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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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begrenzten.
    McCullough blieb plötzlich stehen. »Es ist in der Tat ein
Mysterium
«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich bin darüber gestolpert, als ich an einem Aufsatz arbeitete, in dem es um die ethischen Aspekte davon ging, einer Geheimgesellschaft anzugehören.«
    »Interessantes Thema«, sagte Paul.
    »Das dachte ich mir auch. Man muss nämlich gar nicht einer Verschwörung angehören, die die Weltherrschaft an sich reißen will, um sich ethisch fragwürdig zu verhalten. Selbst die Mitgliedschaft in einer der
unschuldigen
Organisationen kann unerwünschtes Potenzial freisetzen. Die Exklusivität.
    Wir gegen die anderen. Die seltsamen Rituale und Symbole.
    Das Elitedenken. Das
quid pro quo
unter den Mitgliedern. Die Überzeugung, dass nur
sie
die Wahrheit kennen. Viele nehmen nur männliche Mitglieder auf. Einige Länder, zum Beispiel Polen, haben Geheimgesellschaften völlig verboten. Am einen Ende des Spektrums findet man studentische Bruderschaften, am anderen Ende stößt man auf Nazis.«
    »Weshalb haben Sie sich für Geheimgesellschaften interessiert?«, fragte Paul.
    McCullough setzte den Spaziergang fort. »Die University of Virginia ist für ihre Seilschaften berühmt. Hier auf dem Campus haben wir fast zwei Dutzend Geheimbünde. Und das sind nur die, von denen ich
weiß

    »Ich habe mal etwas über die Seven Society gelesen«, sagte Angela, die über einen unerschöpflichen Vorrat an obskurem Wissen zu verfügen schien.
    »O ja. Die Sevens sind so geheim, dass man erst erfährt, dass jemand Mitglied war, wenn er stirbt und seine Todesanzeige in der Campuszeitung erscheint. Sein Grab wird mit einem Kranz aus schwarzen Magnolien in Form der Ziffer sieben geschmückt. Die Glocke der Universitätskapelle schlägt sieben Minuten lang alle sieben Sekunden auf dem dissonanten Septakkord.«
    »War Jefferson Mitglied einer solchen Gruppe?«, fragte Gamay.
    »Er trat der Fiat Hat Society bei, als er am William and Mary studierte. Später ist der Fiat Hat Club daraus geworden.«
    »Ein ungewöhnlicher Name?«, fragte Gamay.
    »In alten Zeiten trugen die Studenten ständig Akademikerhüte, nicht erst, wenn sie die Doktorwürde erlangt hatten.«
    »Wie Harry Potter«, sagte Angela.
    McCullough lachte leise über die Anspielung. »Ich weiß nicht, wie es die Hogwarts-Studenten halten, aber die Flat Hats haben sich mit einem geheimen Handschlag begrüßt. Sie trafen sich in regelmäßigen Abständen. Jefferson räumte allerdings ein, dass die Gesellschaft, wie er sich ausdrückte, ›kein nützliches Ziel‹ verfolge.«
    Gamay lenkte den Professor wieder auf das eigentliche Thema zurück. »Könnten Sie uns sagen, was Sie über die Artischocken-Gesellschaft wissen?«, bat sie.
    »Entschuldigung, dass ich abgeschweift bin. Als ich für meinen Aufsatz in der Universitätsbibliothek recherchierte, stieß ich auch auf einen alten Zeitungsartikel. Ein Reporter behauptete, als er in der Hoffnung auf ein Gespräch mit dem Ex-Präsidenten nach Monticello geritten war, gesehen zu haben, wie John Adams gerade in einer Kutsche das Anwesen verließ.«
    »Ein Wiedersehen der Gründerväter?«, fragte Paul.
    »Der Reporter wollte seinen eigenen Augen nicht trauen.
    Er ging zur Tür des Herrenhauses und hatte dann Gelegenheit, mit Jefferson persönlich zu sprechen. Jefferson soll allerdings gesagt haben, dass sich der Reporter geirrt hätte. Er habe lediglich einen Plantagenbesitzer aus der Gegend getroffen, der mit ihm über den Anbau neuer Nutzpflanzen gesprochen hätte. Als er gefragt wurde, um welche Art von Nutzpflanzen es ging, lächelte Jefferson und sagte: ›Artischocken.‹ Der Reporter berichtete über das Gespräch und bemerkte dazu, dass Jeffersons Freund allerdings eine verblüffende Ähnlichkeit mit Adams gehabt habe.«
    »Wer hat den ersten Hinweis darauf gegeben, dass die Artischocken-Gesellschaft tatsächlich existiert?«, fragte Angela.
    »Ich fürchte,
ich
bin der Übeltäter selbst«, sagte McCullough mit verlegenem Gesichtsausdruck.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Gamay.
    »Ich habe ein ›Was wäre wenn‹ geschrieben. Ausgehend von der Annahme, es hätte wirklich ein Treffen gegeben, wie es der Reporter beschrieben hat. Warum könnten sich die Gründerväter getroffen haben? Damals waren Reisen recht beschwerlich. Ich schrieb einen humoristischen Artikel für eine Universitätspublikation, die auf dieser Geschichte und der universitären Vorliebe für Seilschaften basierte. Ich hatte die Sache schon

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