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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Eisberge einzufangen ist doch langweilig.«
    »Danke, Joe. Wie ich die Sache sehe, geht es um das Verhältnis von Risiko zu Gewinn.«
    Zavala verstand genau, worauf Austin hinauswollte. »Wie viele Leute sind auf der Bohrinsel?«
    »Der Kapitän meint, über zweihundert, plus die auf dem Schiff.«
    »Einfache Rechnung. Das Risiko ist zwar groß, aber nicht unüberwindbar, und vielleicht können wir über zweihundert Menschen retten.«
    »Genauso sehe ich das«, sagte Austin. Er schlüpfte in eine Rettungsweste und warf Zavala eine andere zu. Sie besiegelten den Deal mit einem festen Händedruck. Austin hob den Daumen als Zeichen für den Kapitän, der die Diskussion von der Brücke aus beobachtet hatte.
    Unter Kapitän Dawes energischem Kommando drehte das Schiff in den Wind und stoppte in einem Winkel, der es Austin und Zavala erlauben würde, das knallrote, sechzehn Fuß lange Schlauchboot auf der Leeseite zu Wasser zu lassen. Das Schiff schützte sie zwar vor dem starken Wind, trotzdem hüpfte das Boot im Wellengang wie eine Gummiente in der Badewanne.
    Austin war mit einem Funkgerät ausgestattet, das mit einem Freisprechmikrofon und einem Ohrhörer verbunden war. Kapitän Dawe würde ihn über den Fortgang auf der Bohrinsel auf dem Laufenden halten. Falls die Bohrinsel es schaffen sollte, alle Anker rechtzeitig zu lichten, um dem Schiff auszuweichen, oder falls das Schiff den Kurs änderte, würde er Austin Bescheid sagen, damit dieser die Aktion abbrechen konnte. Falls die Kollision kurz bevorstehen sollte, könnte sich Austin noch rechtzeitig aus dem Staub machen.
    Austin hing an der Leiter, während ihm die Wellenkämme die Füße nass spritzten, sprang und landete breitbeinig im Boot. Es war, als würde man auf ein nasses Trampolin springen. Beinahe wäre er ins Wasser gefallen, dann bekam er aber doch die Haltegriffe zu fassen und klammerte sich an das heftig schaukelnde Gefährt.
    Als sich das Schlauchboot unter seinem Gewicht ein wenig stabilisiert hatte, startete Austin den Fünfundsiebzig-PS-Motor. Während der Außenborder im Wasser brummte und spuckte, ergriff Austin die Schiffsleiter und hielt das Boot auf der Stelle, damit Zavala zu ihm stoßen konnte. Zavala sprang mit seiner gewohnten katzenhaften Grazie in das sich aufbäumende Schlauchboot, machte die Bug- und Heckleinen los und lenkte das Boot vom Schiff weg.
    Austin übergab die Pinne an Zavala, der den Gashebel aufdrehte und den runden Bug auf Kurs brachte, der
Ocean Adventure
entgegen.

10
    Von der sechs Stockwerke hohen Brücke der
Ocean Adventure
hatte Kapitän Erwin Lange freie Sicht auf fast die gesamte Länge des Schiffes, das unter seinem Kommando stand. Er befand sich an seinem Platz in luftiger Höhe, als plötzlich die Hubschrauber vom Himmel fielen und auf den Containerstapeln landeten. Seine erste Reaktion war Verblüffung. Diese verwandelte sich jedoch bald in Wut, als er durch die großen Fenster auf das Deck blickte.
    Der Kapitän war auf seine teutonische Unerschütterlichkeit stolz. Sein stoischer Charakter spiegelte sich in den kantigen Konturen seines Gesichts, das fast nie den Ausdruck von Vertrauen in die eigene Genialität verlor. Doch dies hier war etwas anderes. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Die Hubschrauber waren
ohne seine Erlaubnis
gelandet. Sein klarer Kopf schloss sofort die Möglichkeit aus, dass sie sich in Schwierigkeiten befanden. Ein Hubschrauber ja, aber nicht
zwei
.
    Da stimmte etwas nicht. Während er durch das Fernglas starrte, geriet der Kapitän in Rage, als ein Dutzend Gestalten aus den Hubschraubern sprangen und unter den wirbelnden Rotorblättern in alle Richtungen ausschwärmten. Sie waren schwarz gekleidet. Er erhaschte nur einen kurzen Blick auf die Eindringlinge, bevor sie über den Rand der Containerstapel verschwanden. Doch in diesem kurzen Moment sah er, dass sie Waffen trugen. Seine Wut verwandelte sich in Bestürzung.
    Piraten!
    Lange schluckte schwer.
Unmöglich.
Piraten agierten an so fernen Orten wie Sumatra oder dem Chinesischen Meer. Es hatte Piratenüberfälle vor der Küste Brasiliens oder Westafrikas gegeben. Aber er konnte nicht glauben, dass sich diese Marodeure in einer kalten, nebelverhangenen Gegend wie der Neufundlandbank herumtrieben.
    In all den Jahren auf der Route Europa-Amerika war die einzige Berührung mit Piraten ein Video einer Versicherungsgesellschaft gewesen. Die Reederei, zu der dieses Schiff hier gehörte, hatte es mit der Anweisung an ihre Kapitäne

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