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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wurde. Vier Beine lagen auf Pontons auf, die mit einem Schiffsrumpf vergleichbar waren. Die Bohrinsel war so konstruiert, dass sie sich schleppen ließ, obwohl sich manche auch aus eigener Kraft bewegen konnten.
    Sobald sie sich über dem Bohrloch befand, wurden die Pontons geflutet. Mehrere massive Anker hielten die Insel auf Position.
    »Wie viele Arbeiter sind auf der Plattform?«, fragte Austin.
    »Sie hat Platz für zweihundertdreißig Leute.«
    »Haben sie genug Zeit, um sich aus der Gefahrenzone zu entfernen?«
    »Sie lichten gerade die Anker, und die Versorgungsboote werden demnächst mit dem Schleppen anfangen, aber die Bohrinsel ist lediglich dafür eingerichtet, langsam schwimmenden Eisbergen auszuweichen, aber doch nicht einem durchgegangenen Schiff.«
    Austin war sich nicht ganz sicher, was der Kapitän mit
durchgegangen
meinte, weil es auch bedeuten konnte, dass das Schiff außer Kontrolle war. Er hatte aber eher den Eindruck, dass das Schiff sogar völlig unter Kontrolle war und absichtlich genau auf die
Great-Northern-
Bohrinsel zusteuerte.
    Ein Crewmitglied mit scharfem Blick zeigte auf die See in Richtung Steuerbord. »Ich kann es sehen.«
    Austin lieh sich ein Fernglas und bediente so lange den Fokussierknopf, bis er die Umrisse des Containerschiffs im Blick hatte. Er konnte die hohen Buchstaben auf dem roten Rumpf erkennen. Demnach gehörte das Schiff zu einer Reederei namens Oceanus Lines. Auf dem großen ausladenden Rumpf stand der Name:
OCEAN ADVENTURE
    Die Schiffe fuhren im Abstand von einer Viertelseemeile Bug an Bug. Die
Eriksson
gab Lichtzeichen und betätigte das Signalhorn, um die Aufmerksamkeit der Besatzung zu erregen.
    Die
Adventure
pflügte durch die See, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln. Der Kapitän befahl der Mannschaft, weiter zu versuchen, Funkkontakt aufzunehmen oder eine Verbindung per Lichtzeichen herzustellen.
    Die Bohrinsel kam in Sicht. Die Plattform lag wie eine vierbeinige Wasserwanze im Wasser. Die auffälligsten Merkmale waren ein hoch aufragender Ölbohrturm und ein scheibenförmiger Hubschrauberlandeplatz.
    »Verfügt die Bohrinsel über einen Hubschrauber?«, fragte Austin den Kapitän.
    »Der ist gerade auf dem Rückweg von einem Krankentransport. Aber es ist sowieso zu spät für eine Luftrettung.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Der Helikopter könnte eventuell jemanden an Bord des Schiffes absetzen.«
    »Dafür ist keine Zeit mehr. Wir werden nicht mehr tun können, als ein paar Überlebende aus dem Wasser zu fischen, falls es welche geben sollte.«
    Austin hob das Fernglas an die Augen. »Holen Sie die Leichensäcke noch nicht raus«, sagte er. »Vielleicht gibt es noch eine Chance, die Bohrinsel zu retten.«
    »Unmöglich! Sie wird wie ein Stein sinken, wenn das Schiff dagegenknallt.«
    »Schauen Sie mal mitschiffs«, forderte Austin ihn auf.
    »Und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Der Kapitän blickte durch das Fernglas. »Da ist eine Strickleiter, die fast bis zur Wasserlinie herunterhängt.«
    Austin umriss seinen Plan.
    »Das ist verrückt, Kurt. Viel zu gefährlich. Sie könnten beide dabei umkommen.«
    Austin schenkte Dawe ein schmales Lächeln. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Kapitän, aber wenn uns schon Ihre ›Neufu‹-Witze nicht umgebracht haben, kann uns überhaupt nichts umbringen.«
    Der Kapitän blickte in Austins entschlossenes Gesicht, das Zuversicht ausstrahlte. Wenn jemand das Unmögliche leisten konnte, dann waren es wohl dieser Amerikaner und sein Freund.
    »In Ordnung«, sagte Dawe. »Sie bekommen von mir, was Sie brauchen.«
    Austin schlüpfte in seine Regenjacke, zog den Reißverschluss zu und stürzte hinunter auf Deck, um Zavala zu informieren. Zavala kannte seinen Freund gut genug, um vom Wagemut und Risiko, das mit Austins Plan verbunden war, nicht überrascht zu sein.
    »Ziemlich simpel, wenn man darüber nachdenkt«, sagte Zavala. »Die Chancen stehen nicht besonders gut.«
    »Nach meinen Berechnungen etwas besser als die Chancen eines Schneeballs in der Hölle.«
    »Aber auch nicht viel besser. Die Durchführung könnte knifflig werden. Was denkt Kapitän Dawe über deinen Plan?«
    »Er hält uns für verrückt.«
    Zavala starrte das riesige Containerschiff an, das auf parallelem Kurs durch die graue See pflügte, und sein schneller Verstand berechnete Geschwindigkeit, Richtung und Seegang.
    »Der Kapitän hat recht, Kurt«, sagte Zavala. »Wir
sind
verrückt.«
    »Du bist also dabei.«
    Zavala nickte. »Ja, verdammt.

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