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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Eisspalten, wo das wieder gefrorene Schmelzwasser keine Blasen bildete, die weißes Licht reflektieren konnten.
    Der Kapitän schlug Austin und Zavala auf den Rücken.
    »Schnappt euch die Harpunen, Jungs. Wir haben den Moby-Berg gefunden.« Verzückt starrte er auf den riesigen Koloss.
    »Wirklich hübsch, was?«
    »Ein netter kleiner Eiswürfel«, sagte Austin. »Dabei sehen wir nur ungefähr das eine Achtel, das über dem Wasser liegt.«
    »Da muss genug Eis für eine Milliarde Margaritas sein«, bemerkte Zavala mit unverhohlener Ehrfurcht.
    »Das ist ein Riesenberg«, stellte Dawe fest. »Wie der, der die
Titanic
versenkt hat. Im Durchschnitt sind die Eisberge hier in der Gegend ein paar hunderttausend Tonnen schwer und vielleicht siebzig Meter lang. Dieser hier misst etwa hundert Meter und wiegt vielleicht fünfhunderttausend Tonnen.
    Der
Titanic
-Eisberg war nur um die zweihundertfünfzigtausend Tonnen schwer.«
    Der Kapitän befahl dem Steuermann, den Berg zu umrunden und einen Mindestabstand von dreißig Metern zu halten.
    »Jetzt müssen wir besonders vorsichtig sein«, erklärte er.
    »Diese Vorsprünge, die da aus dem Wasser ragen, sehen aus, als könnten sie uns die Muscheln vom Rumpf kratzen«, sagte Austin.
    Der Kapitän behielt den Berg im Auge. »Es sind die unsichtbaren Hindernisse, über die ich mir Sorgen mache. Diese blauen Spalten sind Schwachstellen. Ein riesiges Stück Eis könnte jederzeit herausbrechen, und allein der Platscher würde uns versenken.« Dawe setzte ein kurzes Grinsen auf.
    »Freuen Sie sich noch immer darüber, bei uns an Bord zu sein?«
    Während er nickte, versuchte Austin die tödliche Schönheit des majestätischen Eisbergs in sich aufzunehmen.
    Zavala hatte sämtliche Vorbehalte, was den Trip betraf, über Bord geworfen und starrte gebannt auf den Riesen.
    »Fantastisch!«, sagte er.
    »Freut mich zu hören, meine Freunde, denn dieses Baby gehört euch. Vor ein paar Jahren hat mir ein NUMA-Schiff aus der Patsche geholfen. Das ist meine Art, mich zu revanchieren. Der Schiffseigentümer sagt, die Haftung wäre kein Problem, solange Sie sich als zeitweilige Mitglieder der Crew anheuern lassen, was Sie ja schon getan haben. Beim Aufbringen der
bergy bits
haben Sie bereits Talent gezeigt.«
    Dawe hatte seinen Gästen geholfen, kleinere Eisberge einzufangen. Ihre Teamarbeit und die Schnelligkeit, mit der sie die Technik anzuwenden wussten, hatten ihn beeindruckt.
    »Die
bergy bits
waren nur so groß wie ein Haus«, sagte Austin. »Das Ding da hat die Ausmaße des Watergate-Gebäudes.«
    »Das Prinzip ist dasselbe. Aufspüren, umfahren, festbinden und abschleppen. Ich schaue Ihnen dabei über die Schulter, für den Fall, dass Sie in Schwierigkeiten kommen. Ziehen Sie ihre Schlechtwetterklamotten an. Wir sehen uns an Deck.«
    Austin und Zavala grinsten wie kleine Jungs, die ihr erstes Zweirad bekommen hatten. Sie dankten dem Kapitän und liefen zu ihren Kabinen. Sie zogen Extraschichten warmer Kleidung an und schlüpften in Schlechtwetteroveralls in Knallorange. Als sie ins Freie traten, hatte der Wind aufgefrischt. Die unruhige Wasseroberfläche war so rau wie eine Krokodilhaut.
    Der Kapitän passte gut auf, als die beiden Männer zusammen mit der Crew die dreihundertfünfzig Meter langen und zwanzig Zentimeter dicken Polypropylen-Schleppseile miteinander verbanden. Das Seil war an einem zylinderförmigen Poller auf dem Achterdeck befestigt und wurde durch eine breite Öffnung in der Heckreling abgerollt. Am Seilende war eine orangefarbene Boje befestigt. Austin betätigte ein tragbares Funkgerät, um auf der Brücke Bescheid zu sagen, dass sie bereit seien.
    Das Schiff fuhr einen großen Bogen, wobei es ungefähr in einem Abstand von sechzig Metern zum Eisberg blieb und zwischendurch stoppte, damit die Crew die Stücke des Schleppseils miteinander verbinden konnte.
    Als die
Eriksson
ihren Ausgangspunkt wieder erreichte, angelte ein Crewmitglied nach dem Bojenende, das frei im Wasser schwamm, und hievte es an Deck. Austin wies den Mann an, ein Drahtseil daran zu befestigen, um es tief im Wasser zu halten. Sonst würde es womöglich von der glatten Oberfläche des Bergs abrutschen. Der Kapitän inspizierte die Vorarbeiten.
    »Guter Job«, sagte Dawe. »Und jetzt kommt der lustige Teil.«
    Er begleitete Austin und Zavala zurück zur Brücke. Etwa eine halbe Seemeile trennte das Schiff von dem Eisberg; Dawe hielt das für den Minimalabstand, um sicher abschleppen zu

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