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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Honigkuchenpferd.»
    Hella wollte nichts sagen. Ihre Probleme sollten bei ihr bleiben, aber die Freude war so groß, dass es aus ihr heraussprudelte: «Heinz betrügt mich doch nicht. Felicitas von Brasch ist nicht seine heimliche Geliebte. Der Kuss vor dem Römer und das Taschentuch mit ihren Initialen müssen eine andere Bedeutung haben.»
    «Was? Was? Was?» Jutta klang verwirrt.
    Hella strahlte noch immer. Sie schloss die Augen, holte ganz tief Luft und erzählte dann von ihren Ängsten und sogar, dass sie von zu Hause weggelaufen war.
    «Eigentümlich», wunderte sich Jutta. «Deine Mutter hat mir gar nichts davon erzählt. Na, gut. Aber jetzt erkläre mir noch einmal ganz in Ruhe, warum Felicitas von Brasch nicht die Geliebte deines Mannes sein kann.»
    «Weil sie ihr Gesicht mit Bleiweiß bestrichen hat, deshalb. Sie hat die Augenbrauen mit Kohlestücken nachgezogen und Gesicht, Hals und Brustansatz mit Bleiweiß eingestrichen.»
    «Aha. Da ist sie bei Gott nicht die Einzige in dieser Stadt. Das ist eine verbreitete Gepflogenheit, und zwar nicht nur in dieser Gegend. Gerade jetzt zur Messe kannst du sehen, dass alle möglichen Damen aus allen möglichen Ländern ihre Gesichter mit diesem Zeug beschmieren.»
    «Eben.»
    «Was eben? Kind, jetzt drücke dich doch mal so aus, dass ich dich verstehe!»
    «Heinz bekommt von Bleiweiß Ausschlag. Sofort. Eine winzige Berührung reicht aus, und sein ganzer Körper ist mit roten Pusteln bedeckt. Manchmal bekommt er dieschon, wenn er nur mit Frauen in einem Raum ist, die viel Bleiweiß benutzen. Damals, als er die Frauen aus dem Hurenhaus verhören musste, sah er aus wie Gustelies’ Kirschkuchen. Verstehst du? Er könnte Felicitas niemals in ihr Bleiweißgesicht küssen!»
    «Na, dann hast du ja nochmal Glück gehabt», erwiderte Jutta jetzt, legte ein Klümpchen auf die Goldwaage und hantierte mit winzigen Gewichten. Hella fand, dass die Geldwechslerin ruhig ein wenig mehr Anteilnahme an ihrem häuslichen Glück hätte zeigen können.
     
    «Könnt Ihr Euch in meine Lage versetzen?» Die Stimme Kraffts von Elckershausen klang schrill.
    Richter Blettner nickte sanft. Natürlich konnte er sich in die Lage des Schultheißen versetzen. Zumindest in Gedanken. Der bekam mindestens das Doppelte an Geld, hatte einen festen Sitz auf der vornehmsten Ratsbank, wurde zu jedem festlichen Bankett und natürlich zum alljährlichen Hirschessen eingeladen, saß im Dom auf der ersten Kirchenbank und brauchte nur mal ab und an im Rathaus vorbeizuschauen und konnte sich ansonsten um seine Angelegenheiten bekümmern.
    «Was nickt Ihr denn da?» Der Schultheiß brauste auf.
    «Ich wollte damit andeuten, dass ich mich sehr wohl in Eure Lage versetzen kann, Bürgermeister.»
    «Hmm. Und was folgt daraus?»
    Das willst du gar nicht wissen, dachte Heinz. Laut aber sagte er: «Wir werden unsere Anstrengungen natürlich verstärken.»
    «DAS REICHT MIR NICHT!!!» Krafft von Elckershausen hieb mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass das Tintenfass und die Löschsandbüchse einen Satz taten.
    Der Richter blieb ruhig, lehnte sich zurück und sah den Schultheiß abwartend an.
    Der beruhigte sich wieder, saß Heinz schwer atmend gegenüber und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum. «Also, was haben wir?»
    «Der Tote ist ein Juwelier aus Leipzig. Sein Name ist Zerfaß, der Vorname unbekannt. Ich habe bereits einen Boten mit einem Schreiben nach Leipzig geschickt, um mehr über den Mann zu erfahren. Wenn möglich, soll seine Frau herkommen und uns bestätigen, dass der Tote der Ihre ist. Auch seine Zunft habe ich angeschrieben und nach Feindschaften und Bedrohungen gefragt. Der Mann ist mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen wurden. Der Schädel brach dabei, und das brachte den Tod. Anschließend wurden ihm die Gliedmaßen vom Leib getrennt. Einschließlich des Kopfes.»
    Der Schultheiß schüttelte sich. «So genau will ich das nicht wissen, Blettner! Sagt mir lieber, was Ihr noch ermittelt habt.»
    «Wir kennen den Tatort nicht und wissen nichts über den Täter.»
    «Verdächtige?»
    Blettner hob die Schultern. «Nicht direkt.»
    «Was soll das denn heißen, Herrgott?»
    «Es gibt da den Jungen, der den Rumpf des Toten auf dem Schoß hatte und dessen Blut an seinem Mund.»
    «Na, das ist doch schon mal was.»
    «Er ist verrückt, war aber bisher niemals gewalttätig. Ich bin sicher, dass er es nicht gewesen ist.»
    «Wo ist der Kerl jetzt?»
    «In Gewahrsam. Oder

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