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Höllenstadt

Höllenstadt

Titel: Höllenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jemand in seinem Element und ließ sich durch nichts, aber auch gar nichts stören.
    Plötzlich war es mit ihren Gefühlen vorbei. Martha wurde kalt, so kalt wie die Klinge eines Messers. Sie hatte den Zustand der bedrückenden Furcht überwunden. Jetzt gab es für sie nur den Kampf. Sie wollte Morton zurückhaben.
    Vor der Küchentür blieb sie für einen Moment stehen. Noch einmal volle Konzentration, die eigenen Sorgen zurückschieben und zu vergessen versuchen.
    Sie öffnete die Tür.
    Der erste Blick in die Küche.
    Viel war nicht zu sehen. Es brannte kein Licht. Das Fenster malte sich ab. Der große Kühlschrank, die Einbauschränke, der Herd, die Regale mit den Töpfen und Gewürzgläsern, der Messerblock, aus dem die Griffe der Waffen hervorragten, das alles sah Martha mit einem Blick, der dort endete, wo sich die Spüle befand und die Tür eines mit Lebensmitteln gefüllten Hängeschranks geöffnet war. Jemand hatte dort die Vorräte herausgeräumt. Tüten waren aufgerissen. Nudeln und Mais verteilten sich auf dem Boden. Pizzatörtchen ebenso und noch vieles andere, was einmal im Schrank gestanden hatte.
    Das interessierte Martha Caine nicht. Sie sah nur die dunkle, klumpige und ölig schimmernde Gestalt, die neben der Spüle auf der Arbeitsplatte hockte und fraß…
    ***
    Der Wechselbalg war dabei, seinen Hunger zu stillen. Er hockte gedrungen auf der Arbeitsplatte, hatte die Tüten aufgerissen und sich aus dem Kühlschrank bedient. Der Geruch von Fisch und Pastete mischte sich zusammen, und das kleine Untier schaufelte mit beiden Händen in sich hinein, was es bekam.
    Es aß nicht, es fraß!
    So mußte ein Vielfraß aussehen, und die dabei entstehenden Geräusche hatte Martha bis in den Flur gehört. Sie waren einfach widerlich und auch nicht mit dem Schmatzen eines gierigen, hungrigen Menschen zu vergleichen. Der Wechselbalg kümmerte sich um nichts. Er wollte einfach nur satt werden. Sein Maul hatte er weit aufgerissen. Er stopfte es immer mit beiden Händen voll, kaute nicht und schluckte alles gierig hinunter.
    Ein sensibler Mensch konnte sich dieses Bild nicht lange anschauen, ohne daß ihm selbst übel wurde. Der Wechselbalg hatte den Schrank leergeräumt. Es war ihm egal, welche Lebensmittel er in sich hineinstopfte, und er fraß in seiner wilden Gier hin und wieder sogar das Papier mit. Dabei grunzte und schmatzte er, ohne sich um seine Umgebung zu kümmern. Sein großer Kopf bewegte sich ebenso hektisch wie das Maul.
    Martha Caine wußte nicht, wie lange sie auf dem Fleck gestanden hatte. Sie atmete durch die Nase. Ihr war übel, aber sie traute sich auch nicht, sich bemerkbar zu machen oder auf den Wechselbalg zuzugehen. Er hatte nicht nur ihr Baby geraubt, jetzt kam es ihr auch so vor, als hätte er von dem gesamten Haus Besitz ergriffen, um es als eine neue Heimat anzusehen.
    Er hat mein Kind! Er hat meinen Jungen! Er hat mein Baby geraubt! Diese Gedanken kamen ihr von ganz allein, und wieder fühlte sich Martha Caine wie das Muttertier.
    Sie wollte kämpfen, wenn es um ihren Sohn ging. Sie wollte ihn zurückhaben oder zumindest gleiches mit gleichem vergelten.
    An dem Messerblock war sie vorbeigegangen, aber sie erinnerte sich wieder an ihn. Darin steckten Messer für unterschiedliche Zwecke. Sie konnte sich die Klinge aussuchen. Sie würde das größte Messer nehmen, das ihr zur Verfügung stand.
    Martha Caine war nie gewalttätig gewesen. Jetzt aber ging es um ihren Sohn, da dachte sie anders. Es würde ihr nichts ausmachen, dem kleinen Monster den Garaus zu machen.
    Die Frau bewegte sich wieder zurück. Sie behielt das fressende kleine Monstrum im Auge, das in seiner Gier noch immer nicht zu bremsen war und sich hektisch bewegte. Seine langen Arme befanden sich in ständiger Unruhe. Es riß manche Tüten nicht mal auf, sondern biß hinein und kippte sich den Inhalt in die Kehle. Dabei war es ihm egal, was es aß. Ob Nudeln, Pasteten oder Butter. Ketchup gurgelte wie dickes Blut in seinem Schlund.
    Martha ekelte sich davor, aber sie schritt nicht ein. Auf der anderen Seite war sie sogar froh dabei, daß dieses Wesen ihre Vorräte plünderte und somit von ihr abgelenkt war.
    Sie glaubte auch nicht daran, daß es in der Lage war, sich zu unterhalten. Aus diesem Maul konnten nur Geräusche wie Grunzen, Schmatzen oder Gurgeln dringen, keine normalen Worte. Ein Vielfraß, wie er im Buche stand – und jemand, der ihr Kind geraubt hatte. Es tat ihr weh, daran zu denken, zugleich aber putschte es

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