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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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Die Musik dröhnt viel zu laut aus dem Gettoblaster. Eine Gruppe Abiturienten grölt neben uns mit. Der Alkohol verschmilzt alles zu einem einzigen großen Klangteppich. Wir tanzen, langsam, viel zu langsam. Unsere Schritte passen nicht zur Musik. Seine Hände streichen sanft meinen Rücken rauf und runter und halten mich dann wieder fester. Ich will meine Hände auch bewegen, doch ich schaffe es nicht. Wie festgetackert liegen sie auf Mirkos Schultern. Ich wippe mit den Füßen immer auf und ab, wie das Pendel einer Uhr auf und ab. Ohne Mirkos festen Griff würde ich umfallen. Er tut gut, er beruhigt, er gibt Halt. Mein Blick fällt auf Daniel und Caro. Sie sitzen am Lagerfeuer. Er raucht mit der einen Hand und hat die andere mit der Handfläche nach oben auf Caros Oberschenkel gelegt. Sie liest ihm aus der Hand. Mein Hals schnürt zu. Eifersucht. In meinem Magen brodelt dieses verhasste Gefühl und ich ärgere mich über mich selbst! Sie sagt ihm gerade, dass er ein langes Leben haben und glücklich sein und viele Kinder bekommen wird, blablabla. Ich versuche, woanders hinzuschauen, und finde den Mond. An ihn klammere ich meinen Blick, bis wir uns so weit gedreht haben, dass ich die beiden nicht mehr sehen kann. Meine Hand löst sich aus der Starre. Langsam rutscht sie Mirkos Rücken runter. Er reagiert sofort, drückt mich näher an sich. Ich höre nicht nur die Luft durch seine Nase strömen, ich spüre sie auch an meinem Ohr. Etwas in mir ruft, sofort damit aufzuhören, ihn gehen zu lassen. »Du nutzt ihn aus!« – »Du willst ihn nicht!« Es ist das klägliche Fiepen meines schlechten Gewissens. Scheiß drauf! Jetzt bewege ich auch meine andere Hand. Wir streicheln uns. Er ist zärtlich, küsst mein Ohr. Vielleicht will ich ihn ja doch. Oder bald. Vielleicht kann man sich zwingen, jemanden zu wollen? Wenn man sich ganz fest anstrengt? Er küsst meine Wange, ich drehe meinen Kopf weg. Ich will ihn nicht küssen. Mein Mund ist trocken. Ich habe Hunger. Mir tun die Füße weh. Jemand hat Heavy Metal aufgelegt. Ich schließe die Augen, weil man die Ohren nicht schließen kann. Ich klammere meine Arme um Mirkos Hals, um nicht in den Abgrund zu stürzen. Er hört auf, mich zu streicheln, hält mich fest, flüstert mir was ins Ohr, das ich nicht verstehe. Ich werde getragen. Dann stehe ich an der Kuchentheke, lache, esse. Küssen wir uns? Plötzlich sitze ich auf einer Isomatte schräg hinter Daniel und Caro. Mirko sitzt hinter mir, seine langen Beine um mich geschlungen. Er redet mit jemandem. Ich sehe nicht, mit wem. Er lacht. Ich bin unglücklich und will glücklich sein. Darum lache ich mit, viel zu laut. Die Musik fängt an zu leiern. Jemand sagt, dass die Batterien alle sind. Keiner hat neue dabei. Es wird still. Nur das Knistern des Feuers. Daniels Hand in Caros Nacken, mein Blick auf Daniels Hand, eine Gitarre. Wie schön. Warum kann ich nicht in Mirko verliebt sein? Die Frage sitzt wie ein Stachel in meinen Gedanken. Alles wäre so viel einfacher. Ich kämpfe gegen die Tränen. Ich lehne mich zurück, aber er ist nicht mehr da, es ist kalt an meinem Rücken. Wo ist Mirko? Eine Wodkaflasche ist in meiner Hand und der Platz neben Daniel ist frei …
    Hier brach der Film ab. Als Nächstes erinnerte sie sich an den krabbelnden Käfer und das Aufwachen im Wald. Als hätte ihr Gehirn ein Stück von der Festplatte gelöscht. Zwischen Daniel auf der Isomatte und dem Käfer auf ihrer Wange war nichts, einfach nur ein harter Schnitt.
    Warum war Mirko plötzlich verschwunden? Irgendetwas hatte er ihr gesagt. Am Buffet. Richtig. Sie hatten Reste gegessen. Ela dachte angestrengt nach. Worüber hatten sie gesprochen? Dass er nicht mehr lange bleiben konnte, weil er am nächsten Tag mit seinem frischen Führerschein eine lange Strecke fahren musste. Familientreffen. Stimmt. Das hatte er erzählt. Ela erinnerte sich an ihre Enttäuschung. Sie hatte sich gefreut, ihn zu sehen, zumal es keine Selbstverständlichkeit war, weil er auch kein Abi gemacht hatte. Warum war er überhaupt da gewesen? Er wohnte in der Nähe, gab sie sich selbst die Antwort. So war es. Er hatte einfach nur mal kurz vorbeischauen wollen. Natürlich, er hatte ihr seinen Pulli dagelassen, damit sie nicht fror. Es war Mirkos Pulli, den sie mit Daniels Blut beschmiert hatte und der nun in irgendeinem Labor

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