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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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zumindest so etwas Ähnliches.»
    Der Schultheiß runzelte die Stirn. «Hä?»
    «Pater Nau, der Seelsorger von Liebfrauen, hat ihn bei sich. Er nimmt gerade wie besprochen einen Exorzismus bei ihm vor.»
    «Trotzdem reicht das natürlich nicht aus. Gestern Morgen waren drei Kaufleute aus Nürnberg und Augsburg bei mir. Sehr reiche Kaufleute, mächtige Herren. Wisst Ihr, was die von mir wollten?»
    Der Richter schüttelte den Kopf.
    «Personenschutz.»
    Heinz Blettner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    «Gibt es also doch etwas, das ihnen Schiss in den Hosen macht.»
    «Achtet auf Eure Worte. Ich hörte, es gibt da einen Zusammenhang mit einem Zauberbuch?»
    Krafft von Elckershausen ruckte mit dem Kopf ein Stück nach vorn.
    Heinz Blettner nickte. «Ja, das ist so ein Einfall von mir. Wir müssen herausfinden, ob es vielleicht in unserer Stadt einen geheimen Bund oder eine Bruderschaft gibt.«
    «Die Ermittlungen in diese Richtung könnt Ihr Euch sparen, Richter. In der Stadt gibt es keinen Geheimbund. Basta.»
    Heinz Blettner legte den Kopf schief. «Woher wisst Ihr das, mein Schultheiß?»
    «Ein Mann in meiner Position weiß alles Notwendige.»
    «Aha.» Richter Blettner nickte ehrfurchtsvoll und notierte sich in Gedanken, den Pater nach dem Geheimbund zu fragen. Immerhin kamen auch die reichen Kaufleute und Ratsherren zur Beichte zu ihm.
    «Heute kam gar ein Schreiben vom Erzbischof von Mainz. Ihr braucht gar nicht so das Gesicht zu verziehen», sprach der Zweite Bürgermeister weiter.
    «Ich kann mir schon denken, was in diesem Schreiben steht», murrte der Richter.
    «Ja, Ihr habt recht. Der Erzbischof droht wieder einmal, der Stadt das Messeprivileg zu entziehen. Wir müssen etwas tun. Dringend! Also, was schlagt Ihr vor?»
    Heinz Blettner stand auf und zog sein Wams gerade. «Kommt mit, Schultheiß!», bat er. «Ich möchte Euch etwas zeigen.»
    Krafft von Elckershausen maulte ein wenig. Ihm war heiß, er wollte nach Hause oder wenigstens im Haus der Alten Limpurg nebenan eine Kanne gekühlten Wein trinken. Doch der Richter ließ nicht locker. Wenig später gingen die beiden Männer durch das Messegetümmel die Neue Kräme hoch und kamen zur Liebfrauenkirche.
    «Was machen die Leute hier?», fragte der Schultheiß und sah sich auf dem sonst stillen Platz um. «Warum lungern sie vor der Kirche herum?»
    «Kommt näher, Ihr werdet es gleich sehen.»
    Vor der Kirche standen noch mehr Menschen als gestern. Der ältere Mann und die junge Frau mit dem Säugling standen wieder ganz vorn und kommentierten die Geschehnisse hinter den hölzernen Läden.
    «Ich glaube, es beginnt nun gleich», verkündete die junge Frau. «Ich kann schon den Weihrauch riechen.»
    «Wartet ab, erst muss es zur Vesper läuten.» Der alte Mann deutete in Richtung des St.-Katharinen-Klosters. Wie auf Befehl begannen dort die Glocken zu läuten. Der Alte schüttelte den Kopf. «Jeden Tag dasselbe, aber die Weiber lernen es einfach nie.»
    «Was geht hier vor?», fragte der Schultheiß diesmal sehr laut.
    Als die Menschen seine kostbare Kleidung und dieschwere Ratskette um seinen Hals sahen, wichen sie ehrfürchtig zurück und machten ihm Platz. Einige verneigten sich sogar. Nun standen der Richter und der Zweite Bürgermeister direkt vor den geschlossenen Holzläden, hinter denen der Exorzismus stattfinden sollte.
    Krafft von Elckershausen wandte sich an Blettner. «Was soll das? Warum stehen wir hier draußen wie die Tausendtagediener?»
    Beschwichtigend legte Heinz seinem Vorgesetzen eine Hand auf den Unterarm. «Nur einen Augenblick, bitte. Gleich gehen wir hinein.»
    Schon wehte wieder eine Weihrauchwolke durch die Menge. Der Schultheiß hustete und wedelte sich mit einer Hand vor der Nase herum.
    «Seid froh, Herr, dass es nur Weihrauch ist. Gestern hat es hier nach Schwefel gerochen», erklärte eine dicke Frau mit schmutziger Schürze.
    «Ruhe!», riefen die, die vorne standen. «Es fängt an!»
    «Was hört Ihr?»
    «Gebete. Der Pater ruft die Teufel an, die in dem Jungen wohnen.»
    «Wie macht er das?»
    «Wartet ab, ich spreche sie nach: ‹O Jehova, dich bitte ich durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, weil alle Macht und alle Hilfe, alle Stärke, alle Gewalt, alle Überwindung und aller Segen von dir kommt. Gib, Jesus, der du dieser Teufel Reich zerstörtest, dass wir auch durch dich die Geister zwingen und binden. Tanno et Coelum et Firmament et Planetarium et Terra qui Filii et Saneta Ego Filii Deus. Amen.›»
    Ein

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