Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
wir müssen warten, bis es dunkel ist.‟
„Ihr wollt in der Nacht auf einen Friedhof?‟ Ahay murmelte ein kleines Gebet zu Besänftigung von Kali.
Tanika tätschelte seinen Arm. „Als Kali-Gläubiger solltest du aber keine Angst vor Geistern haben.‟
Er schüttelte den Kopf. „Ich warte hier auf euch.‟
„Auch gut. Was hältst du davon, wenn ich mich umsehe, Süße?‟ Tanika drehte sich auf dem Sitz. „Ich such das Grab, dann müssen wir nicht im Dunkeln jeden Stein abklappern. In der Zwischenzeit besorgt ihr was zu essen. Ich habe vorhin ein Drive In-Schild gesehen.‟
„Gute Idee‟, stimmte Lina zu.
Tanika stieg aus. Mit neckischem Hüftschwung und einem Winken tänzelte sie davon.
***
Sie machten sich gerade über einige Burger nebst Pommes her, als Tanika zurückkam. Sie riss die Beifahrertür auf und ließ sich ächzend auf den Sitz fallen.
„Und?‟
„Ich hab es gefunden. Gib mir mein Essen!‟
Sie riss Lina einen Becher Cola und die dazugehörige Tüte aus der Hand. Ohne aufzusehen, stopfte sie sich eine Handvoll Pommes in den Mund und nuckelte am Strohhalm. Derweil aßen die anderen ebenfalls in Ruhe. Sie hatten Zeit. Die Sonne würde erst in ein paar Stunden untergehen.
„So, jetzt. Also, ich hab das Grab gefunden‟, grinste Tanika. „Dieser Anderstedt, von dem Professor Mennebrecher gesprochen hat, ist in einer Gruft begraben. Ein schmuckes Gebäude übrigens. Und wir kommen dort nicht rein.‟
„Wieso?‟
„Wer auch immer die Grabpflege betreibt, ist auf Sicherheit bedacht. Da hängt ein Vorhängeschloss an einer Kette. Ohne Schlüssel kriegen wir das nicht auf.‟
Lina schoss einen Blick Richtung Shatan, der den Ausführungen gebannt folgte. Sie betrachtete seine breiten Schultern und erinnerte sich daran, was er mit Joshs Wagen gemacht hatte.
„Ich denke, das ist kein Problem.‟
„Was soll das heißen?‟
„Darum kümmert sich Shati. Er wird es öffnen.‟
„Kali ist auf seiner Seite‟, stimmte Ahay mit ein.
„Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.‟, konstatierte Tanika trocken. „Was machen wir mit dem Nachtwächter?‟
„Wie bitte? Davon hast du nichts gesagt, Nika!‟
„Du hättest mich ausreden lassen sollen, Süße.‟
Erbost wollte Lina aufbrausen, doch Shatan legte ihre eine Hand auf den Arm.
„Streitet nicht. Um den Wachmann kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Falls er uns nicht entdeckt, müssen wir uns darüber auch keine Gedanken machen.‟
„Danke, mein Hübscher.‟ Tanika gurrte Shatan frech an und zog einen provokativen Schmollmund, den Lina gar nicht lustig fand. „Also: Das Grabmal liegt am hinteren Ende des Friedhofs. Sollten wir hineinkommen, ohne dass wir auffliegen, besteht eine gute Chance, nicht im Knast zu landen. Was ich von außen sehen konnte, war eine gut erhaltene Steintreppe, die in den eigentlichen Grabraum führt. Dort unten ist Anderstedt begraben.‟
„Aber wo ist dann Silvester?‟
„Am Eingang der Gruft hängt eine Tafel. Auf der steht, dass Anderstedt ein berüchtigter Forscher war. Man sagt ihm einige unschöne Dinge während des Zweiten Weltkriegs nach. Jedenfalls soll er sich gewünscht haben, dass die Asche eines seiner Forschungsobjekte als Grabbeigabe mit ihm dorthinein kommt. Ich schätze, damit ist die Frage beantwortet.‟
***
Die letzten Friedhofsbesucher verließen das Gelände, als die Sonne gerade unterging und nur noch als orange-roter Schemen am Horizont leuchtete.
Shatan und seine drei Begleiter beobachteten aus sicherer Entfernung, wie der Wachmann das große schmiedeeiserne Tor schloss. Er wirkte jung und unerfahren. Sein Gesicht war bartlos, und die dunkelgraue Uniform mit der ebenso dunklen Mütze verstärkte den Eindruck. Der Mann ging pfeifend zu einem Gebäude, von dem Tanika erklärte, dass sich darin das Krematorium befand. Es war fensterlos.
Die drei nutzten die Gelegenheit und verließen das Fahrzeug. Shatan testete, ob er einigermaßen gehen konnte. Evangelina hielt ihm derweil den Schirm. Shatans Quastenschwanz peitschte wie die Rute eines neugierigen Hundes hin und her. Als Shatan sicher war, nicht umzukippen, nahm er Lina den Schirm ab und folgte Tanika, die bereits am Tor stand. Sie spähte durch das schwarze Eisengitter, nickte und zog es auf.
Erleichtert registrierte Shatan, dass es nicht quietschte. Um nicht Gefahr zu laufen, doch noch dem Wachmann zu begegnen, liefen sie zügig vom Eingangsbereich einen sandigen Weg entlang, der von
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