Hoellenprinz

Eltern, das heute verständlicherweise etwas länger ausgefallen war, setzte sich Ela ins Baumhaus. Seit Daniel mit Caro zusammengekommen war, hatte sie es gemieden, weil es zu sehr von gemeinsamen Momenten mit ihm gefüllt war, mit Gelächter, Tränen, Enttäuschungen, Spielen … mit den Höhen und Tiefen von zwei Kindheiten.
    Auch für sie war das Haus mittlerweile zu klein geworden, Papa hatte es im letzten Herbst schon abbauen und zu Kaminholz kleinhacken wollen. Aber das hatte Ela gerade noch verhindern können.
    Sie saß am Eingang, ließ ihre Beine baumeln und checkte ihr Handy. Am Nachmittag hatte sie eine SMS bekommen, aber noch nicht gelesen.
    Hallo Ela, wo bist du? Ist alles klar bei dir?

    Mirko! Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte den einzigen Menschen, der die ganze Zeit zu ihr gehalten hatte, verdächtigt. Irgendwann werde ich mir das Kapitel Vertrauen vornehmen müssen, dachte sie, aber nicht jetzt. Jetzt tu ich es einfach!
    Mir geht es gut. Gehst du morgen mit mir Eis essen? schrieb sie zurück.

    Und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Alles, was du willst :-)

    Ela lächelte. Es kam Wind auf und plötzlich, sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, fing es an zu schneien. Sie brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass es die Kirschbaumblüten aus Daniels Garten waren, die wie Schneeflocken durch die Luft wirbelten. Ela schaute in den Himmel. Sie kam sich albern vor und doch rief sie: »Das gilt aber nicht. Im Winter musst du es richtig schneien lassen!«
    Â»Was hast du gesagt?«, fragte Papa, der den lauen Sommerabend anscheinend auf der Terrasse verbrachte, was Ela nicht gewusst hatte.
    Â»Schon gut«, rief Ela zurück. »Ich meinte nur. Wenn du noch Brennholz brauchst, für mich ist das Baumhaus jetzt auch zu klein geworden.«
    Â»Alles klar. Komm jetzt rein. Es ist schon spät.«
    Â»Ja«, sagte Ela und sprang mit einem Satz vom Baum herunter.