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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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Sie kannte Frau Zeisig, seit sie denken konnte. Sie war eine einsame, unselbstständige Person, ohne Arbeit, ohne Freunde, ohne Hobbys. Sie hatte nur Daniel – bis jetzt.
    Durch die Rolllädenschlitze drang noch genug Licht und Ela musste die Lampe nicht anmachen. Sie setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl. Auch durch die geschlossenen Fenster waren die Türen und das wegfahrende Polizeiauto zu hören. Dann herrschte wieder Stille. Ela machte den Computer an und schrieb eine verzweifelte Mail an ihre Mutter. Ihre Eltern waren in Dubai auf einer der Baustellen ihres Vaters. Unerreichbar, ohne Handynetz. Bis sie die Mail lesen würde, war Daniel wahrscheinlich schon beerdigt. Egal. Sie schickte den Hilferuf ab, in der Hoffnung, dass sie vielleicht früher nach Hause kämen, zumindest Mama.
    Ela starrte auf die Rollläden. In ihrer Kehle steckte ein Schrei, der nicht rauskonnte. Sie war zugeschnürt von viel zu vielen Fragen und von Fassungslosigkeit.
    Duschen! Ja, das war eine gute Idee. Sie zog sich aus, ging ins Bad und stellte sich unter die heiße Dusche. Trotz des Wassers hielt sie ihre Augen offen, um die Bilder fernzuhalten. Sie ließ den Strahl auf ihren Nacken prasseln. Die Wärme tat ihr gut. Als sie nach unten schaute, sah sie, wie rotes Wasser um die Löcher des Ausgusses kreiste und in die Kanalisation drängte. Verdünntes Blut. Daniels Blut. Wieder überfiel sie ein Würgreiz und sie schaute schnell nach oben. In dem Moment sah sie durch den milchigen Duschvorhang eine Gestalt näher kommen.
    Â»Michaela? Bist du das?«
    Tante Waltraud. Kaum zu glauben, dass sie sich einmal über ihre Gegenwart freuen würde.
    Â»Ja, ich bin unter der Dusche.« Ela räusperte sich. Ihre Stimme klang noch immer fremd.
    Â»Geht es dir gut?«
    Â»Ja«, log Ela.
    Â»Heute war die Polizei bei den Nachbarn. Hast du das gesehen?«
    Â»Ja.«
    Â»Was war denn da los?«
    Oh Gott! Sie konnte doch jetzt nicht mit Tante Waltraud über die Geschehnisse von heute Morgen sprechen! Lügen? Schweigen? Der Wasserstrahl massierte ihre Kopfhaut.
    Â»Na ja, ist auch egal. Ich kenne hier eh niemanden.«
    Ela atmete auf. Die Chancen standen gut, dass ihre Tante nichts erfahren würde. Sie war nur hier, um sich um ihre Mutter und auch ein wenig um sie zu kümmern, während Mama und Papa weg waren. Sie kannte tatsächlich niemanden und niemand kannte sie.
    Ela drehte das Wasser ab und erwartete, dass ihre Tante das Bad verlassen würde. Aber sie blieb und Ela wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Also trat sie trotz ihrer unangenehmen Anwesenheit aus der Dusche. Tante Waltraud hielt ihr fürsorglich ein großes Handtuch hin. Ihre braunen, mittellangen Haare hatte sie wie immer vorne hoch toupiert und hinten im Nacken zusammengebunden. Der Geruch ihres Haarsprays erfüllte den Raum.
    Â»Alles klar bei dir?«
    Â»Ja, warum?«
    Â»Du siehst ein bisschen blass aus.«
    Â»Ich habe nicht viel geschlafen, das ist alles.«
    Â»War’s denn schön bei Caro?«
    Â»Na klar. Wie immer«, komplettierte Ela ihre gestrige Lüge.
    Sie trocknete sich ab und rubbelte sich die Haare trocken, während Tante Waltraud fröhlich drauflosplapperte:
    Â»Ach, das kenne ich. Ich war ja auch mal jung. Mein Gott, was habe ich gefeiert. Eine schöne Zeit war das, eine wirklich schöne Zeit …«
    Sie folgte Ela in ihr Zimmer und zog die Rollläden hoch. »Kindchen, weißt du eigentlich, wie schön es draußen ist?« Während sie weiterplapperte, lehnte sie sich gegen die Wand und schaute Ela dabei zu, wie sie sich Anziehsachen aus ihrem Schrank holte. Ela betrachtete sich kurz im Spiegel. Sie war fast einen ganzen Kopf größer als Tante Waltraud, dazu noch spindeldürr und busenlos, ein trostloser Anblick. Zudem sah sie tatsächlich blass aus, ihre Augen lagen tiefer als sonst in ihren Höhlen und ihre Haare sahen aus wie …
    Â»Pumuckl, kommst du?«
    Â»Ja!«, rufe ich schnell aus dem Fenster.
    Ich sage immer Ja, wenn Daniel mich ruft. Meistens will er mir was von einer neu entdeckten Band vorspielen oder er braucht jemanden zum Reden. Und Pumuckl darf nur er zu mir sagen. Für alle anderen heiße ich Ela.
    Pumuckl bin ich nur für Daniel.
    Â»â€¦ wieder nur die Hälfte gegessen, es ist zum Verzweifeln. Sie kann mich einfach nicht leiden. Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«
    Natürlich

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