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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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fünfzig Jahre alt, so groß wie ich, aber nur halb so breit. Unter seinem dunklen Sakko trug er ein Shirt und eine Jeans. Er begann zu reden. Seine Stimme war ruhig. Sachlich erklärte er mir, dass ich ihm alles erzählen müsste. Er wollte wissen, von welchen Straftaten ich wusste und wo die Clubwaffen aufbewahrt wurden.
    Dieser Mann wusste ganz genau, dass ein Hells Angel niemals auspackt. Kein einziger Satz darf über den Club in die Öffentlichkeit gelangen. Unsere Verpflichtung ist das Schweigen. Jeder schweigt. Verrat wiegt schlimmer als Mord. Und ich sollte jetzt mein ganzes Leben verraten – meine Überzeugung, meinen Club, meine Brüder.
    Der Staatsanwalt erklärte mir, dass wir die Polizei einschalten müssten. Er würde mir zwei vertrauenswürdige Beamte des Zeugenschutzes vermitteln, mit denen ich mich treffen sollte. Nur so sei ein Schutz meiner Schwester möglich. Ich musste dem Staatsanwalt vertrauen, denn es ging in diesem Fall nicht um mich, sondern um das Leben meiner Schwester. Ich ließ für sie mein Leben und begab mich in die Hände meiner grünen Erzfeinde.
    Mir wurde schlecht, sobald ich auch nur einen Gedanken daran verlor, mit den Bullen zusammenzuarbeiten. Doch ich musste es tun. Ich musste kooperieren.

LEHRJAHRE

Schulzeit
     
    Ich war zwölf, als ich das erste Mal zuschlug, und besuchte die Gesamtschule in Kassel. Es geschah in der großen Pause. Wir befanden uns gerade auf dem Schulhof, als ein Mitschüler zu mir kam. Er hielt einen Vogel in der Hand, eine Schwalbe. Freudestrahlend zeigte er mir das Tier. Dann nahm er seine rechte Hand und riss dem Tier den Kopf ab – einfach so. Der Vogel war sofort tot. Ich sprang dem Typ an die Gurgel und schlug ihm mit der Faust so stark aufs Maul, dass er umfiel. Natürlich wurden wir anschließend zum Direktor gerufen. Bestraft wurde ich für diesen Schlag nicht, aber von nun an hatten alle Respekt vor mir.
    Ich ließ mir nie etwas gefallen – nicht von meinen Mitschülern, nicht von meinen Lehrern. Ungerechtigkeiten sühnte ich sofort.
    Einige Zeit später rief der Direktor meine Eltern zu sich. Er wollte mich nicht mehr an seiner Schule sehen, weil der Vorfall mit dem Vogel nicht der Einzige dieser Art war. Ich musste auf ein Privatgymnasium. Meine Eltern sahen darin meine letzte Chance. Sie hofften, dass ich einen Schulabschluss mache und später eine Lehre beginne. Ich wollte sie nicht enttäuschen.
    Mein Vater war Verkaufsdirektor. Meine Mutter war, als ich noch klein war, Hausfrau, später im öffentlichen Dienst beschäftigt. Als ich sechzehn Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden. Doch auch danach hielten wir weiter regelmäßigen Kontakt. Geburts- und Feiertage verbrachten wir immer gemeinsam als Familie – auch dann noch, als mein Vater eine neue Frau kennengelernt hatte. Uns konnte nichts trennen.
    Nach der mittleren Reife begann ich eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker, die ich auch abschloss. Die Lehre war zwar ziemlich interessant, aber nicht mein Ding. Ich wollte Geld verdienen – viel Geld. Mir war klar, dass ich das nicht schaffen würde, wenn ich acht Stunden am Tag die Radio- und Fernsehgeräte anderer Menschen reparieren und mir zudem noch deren Probleme anhören musste.

Strafdienst
     
    Kurz nach meinem 18. Geburtstag bekam ich einen Brief von der Bundeswehr. Ich wurde gemustert, für tauglich befunden und für achtzehn Monate eingezogen. Meine neue Arbeitsstätte war das Raketenartillerie-Bataillon in Treysa, wo ich für die Raketen zuständig war. Damals hasste ich das wie die Pest. In meinen drei Monaten Grundausbildung kam ich nur zweimal nach Hause, den Rest der Zeit hatte ich Strafdienst.
    Während die meisten Soldaten zu Hause auf ihren Freundinnen lagen, durfte ich mit zwei Kameraden die Toiletten schrubben. Anschließend hatten wir Freizeit. Bei einem Strafdienst kamen wir auf die Idee, in der Stube Würstchen zu grillen. Da wir keinen Grill besaßen, stellten wir einfach zwei Stühle aneinander und darauf ein abgesägtes Ölfass. Einer von uns hatte Holzkohle dabei, der andere Spiritus. Ich machte das Feuer. Auf das Ölfass hatten wir das Gitter eines Fußabtreters gelegt, wo die Würste drauf sollten. Wir setzten unsere Gasmasken auf und warteten, bis die Kohle glühte. Doch bevor wir unsere Würstchen genießen konnten, rückte die Feuerwehr an. Am folgenden Wochenende hatten wir wieder Strafdienst.
    Noch schlimmer als die Strafdienste waren die Manöver. Mir stehen heute noch die Haare

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