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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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etwas Hartes berührten. Er zog einen Umschlag heraus, der einen Karton enthielt, der mit braun-goldener Tierhaut bespannt war. Darin lag ein dickes Bündel aus sprödem Papier, das früher einmal mit einer schwarzen Schnur versiegelt gewesen war. Das Wachssiegel war längst erbrochen worden. Er entknotete die Schnur und nahm das leere Deckblatt ab. Darunter kamen Worte zum Vorschein, die in dichter Schreibschrift verfasst waren und als Inhalt eine Abhandlung über den Anbau von Artischocken angaben.
    Der Text enthielt wenig aufregende Informationen über Wachstumsdauer, Düngung und Erntezeiten, und in die Seiten waren einige Kochrezepte eingestreut. Ein Blatt aus Pergament war mit Kreuzen, Wellenlinien und einigen Worten in einer unbekannten Schrift versehen. Ganz unten lag ein dickes Stück Pappe, in das mehrere Dutzend rechteckige Löcher gestanzt waren.
    Die Bibliotheksassistentin kam mit einem großen Bücherstapel an dem Tisch vorbei, an dem der Schriftsteller arbeitete. Er winkte sie herüber.
    »Haben Sie in der letzten Kiste etwas Interessantes gefunden?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, wie interessant es ist, aber es scheint auf jeden Fall sehr alt zu sein.«
    Angela untersuchte erst die Schachtel aus Tierhaut, dann sah sie sich die Blätter einzeln an. Die Handschrift kam ihr bekannt vor. Sie ging zu einem Regal und kehrte mit einem Buch über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zurück.
    Darin schlug sie eine Seite auf, die ein Foto der Unabhängigkeitserklärung zeigte, und hielt ein Pergamentblatt daneben.
    Die Ähnlichkeit der flüssigen, dichten Handschrift auf beiden Dokumenten war verblüffend.
    »Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte Angela.
    »Die Handschrift sieht praktisch identisch aus«, sagte Stocker.
    »So sollte es auch sein. Weil beide Dokumente von derselben Person verfasst wurden.«
    »Jefferson? Völlig unmöglich!«
    »Warum nicht? Jefferson war Farmbesitzer, Wissenschaftler und ein penibler Bibliothekar. Außerdem erinnere ich mich gerade, mal irgendwo gelesen zu haben, dass er Mitglied einer obskuren ›Artischocken-Gesellschaft‹ gewesen sein soll.
    Schauen Sie mal her: hier, in der Ecke der Titelseite. Die winzigen Buchstaben sind ein T und ein J.«
    »Das ist ja großartig! Der Text enthält nicht allzu viel, das den durchschnittlichen Leser interessieren würde, aber die Tatsache, dass wir zwischen all diesem anderen Zeug einen Beitrag von Jefferson über Artischocken gefunden haben, ist zumindest ein paar Absätze wert.«
    Angela runzelte die Stirn. »Das Dokument muss irrtümlich hier gelandet sein.«
    »Wie kann jemand ein Original von Jefferson falsch einsortiert haben?«
    »Die Gesellschaft hat ein sagenhaftes Ablagesystem. Aber wir haben hier acht Millionen Manuskripte und über dreihunderttausend Bücher und gebundene Zeitschriften. Ich vermute, dass jemand den Titel gelesen hat, ohne zu erkennen, wer die Abhandlung geschrieben hat, und sie dann zu den anderen landwirtschaftlichen Texten gepackt hat.«
    Er reichte ihr die Zeichnung. »Dies befand sich auch in dem Bündel. Es sieht aus wie ein Garten, der von einem Betrunkenen entworfen wurde.«
    Die Bibliotheksassistentin warf einen Blick auf die Zeichnung, dann hob sie die perforierte Pappe auf und hielt sie ins Licht. Ihr kam eine Idee. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mit den Sachen fertig sind. Ich möchte dafür sorgen, dass dieses Dokument zum restlichen Jefferson-Material kommt.«
    Sie kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Während sie arbeitete, blickte sie immer wieder ungeduldig zu dem Schriftsteller hinüber. Erst kurz vor Ende der Öffnungszeit stand er auf, streckte sich und schob den Laptop in seine Tasche. Sie eilte sofort zu ihm.
    »Tut mir leid, dass ich ein solches Durcheinander hinterlasse«, sagte er.
    »Kein Problem. Ich kümmere mich um alles.«
    Sie wartete, bis die übrigen Besucher gegangen waren, und nahm dann das Jefferson-Dokument mit zu ihrem Arbeitsplatz. Im Licht der Schreibtischlampe legte sie die Pappschablone auf die erste Seite des Textes. Durch alle rechteckigen Löcher waren einzelne Buchstaben zu sehen.
    Angela liebte Kreuzworträtsel und hatte mehrere Bücher über Kodes und Verschlüsselungen gelesen. Sie war überzeugt, eine Chiffrierschablone in der Hand zu halten. Man legte die Schablone auf ein leeres Blatt Papier. Dann schrieb man die Botschaft Buchstabe für Buchstabe in die Löcher.
    Schließlich konstruierte man harmlose Sätze um die Buchstaben herum. Der Empfänger

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