf dem Rücken bereits schweißnass. Falls man seine Tarnung aufdeckte, würde man Shatan sofort wieder gefangen nehmen. Gott allein wusste, was sie mit ihm anstellten, wenn sie die Männer in der Zelle entdeckten.
Langsam aber zielstrebig machte sich Shatan auf den Weg über den Flur. Seine Schuhe quietschten auf dem seltsam glänzenden Boden.
Immer wieder sah Shatan sich verstohlen um, doch niemand nahm Notiz von ihm. Am Ende des Ganges entdeckte er einen Mann an einer silbernen Doppeltür. Vor einer Tafel verharrte Shatan, um zu beobachten, was der ebenfalls weiß Gekleidete tat. Er sah, wie der Kerl einen Knopf drückte. Einige Momente später klingelte es und die Türen schoben sich auseinander. Ein leuchtender Pfeil zeigte an, dass es nach oben ging. Shatan begriff.
Nachdem sich die Türen hinter dem Mann geschlossen hatten, baute Shatan sich selbst vor dem Gefährt auf und benutzte den Schalter nach unten. Als der Fahrstuhl, von dessen Prinzip er bislang nur gehört, aber niemals ein solches Gerät zuvor gesehen hatte, zurückkam, stieg er ein. Drinnen befanden sich einige Frauen in Bademänteln und Pantoffeln und ein weiterer weißgekleideter Mann. Die Damen hielten den Kopf gesenkt, sahen ihn nicht an.
Der Mann fragte: „Wohin?‟
„Runter.‟
Dann drückte er einen Knopf, und der Lift setzte sich in Bewegung.
Die Fahrt fühlte sich an, als würde man schweben. Shatan hätte das Gefühl gerne festgehalten, doch er musste weg von hier. Kaum hielt der Fahrstuhl im untersten Geschoss, verließ er ihn schnellen Schrittes.
„Schönen Feierabend, Herr Kollege‟, wünschte der Mann aus dem Lift.
Shatan erstarrte für einen Augenblick, bevor er verstand, dass er damit gemeint war. Dann lächelte er und hob grüßend die Hand.
„Ebenso.‟
Er bemühte sich um einen ruhigen Schritt, als er den Empfangstresen passierte, nickte dem dort sitzenden Wachmann kurz zu und verließ das Gebäude.
15.Kapitel
Die Glastür schloss sich mit einem leisen Zischen hinter ihm. Um sich nicht anmerken zu lassen, wie überrascht er über diesen Automatismus war, drehte Shatan den Kopf, als wollte er seinen Nacken entspannen. Er hatte dieses Verhalten im Flur des Gebäudes beobachtet, während er zum Ausgang gelaufen war. Dadurch gewann er etwas Zeit.
Neugierig sah er, wie die Menschen ohne zu zögern auf die gläserne Tür zugingen und sich diese immer wieder öffnete und schloss. Shatan schüttelte den Kopf. Es gab zu Vieles, was er über die Oberwelt nicht wusste. Seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatten sich einige Dinge verändert. Er machte einen Schritt nach vorn.
Ein Sonnenstrahl brach in diesem Moment durch die Wolkendecke und beleuchtete den Boden vor seinen Füßen. Shatan erstarrte. Vorsichtig lugte er unter dem Eingangsdach hervor. Über ihm sah man nichts
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