Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
seiner Bude
geistert dessen Bullenkollege rum. Das sich garantiert anschließende Klärungsgespräch
stelle ich mir überaus heiter vor.«
»Kein schlechter
Einwand«, gab Hain kleinlaut zu.
»Das will
ich meinen. Also komm, lass uns abhauen.«
»Wenn ich
wenigstens einen Blick in die Garage werfen dürfte«, machte der Oberkommissar einen
letzten Versuch. »Dann wüssten wir wenigstens, ob er mit seinem Auto unterwegs ist
oder nicht.«
»Schoppen-Erich
ist garantiert nicht mit seinem Auto unterwegs, weil er gar keinen eigenen Wagen
hat. Er hat nämlich schon seit mehr als zehn Jahren keinen Führerschein mehr.«
»Was?«
»Aber das
hängst du nicht an die große Glocke. Verstanden?«
»Ja, klar.
Aber warum …?«
»Das erkläre
ich dir mal an einem langen Winternachmittag, wenn wir nichts zu tun haben und uns
brutal langweilen. Aber nicht jetzt und nicht heute, weil ich nämlich zurück zu
meiner Frau will.«
Hain griff
zum Zündschlüssel, zog jedoch die Hand wieder zurück und blickte nach rechts.
»Was ist
denn jetzt noch, Thilo?«
»Einen Versuch
noch, dann fahren wir sofort los.«
»Du wirst
nicht in das Haus eindringen, und darüber diskutiere ich auch nicht mehr.«
»Jetzt reg
dich nicht so künstlich auf, das ist garantiert schlecht für deine Rekonvaleszenz.«
Damit zog
der junge Polizist sein Mobiltelefon aus der Sakkotasche und wählte eine Nummer.
»Du raubst
mir noch den letzten Nerv, Junge«, nölte Lenz, sichtlich angefressen.
»Und du
solltest besser im Bett liegen und dich …
Thilo Hain
hier, grüß dich, Uli. Ich brauche eine Information von dir. Und zwar, ob über euch
gestern oder heute eine Fahrt …«
Der nun
wieder ruhiger wirkende Lenz hörte seinem Kollegen mit großem Erstaunen bei dessen
Telefonat mit der Taxizentrale zu.
»… also
gab es gestern Abend um 20:33 Uhr tatsächlich einen Fahrauftrag. Kannst du mir vielleicht
auch noch sagen, wohin die Reise ging?«
Es gab eine
kurze Pause.
»Wo genau
ist das denn?«
Wieder ein
paar Augenblicke, in denen er der Erklärung vom anderen Ende der Leitung lauschte.
»Vielen
Dank, du hast mir sehr geholfen, Uli. Bis dann.«
Hain sah
triumphierend nach rechts, während er sein Telefon zurück in die Jacke schob.
»Alle Achtung!
Aus dir wird vielleicht doch noch mal ein guter Bulle.«
»Ich bin
längst einer von den ganz guten, also spar dir deine bescheuerte Ironie.«
»Stimmt,
das war doof, entschuldige. Wo hat er sich hinbringen lassen?«
»In den
Fuldablick.«
»Wo ist
das denn? Hier in Kassel?«
»Ja. Am
Wolfsanger draußen.«
Lenz sah
lange auf den Bungalow, in dem der OB lebte, bevor er wieder etwas sagte.
»Das war
jetzt echt klasse, Thilo, und das meine ich ganz ehrlich. Auf die Idee wäre ich
nämlich nicht gekommen.«
Hain sah
wieder nach rechts, konnte diesmal jedoch nichts in der Mimik seines Beifahrers
erkennen, das auf eine Verlade hindeutete.
»Du meinst
das ernst?«
»Klar!«
»Dann verzeihe
ich dir deinen Lapsus von eben.«
Er startete
den Motor.
»Aber mal
ganz im Vertrauen, was hilft es uns, dass wir wissen, wo Schoppen-Erich sich gestern
Abend hat hinfahren lassen?«
»Gute Frage.«
Ohne zu
antworten drehte Hain den Zündschlüssel wieder nach links, zog erneut sein Telefon
aus der Jacke, drückte ein paar Mal auf dem Bildschirm herum und hielt das Gerät
kurze Zeit später in die Mitte, sodass sie beide etwas erkennen konnten.
»Hier kannst
du sehen, wer in dem Haus, vor dem unser OB aus dem Taxi gestiegen ist, einen Telefonanschluss
hat. Vielleicht haben wir ja Glück, und einer davon ist ein anderer berühmter Politiker,
mit dem Erich Zeislinger bis in die frühen Morgenstunden gesoffen hat, woraufhin
die beiden den Tag Arm in Arm verpennt haben. Demzufolge müssten wir nur kurz diesen
potenziellen Saufkumpan anrufen, um den Verbleib unseres allseits beliebten Stadtoberhauptes
zu klären.«
»Das hast
du jetzt aber richtig schön gesagt!«, lobte Lenz seinen Kollegen, während er seine
Lesebrille aus der Jackentasche kramte, sie aufsetzte und die Informationen auf
dem kleinen Monitor las. »Allerdings kenne ich niemanden, der dort wohnt; und ob
ein berühmter Politiker darunter ist, kann ich dir noch viel weniger sagen.«
»Dann«,
zuckte Hain mit den Schultern und steckte das Telefon weg, »hilft es nichts, dann
müssen wir dorthin fahren.«
»Zum Wolfsanger?«,
echauffierte Lenz sich augenblicklich. »Warum das denn? Ich will zurück zur Galerie.«
»Ach, nun
stell dich mal nicht
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