Höllenschlund
wären Passagierin an Bord und würden für die Vereinten Nationen arbeiten. Abgesehen von diesen Informationen sind Sie aber ein Rätsel für mich, Carina.«
»An mir ist überhaupt nichts Rätselhaftes. Ich bin Ermittlerin bei der UNESCO. Meine Aufgabe ist es, gestohlene Antiquitäten wiederzubeschaffen. Wenn hier irgendjemand ein Rätsel ist, dann sind Sie es, Kurt Austin. Wie ein Wassergeist tauchen Sie aus dem Meer auf und retten das Schiff und die Bohrinsel, nachdem Sie mir zu Hilfe geeilt sind.«
»Das haben wir vor allem dem Kapitän zu verdanken. Er hat das Schiff von der Bohrinsel weggelenkt. Wenn ich am Steuer gestanden hätte, könnten wir uns jetzt das Rohöl aus den Gebissen pulen.«
»Kurt ist wirklich zu bescheiden«, bemerkte Lange. »Er hat mich und die Crew befreit. Und während ich am Ruder stand, hat er mit den Kaperern gekämpft und ein Stück Ihrer Ladung gerettet.«
Carinas Miene hellte sich auf. »Sie haben den
Navigator
gerettet?«
Austin nickte. »Ein großer verhüllter Gegenstand, der auf dem Deck steht. Könnte Ihre Statue sein.«
»Ich werde sie sofort an einen sicheren Ort bringen lassen«, sagte Lange. Über sein Walkie-Talkie rief er die Brücke und befahl dem ersten Maat, ein paar Crew-Mitglieder zusammenzutrommeln.
Der Maat teilte ihm mit, dass ein Schiff der Küstenwache bereits unterwegs sei und Vertreter der Reederei einfliegen würden. Der Kapitän entschuldigte sich, und der medizinisch-technische Assistent begleitete ihn, nachdem er Austin ein paar Schmerztabletten in die Hand gedrückt hatte.
»Ich bin neugierig«, sagte Austin. »Was ist so besonders an diesem
Navigator?
«
»Das ist ja das Merkwürdige«, antwortete Carina mit gerunzelter Stirn. »Die Statue ist gar nicht besonders wertvoll und vielleicht sogar eine Fälschung.«
»Dann sprechen wir lieber über konkrete Dinge, zum Beispiel unsere Verabredung zum Abendessen.«
»Wie könnte ich Ihre unerwartete Einladung vergessen, vor allem, nachdem Sie so plötzlich aufgetaucht sind? Aber erzählen Sie mir zuerst, wo um Himmels willen Sie auf einmal hergekommen sind?«
»Nicht vom Himmel. Vom Meer. Ich war in der Gegend, um Eisberge abzuschleppen.«
Carina betrachtete Austins breite Schultern. Sie wäre keineswegs überrascht gewesen, wenn er auch mit Eisbergen Ringkämpfe ausgetragen hätte. Sie dachte aber, es wäre ein Scherz, bis er ihr erklärte, was er auf der
Leif Eriksson
getan hatte.
Carina war auf ihren Reisen rund um die Welt einer Menge bemerkenswerter Männer begegnet, aber Austin war wirklich einzigartig. Er hatte sein Leben riskiert, um Hunderte von Menschen und Eigentum im Wert von mehreren Millionen Dollar zu retten, hatte gegen Piraten gekämpft und sogar einen von ihnen getötet, um ihr zu helfen. Und jetzt flirtete er wie ein frecher Schuljunge. Ihre Augen glitten über seinen straffen, gebräunten Körper. Weiße Narben auf seiner gebräunten Haut zeigten, dass er sich nicht zum ersten Mal in Gefahr gebracht und einen Preis dafür bezahlt hatte.
Carina streckte den Arm aus, um eine runde Narbe auf Austins beeindruckendem rechtem Bizeps zu berühren. Sie wollte gerade fragen, ob sie von einer Schusswunde stammte, als die Tür aufging und ein schlanker, dunkelhäutiger Mann das Krankenrevier betrat.
Joe Zavalas Augen weiteten sich vor Überraschung, dann verzog er die Mundwinkel zu seinem Markenlächeln. Er hatte gehört, dass Austin sich verarzten ließ. Allerdings hatte ihm niemand von der bezaubernden jungen Frau erzählt, die da den Arm seines Freundes zu streicheln schien.
»Ich wollte mal sehen, wie es dir geht«, sagte Zavala.
»Dem Anschein nach ja ganz gut.«
»Carina, das ist Joe Zavala, mein Freund und Kollege. Wir sind beide bei der
National Underwater and Marine Agency
. Joe hat das Boot gesteuert, das mich zum Schiff gebracht hat.
Lassen Sie sich von seinem Piratenlook nicht erschrecken. Er ist völlig harmlos.«
»Nett, Sie kennenzulernen, Carina.« Zavala zeigte auf Austins Verband. »Geht es dir gut? Ihr seht beide ein wenig mitgenommen aus.«
»Ja, wir geben ein hübsches Paar ab«, sagte Carina, doch schon im nächsten Moment errötete sie wegen der Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung und nahm ihre Hand von Austins Arm.
Austin kam ihr zu Hilfe und brachte das Gespräch auf sich zurück. »Meine Rippen sind ein bisschen steif. Ansonsten ein paar Prellungen und Kratzer.«
»Nichts, was nicht mit ein oder zwei Schluck Tequila gelindert werden könnte«, bemerkte
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