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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Hotellobby standen, fragte Carina: »Und was nun, Mr. Reiseführer?«
    Austin dachte kurz nach und sagte schließlich: »Ich glaube, ich würde jetzt ganz gern ein außerplanmäßiges Intermezzo einlegen.«
    Ein Taxi brachte sie zur archäologischen Ausgrabungsstelle. Austin fragte Hanley, ob er freiwillige Mitarbeiter gebrauchen konnte. Der Grabungsleiter trug ihnen auf, Schlamm durch Siebe zu schaufeln. Carina schien es überhaupt nichts auszumachen, dass sie gleich darauf von Kopf bis Fuß mit Bosporusmatsch beschmiert war. Sie sprang jedes Mal wie ein aufgeregtes Schulmädchen herum, wenn sie eine Münze oder eine Tonscherbe im Schlamm fanden.
    Sie arbeiteten bis zum späten Abend, als der Minibus kam, um das NUMA-Team zum Hotel zurückzufahren. Während sie durch die Lobby trotteten, waren Austin und Carina so müde, dass sie kaum auf die zwei Männer achteten, die es sich in Plüschsesseln bequem gemacht hatten und Zeitschriften lasen. Genauso wenig bemerkten sie, dass zwei Augenpaare ihnen aufmerksam folgten, als sie zum Lift gingen.

27
    Austin bog mit dem Renault-Mietwagen von der Schnellstraße ab, die an der Türkisküste entlangführte. Dann fuhren sie mehrere Kilometer auf einem Feldweg, der sich wie eine Schlange durch die Landschaft wand. Sie passierten Felder und verschlafene Dörfer, bis hinter einer Kurve Ruinen auf einer Hügelkuppe auftauchten.
    Austin stellte den Wagen neben einer Gruppe von Gebäuden ab. Das verlassene Dorf war zu einer staatlich verwalteten Touristenattraktion geworden. Der unvermeidliche Ticketverkäufer wartete darauf, ihnen ein bescheidenes Eintrittsgeld abzuknöpfen. Er zeigte ihnen den Weg zum Dorf und wandte sich dann zwei Männern zu, die ihr Fahrzeug neben dem Renault abgestellt hatten.
    Ein aufsteigender Maultierpfad führte an einem Restaurant, einem Souvenirladen und mehreren fliegenden Händlern vorbei, die ihre Waren zum Verkauf boten. Nach einem mehrminütigen Marsch hatten Austin und Carina einen ungehinderten Ausblick auf das Dorf.
    Mehrere hundert Häuser ohne Dächer glühten in der heißen Sonne. Der Putz war so sehr von den Außenwänden abgeblättert, dass die groben Steinmauern darunter zum Vorschein kamen. Ein paar Häuser waren wieder in Besitz genommen worden, wie an der zum Trocknen ausgebreiteten Wäsche zu erkennen war. Das einzige sonstige Lebenszeichen war eine Ziege mit satanischem Gesicht, die in einem von Unkraut überwucherten Garten zufrieden vor sich hinkäute.
    »Schwer zu glauben, dass dieses Dorf einmal voller Leben gewesen sein soll«, sagte Carina. »Menschen, die sich lieben.
    Frauen, die im Kindbett schreien. Väter, die voller Stolz ihre neugeborenen Kinder vorzeigen. Kinder, die getauft werden und ihren Geburtstag feiern. Menschen, die den Tod ihrer Eltern und Großeltern betrauern.«
    Austin hörte Carinas Ausführungen nur mit halbem Ohr zu. Zwei Männer waren ein gutes Stück hinter ihnen auf dem Pfad stehen geblieben. Der eine machte Fotos von der Ziege.
    Sie waren vielleicht Mitte zwanzig und trugen schwarze Hosen und kurzärmlige weiße Hemden. Ihre Arme schienen muskulös. Die Gesichter waren im Schatten ihrer Mützen unter den Sonnenbrillen kaum zu erkennen.
    Carina war den Maultierpfad weitergegangen. Als Austin sie wieder einholte, schlenderte sie gerade über den Hof einer verlassenen Kirche auf einen alten Mann zu, der unter einem schattigen Baum auf einer Mauer hockte. Verzierte Schüsseln und Teller waren an der Mauer aufgereiht, die er als Schaufenster für seine Waren benutzte.
    Austin begrüßte den Mann und fragte ihn, ob er Mehmets Freund Salim wäre.
    Der Mann lächelte. »Mehmet kauft meine Waren für den Basar in Istanbul.«
    »Ja, das wissen wir. Er hat uns beschrieben, wo wir Sie finden würden«, sagte Carina.
    Salims Aussehen erinnerte an Pablo Picasso, wie es häufig bei Männern aus dem Mittelmeerraum der Fall war, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht hatten. Die Haut auf seinen Wangen und seinem Kahlkopf war gebräunt wie gegerbtes Leder, und sein Gesicht schien so faltenlos wie bei einem Baby. Humor und Weisheit funkelten in den großen Augen, die so dunkel wie Rosinen waren. Er zeigte auf seine Ware.
    »Hat Mehmet Ihnen von meinen Souvenirs erzählt?«, fragte er.
    Austin zog eine Miniatur des
Navigators
aus der Tasche.
    »Wir suchen nach so etwas.«
    »Ach«, sagte Salim, während sich seine Miene aufhellte.
    »Der
Eunuch
.« Er bewegte die Hand, als würde er mit einem unsichtbaren Messer einen

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