Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
konnte diese Hitze nicht mehr ertragen. In Deutschland begann gerade der Frühling, und hier herrschten 28 Grad – nachts. Ich suchte mein Feuerzeug, es befand sich in meiner Hosentasche. Die Tüte brannte. Ich zog, noch einmal. Der blaugraue Dunst schwebte langsam zur Decke. Ich war voll und ganz mit mir und der Welt zufrieden.
Es war mein erster Urlaub in diesem tropischen Paradies. Eine Biker-Szene gibt es hier nicht. Dafür leben hier zu wenige Menschen. Seit einiger Zeit sind auch meine Brüder hier zu Hause. Und Geschäfte müssen gemacht werden – überall. Mit Kokain machten meine Brüder hier ein gutes Geschäft.
Marihuana und Haschisch liefen nicht so gut. Das Koks, das sie verkaufen wollten, wurde in Würstchen-Form verpackt und dann in die Rahmen der Motorräder gesteckt. Hier, in dieser Werkstatt, wurden die Rahmen auseinandergesägt – in jedem zwei bis drei Kilo reinstes Kokain. Es wurde auf neun Kilo gestreckt, danach portioniert. Ein Rahmen machte neuntausend Portionen. Verkaufswert: 270 000 Dollar.
Zwölf Tage blieb ich im weißen Paradies. Obwohl ich nicht kokse, mag ich diesen Ort. Sonne, Strand, Meer und die Frauen – ein Traum. Wir zogen fast jeden Abend los. Meine Brüder holten mich mit einem Speed-Boot vom Nobelhotel ab und zeigten mir ihre Heimat. Wir fuhren über das türkisfarbene Meer, legten an schneeweißen Stränden an, wo keine Touristen hinkamen. Nur wir: kräftige Männer mit Kutten, dazu ein paar Mädels in knappen Bikinis. Bier, Cola und Sonne. Wir feierten bei rhythmischer Musik. Die Mädels hatten einen unglaublichen Tanz drauf: leicht bekleideter Sex zu Musik. Es war traumhaft.
Vier Tage vor meiner Abreise war ich mit der Harley unterwegs, die mir meine Brüder vor mein Hotel gestellt hatten. Ich wollte zum Clubhaus fahren. Meine Kutte flatterte im Wind, ich träumte vor mich hin. Hinter mir hupte ein Auto, bestimmt dreimal. Ich schaute in den Rückspiegel, sah einen Jeep und fuhr zur Seite. Die Straßen hier waren nicht sehr breit. Der Jeep überholte mich. Am Steuer saß eine Frau im Bikini, kakaofarbene Haut, blond gelockte Haare, schneeweiße Zähne. Sie lachte zu mir rüber. Ich war überwältigt: Welch eine Schönheit! In Gedanken vertieft vergaß ich, auf die Straße zu achten. Ich bügelte fast in die Palmen.
Fünfzehn Minuten später – ich hatte mich gerade wieder gefangen – kam ich am Clubhaus an. Meine Brüder hatten eine Party geplant. Nach und nach füllte sich das Haus. Die Musik wummerte in den Boxen. Alle waren bestens drauf: Sie tanzten, rauchten Joints, tranken Bier und Cocktails. Ein Spiegel mit Kokain ging herum.
Beim näheren Betrachten sah ich, dass er von unten beheizt war, diese Technik kannte ich noch nicht. Meine Brüder erklärten mir, dass dies eine Eigenkonstruktion aus Holland sei. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit war er beheizt, damit das Kokain nicht verklumpen konnte. Die Deckenventilatoren knirschten leise bei jeder Umdrehung. Mir war heiß. Ich ging nach draußen, setzte mich auf das Ledersofa vor dem Clubhaus: frische Luft, Ruhe.
Ich saß keine zwei Minuten, da fuhr der Jeep auf das Gelände, parkte zehn Meter neben mir. Sie saß am Steuer, neben und hinter ihr drei weitere Mädels. Ohne die Türen zu öffnen, sprangen sie aus dem Wagen. Mein Blick galt nur der einen: ihre traumhaften Beine, ihr schönes Gesicht – wie gemalt. Sie trug ein dünnes Kleidchen, und in ihrem Haar steckte eine blaue Blume. Ich war hin und weg. Als die Mädels ins Clubhaus gingen, zwinkerte sie mir erneut zu. Ich fragte einen meiner Brüder, wer die Blonde mit den gelockten Haaren und den schneeweißen Zähnen sei. Er lachte mich an und sagte, dass sie eine gute Bekannte sei, eine Schwedin mit karibischen Wurzeln. Ich ging wieder tanzen. Die Stimmung war großartig. Viele Brüder sprachen mich an und wollten wissen, wo ich in Deutschland wohne und was ich so mache. Ich musste ihnen meine Tattoos zeigen – die auf meinen Armen, das am Hals, das an meiner Wade. Sie staunten nicht schlecht, weil sie sich der Bedeutung der Tattoos bewusst waren. Zum Beispiel dürfen die Dead-Heads, die ich auf meinen Handflächen trage, sich Member nur stechen lassen, wenn sie mindestens fünf Jahren zum Club gehören.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, stand die Blonde vor mir. Melina hieß sie, und sie fragte mich auf Englisch, ob ich mit ihr tanzen wolle. Klar wollte ich! Wir zogen los, tanzten den Merengue. Alle schauten uns zu, jubelten und klatschten. Nach einiger
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