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Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen B. Kraft
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Ruhestätten aller Art gesäumt wurde. Es gab Wiesen- und Steingräber mit Ornamenten, Namensgravuren oder Figuren. Gut, dass Tanika vorher spioniert hatte. Sie steuerte zielsicher zu den Gruften.
    Shatans Sinne waren in Alarmbereitschaft. Er achtete auf jedes Geräusch ringsum, während er versuchte, beim Laufen nicht die Deckung des Schirmes zu verlassen. Jetzt von Gavarel an diesem Ort überrascht zu werden, so kurz vorm Ziel, wäre Ironie des Schicksals.
    Er hörte Tanikas leises Keuchen. Die kleine Frau war nicht gut in Form, hielt sich aber wacker. Seit er sie kannte, hatte sie sich nie beklagt. Ebenso wenig wie Evangelina, die nur erbost darüber war, dass er sich manchmal wie ein Rüpel aufführte. Ansonsten überraschte es Shatan immer wieder aufs Neue, wie sie die Situationen, in die sie ständig gerieten, meisterte. Er lächelte bei dem Gedanken.
    Der Geruch nach frischer Erde und Blumen lag in der Luft, vermochte aber nicht das beklemmende Gefühl zu vertreiben, das Besucher des Friedhofs unwillkürlich übermannte. Sogar Shatan spürte es.
    Ihre Schritte führten sie zu dem letzten Mausoleum, das am Ende des Weges aufragte. Wer auch immer den Bau einst in Auftrag gegeben hatte, hatte Geschmack besessen. Der oberirdische Teil bestand aus einer Kombination aus Sandstein und Plattenkalk. Shatan nickte anerkennend. Was Steine anbetraf, war er Fachmann, nicht nur wegen der unterirdischen Lage der Hölle. Mit Vergnügen erinnerte er sich an einen Architekten, dessen Seele Luzifer unbedingt hatte haben wollen. Der Mann hatte Wochen damit zugebracht, über die Herrlichkeit von Gestein zu dozieren, während Shatan ihn zu stetig steigenden Mengen an Alkohol verführte, bis der Mann endlich alle Hemmungen verlor und begann, seine Auftraggeber zu betrügen.
    Trotz des schwächerwerdenden Lichts sah Shatan, dass der Bau schlichter als die danebenstehenden Gebäude war. Klare Linien, wenige Verzierungen. Ein in Stein gehauener Namensschriftzug, der mit Gold abgesetzt war, deutete auf den wahren Reichtum des hier Begrabenen hin.
    Wie Tanika schon erwähnt hatte, hing neben dem schmiedeeisernen Gitter eine kleine Tafel, auf der das Leben des Toten kurz umrissen und die mysteriöse Grabbeigabe beschrieben war.
    Während die Frauen sich sichernd umsahen, fasste Shatan das Schloss und zerquetschte es zwischen seinen Fingern. Feiner Metallstaub rieselte zu Boden. Linas Freundin gab einen angemessen beeindruckten Laut von sich und zwinkerte Shatan verschwörerisch zu. Sie flüsterte Evangelina leise ins Ohr, doch Shatan verstand die Worte nicht. Nur die verräterische Röte, die seinem Schützling übers Dekolleté kroch, gab einen Hinweis auf den Inhalt.
    Bemüht, kein Geräusch zu verursachen, zogen sie das Gitter hinter sich zu. So würde es einer groben Überprüfung standhalten. Insgeheim fragte Shatan sich, wie Evangelina auf das Zusammentreffen mit Silvester III. reagieren würde. Falls sie in Panik geriet, rief sie womöglich lautstark nach dem Allmächtigen und lenkte damit Gavarels Aufmerksamkeit auf sich.
    Über eine steinerne Treppe gelangten sie hinunter in den Kapellenraum. Obwohl die Gruft schon alt war, gab es kaum Spinnenweben. Tanika hatte bereits die Vermutung geäußert, dass sich jemand besonders gut um den Erhalt des Gebäudes kümmerte. Dass dies nicht nur rein äußerlich geschah, war merkwürdig. Andererseits hatte Shatan die seltsamsten Menschen kennengelernt, seit er Herr über die Kesselräume der Unterwelt war. Schulterzuckend ging er weiter.
    Sie gelangten in eine große Halle. Ein Altar, auf dem ein Tuch ausgebreitet war, befand sich in der Mitte. Darauf stand eine brennende Grabkerze.
    „Sieht so aus, als käme regelmäßig jemand vorbei, um Anderstedt seine Aufwartung zu machen‟, wisperte Evangelina in sein Ohr.
    Shatan hatte gar nicht bemerkt, dass sie neben ihn getreten war. Ihr so nahe zu sein, löste unvermittelt den Kältereiz in seiner Brust aus, so dass er instinktiv zurückwich. Er sah ihr Stirnrunzeln, ging jedoch nicht darauf ein, sondern näherte sich einer weiteren Treppe, die ins Tiefgeschoss der Krypta führte.
    Ihre Schritte hallten laut in der unheimlichen Stille. Aus den Augenwinkeln registrierte Shatan, wie die beiden Frauen sich an den Händen fassten. Offensichtlich machte der tief verwurzelte menschliche Aberglaube beiden Frauen Angst, nachts auf einem Friedhof oder in einer Gruft herumzuschleichen.
    Shatan verbiss sich sein Grinsen. Jede dieser Frauen war mutiger als

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