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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einzelnen Blättern, die etwa dreißig Zentimeter hoch und fünfzig breit waren.
    Die Seiten mit den ausgefransten Rändern waren erstaunlich gut erhalten. Viele Stellen des braunscheckigen Papyrus wurden jedoch von dunklen Flecken verunziert. Dazwischen erkannte man zwar Schriftzeichen, aber ein erheblicher Teil des Textes war durch die Flecken unleserlich geworden.
    Saxon machte ein Gesicht wie ein Kind, das nur ein Paar Socken zum Geburtstag bekommen hatte. »
Verdammt!
Es ist verschimmelt.«
    Seine stürmische Begeisterung war gegen eine Mauer der Realität geprallt. Er starrte enttäuscht auf den Papyrus, dann trat er an ein Fenster und blickte stumm auf die Bay hinaus.
    Austin wollte nicht, dass Saxon jetzt das Handtuch warf.
    Er ging in die Kochnische und füllte drei Gläser mit Wasser.
    Er kehrte zurück, gab eins Zavala, das zweite Saxon und hob sein eigenes.
    »Wir haben noch gar nicht auf den Mann angestoßen, der sein Leben geopfert hat, um diesen Papyrus vom Meeresgrund heraufzuholen.«
    Saxon hatte verstanden. Seine Enttäuschung war nichts im Vergleich zum Schicksal des Tauchers, der das Wrack gefunden hatte. »Auf Hutch und seine wunderbare Witwe«, sagte er, während sie die Gläser klirren ließen. Dann versammelten sie sich noch einmal vor dem Papyrus.
    Austin riet Saxon, sich zu konzentrieren. »Lassen wir die Schriftzeichen für den Moment einmal beiseite. Was können Sie über die physische Beschaffenheit des Papyrus sagen?«
    Saxon nahm eine Lupe und beugte sich über den Tisch.
    »Papyrus wurde aus einer großen Zyperngrasart hergestellt, die in der Nilregion heimisch war«, erklärte er. »Diese Blätter sind von bester Qualität und bestehen aus dem Mark der Stängel. Es wurde in Streifen geschnitten und kreuzweise durch Hämmern zusammengepresst. Auch die Tinte war wohl von hervorragender Qualität. Dazu benutzte man Pigmente, die in Gummi arabicum gelöst wurden, und man schrieb mit einer Feder aus Schilfrohr, was der Schrift diesen fließenden, ungebrochenen Stil verleiht.«
    »Und jetzt sagen Sie etwas zur Schrift«, forderte Austin ihn auf. »Ist es eindeutig Phönizisch?«
    Saxon nahm sich die Zeit, den Papyrus in Ruhe zu studieren. »Daran besteht kein Zweifel. Das aus zweiundzwanzig Buchstaben bestehende phönizische Alphabet war die größte Leistung, die dieses Volk der Welt vermacht hat. Das Wort
Alphabet
selbst setzt sich aus den Namen der ersten beiden Buchstaben zusammen. Die arabischen, hebräischen, griechischen, lateinischen und damit auch unsere heutigen Schriftzeichen führen ihren Ursprung auf die Phönizier zurück. Sie schrieben ohne Wortzwischenräume von rechts nach links und benutzten nur Konsonanten. Senkrechte Striche dienen dazu, Sätze und Begriffe voneinander zu trennen.«
    »Vergessen Sie einfach, was wir
nicht
lesen können«, sagte Austin. »Fangen wir erst einmal mit dem an, was entzifferbar ist. Selbst auf dem Stein von Rosetta fehlte ein Teil des Textes.«
    »Sie hätten sich als Motivationstrainer selbstständig machen sollen«, sagte Saxon.
    Er nahm sich einen Notizblock und einen Stift und beugte sich über ein Ende des Papyrus. Seine Zunge spielte zwischen den Lippen, er schrieb etwas nieder und wandte sich dann dem nächsten Textfragment zu. Manchmal hielt er sich eine ganze Weile mit einem einzigen Wort auf, manchmal überflog er auch mehrere Zeilen. Ständig murmelte er vor sich hin, während er den Papyrus auf diese Weise systematisch durcharbeitete.
    Schließlich blickte er triumphierend auf. »Ich könnte Sie
küssen
, alter Knabe!«
    »Ich stehe zu meinem Grundsatz, niemanden zu küssen, der einen Schnurrbart trägt. Ob Mann oder Frau«, sagte Austin. »Worum geht es also in diesem Text?«
    Saxon tippte auf den Notizblock. »Das erste Fragment wurde von Menelik geschrieben, der sich selbst als Lieblingssohn von König Salomon bezeichnet. Er berichtet von seiner Mission.«
    »Menelik war doch auch der Sohn von Saba«, bemerkte Austin.
    »Wundern Sie sich aber nicht, dass sie nicht erwähnt wird.
    Salomon hatte viele Frauen und Liebhaberinnen.« Er zeigte auf ein paar Zeilen des Textes. »Hier sagt er, dass er für das ihm entgegengebrachte Vertrauen dankbar sei. Diese Wendung wiederholt er mehrere Male, was ich äußerst interessant finde.«
    »Inwiefern?«, fragte Austin.
    »In der Legende heißt es, dass Menelik in jungen Jahren gemeinsam mit seinem Halbbruder, dem Sohn von Sabas Zofe, die Bundeslade aus dem Tempel gestohlen und nach

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