Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
gemacht. Nun standen alle
um verschiedene Stehtische verteilt und unterhielten sich angeregt miteinander,
nur Maria und ihre Geschäftspartnerin hatten sich in eine Ecke verzogen.
»Meinst
du, es hat ihr gefallen?«, wollte Bettina Reichelt wissen.
»Wie könnte
es nicht? Immerhin haben sie und ihr Team den Rahmen, in dem wir uns bewegen konnten,
bis auf den letzten Millimeter vorgegeben.«
»Ach, komm«,
widersprach ihre Freundin, »so schlimm war es nun auch wieder nicht. Und mit vielen
Verbesserungsvorschlägen, die wir gemacht haben, konnten wir uns doch durchsetzen.«
»Das stimmt.«
Bettina
Reichelt nippte an ihrem warmen Sekt.
»Hast du
etwas von deinem Mann gehört?«
»Welchen
meinst du? Den aktuellen oder den verflossenen?«
»Sowohl
als auch.«
»Nein, keine
Neuigkeiten. Weder von dem einen noch von dem anderen.«
»Die da
drüben haben das alle ziemlich gut totgeschwiegen.«
»Na ja,
ist ja auch schon peinlich, so was. Und dass Erich und ich mal verheiratet waren,
hat es sicher nicht besser gemacht.«
»Den Typen,
der an seiner Stelle aufgetaucht ist, finde ich total unsympathisch.«
»Ich auch.
Und das war noch nie anders.«
Wie auf
Bestellung tauchte Helmut Sobotzyk auf, einer der Referenten des OB.
»Hallo,
Frau Zeislinger. Oder tragen Sie mittlerweile einen anderen Namen?«
»Hallo,
Herr Sobotzyk. Kann ich etwas für Sie tun?«, überging Maria seine dreiste Frage.
»Ach, eigentlich
nicht. Wir sind nur alle in Sorge, weil wir nicht wissen, wo unser Boss steckt.«
»Ich will
mich mal um die anderen Gäste kümmern«, murmelte Bettina Reichelt und trat zur Seite.
»Lassen
Sie sich durch mich bitte nicht vertreiben«, flötete Sobotzyk ihr honigsüß hinterher.
»Nein, nein,
ich muss sowieso noch etwas mit dem Regierungspräsidenten besprechen«, log sie.
»Ich habe
auch noch zu tun«, beschied Maria ihn höflich und wollte ebenfalls gehen, doch Sobotzyk
stellte sich ihr mit einer schnellen Bewegung in den Weg.
»Was soll
denn das, Herr Sobotzyk?«
Der Referent
ihres Exmannes sah sie mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen an.
»Wir alle
im Rathaus hätten es lieber gesehen, wenn Sie Ihren Mann nicht verlassen hätten,
Frau Zeislinger.«
Maria sah
ihm fest in die Augen und lächelte.
»Schön,
das zu hören, ich nehme es mal als Kompliment. Aber leider ließ es sich nicht einrichten.«
Sobotzyk
formte seine Lippen ebenfalls zu einem Grinsen.
»Das ist
mir klar. Allerdings ist mir auch bewusst, dass Ihr ehemaliger Mann und unser oberster
Dienstherr seit der Scheidung nicht mehr der Alte ist. Und das bedauert das ganze
Rathaus.«
»Es stimmt
mich traurig, wenn Sie das sagen, Herr Sobotzyk, doch kann ich leider nichts an
dieser Situation ändern.«
Sie hob
die rechte Hand und drehte sie mit abgespreiztem kleinem und mittlerem Finger, sodass
sein Blick auf den silbernen Ring fallen musste, den sie trug.
»Ich habe
mich, wie Sie vorhin so treffsicher vermutet haben, anderweitig vermählt. Deshalb
heiße ich seit ein paar Wochen auch nicht mehr Zeislinger, sondern Lenz.«
Ihrem Gegenüber
fror das Lachen ein.
»Das ging
ja schnell«, murmelte er.
»Stimmt,
das ging wirklich schnell. Aber ich wüsste wirklich gern, was Sie das eigentlich
angeht.«
Sobotzyk
wirkte, als hätte ihn Marias Information ein wenig aus der Bahn geworfen.
»Eigentlich«,
beantwortete er ihre Frage mit Verzögerung, »interessiert mich Ihr Privatleben gar
nicht. Nicht mehr jedenfalls. Mich interessiert eher, wo ich meinen Boss finden
kann, und in diesem Zusammenhang glaube ich, dass Sie mir vielleicht helfen könnten.«
»Das«, erwiderte
Maria mit einem traurigen Kopfschütteln, »kann ich aus Mangel an Informationen beim
besten Willen nicht, Herr Sobotzyk. Selbst wenn ich es wollte und selbst wenn ich
Sie leiden könnte, was beides nicht der Fall ist.«
Damit drängte
sie sich an ihm vorbei und wollte auf eine Gruppe Frauen zugehen, die sich um einen
der Stehtische drängten, wurde jedoch vom Surren ihres Telefons aufgehalten.
»Hallo,
Paul«, meldete sie sich nach einem kurzen Blick auf das Display. »Habt ihr was rausgefunden?«
7
»Hierher!«, brüllte Hain dem Notarzt
entgegen, der sich mit einem schweren Koffer in der rechten Hand aus dem Fahrstuhl
drängte. Direkt hinter ihm befand sich eine Rettungsassistentin, die ebenfalls einen
schweren Aluminiumkoffer schleppte.
Die beiden
stürmten in die Wohnung, wo Hain neben dem OB stand und wild mit den Armen fuchtelte.
»Er lebt.
Zwar
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