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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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hatten, darunter auch den Austausch eines Offiziers gegen die Mutter und das Kind, die an Bord festgehalten wurden. Die Piraten hatten damit gedroht, die Geiseln nacheinander hinzurichten. Es ist noch unklar, ob die Geisel bei dem Feuergefecht ums Leben kam oder ob sie von den Piraten kaltblütig erschossen wurde.«
    CNN, 11. April
    A ls ich am Sonntagmorgen aufwachte, war es finster im Boot. Das passte zu meiner Stimmung.
    »Hey, Phillips«, sagte der Anführer, »ich habe jetzt einen neuen Job. Die Navy schickt mich auf einen blauen pakistanischen Schlepper. Ich soll überprüfen, ob sie was mit al-Qaida zu tun haben.«
    Ich knurrte nur verächtlich.
    »Ich helfe ihnen. Sage ihnen, wo sie Essen und Treibstoff bekommen.«
    Die Navy tauchte wieder auf. Sie wollten ein Lebenszeichen von mir haben. Durch die Hecktür sah ich sie auf einem Zodiac vorbei treiben, nur ungefähr fünf Meter entfernt. Ich winkte ihnen zu. Die Piraten drängten sich um die Tür, blieben halb hinter den Schotten in Deckung und zielten mit ihren Waffen auf die Soldaten.
    Die Soldaten schauten mich kurz an und fragten, ob bei mir alles in Ordnung sei. Ich sagte ja, und das war’s dann schon. Nichts im James-Bond-Stil, denn keinen Meter von mir entfernt standen die sehr angespannten und paranoiden Piraten. »Da hätten wir ja unsere kleine al-Qaida-Gruppe«, rief einer der Navy-Leute herüber, es klang fast, als wollte er mit den Piraten ein wenig herumalbern. Die Somalis spielten die harten und entschlossenen Jungs, sie wirkten ziemlich überzeugend. Der kurze Austausch gab mir das Gefühl, dass da eine gewisse Vertraulichkeit zwischen den Navy-Leuten und den Piraten bestand. Am liebsten hätte ich gebrüllt: »Sagt mal, Leute, kennt ihr diese Typen hier?« Aber das Zodiac kreuzte nur ein paarmal an der Hecktür vorbei und fuhr dann davon.
    Der Anführer verließ das Boot. Ich konnte nicht erkennen, wohin er ging und wie er dorthin kam. Er behauptete, er gehe jetzt los, um den blauen pakistanischen Schlepper zu überprüfen.
    Young Guy benutzte die Gelegenheit, sich mit mir zu unterhalten.
    »Wenn wir nach Somalia zurückkommen, willst du dann mit mir ins Kino gehen?«
    »Ja, klar«, sagte ich.
    »Ich gehe mit meiner Freundin aus«, fuhr er fort. Ich schaute ihn genauer an. Der Junge hatte kaum jemals ein Wort gesprochen; das war deshalb neu für mich.
    »Du hast ein Date?«
    »Ja, mit meiner Freundin. Ihre Mutter ist auch da. Du kannst mit ihrer Mutter gehen.«
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Ich gehe mit meiner Freundin und du kannst mit der Mutter gehen. Und dann gehen wir alle zusammen ins Kino.«
    Er beugte sich näher. »Und danach in ein Hotel.«
    Ich lachte.
    Gleichzeitig grübelte ich, Wo bin ich eigentlich? Bin ich in Landnähe, liegen wir vielleicht am Ankerplatz der Navy-Schiffe? Es kam mir höchst seltsam vor, dass drei Kriegsschiffe in der Nähe waren und dass die ganze das Treiben herrschte, das mir die Piraten beschrieben hatten – Schlepper und andere Schiffe in der Nähe. Unmöglich, dass so viel Aktivität dreihundert Meilen vor der Küste ablief. Jedenfalls war ich vollkommen desorientiert. Nichts von all dem, was um mich herum vorging, ergab einen Sinn.
    Dann sah ich durch die Heckluke plötzlich eine Schule von Delfinen vorbei schwimmen. Es mussten bestimmt hundert Tiere sein. Ich verrenkte mir fast den Kopf, um sie auf ihrem Weg so weit wie möglich zu beobachten, aber dann verschwanden sie aus meinem Blickfeld. Eine Minute später schwammen sie wieder direkt vor der Heckluke vorbei. Sie tauchten auf, glitten durch das Wasser und ihr Blas stieg aus den Blaslöchern in die Luft.
    Eine ganze Schule von Delfinen vorbei schwimmen zu sehen, hob meine Stimmung. Das könnte vielleicht doch ein guter Tag werden , dachte ich.
    Aber die Somalis ließen mir keine Ruhe. Schon beschäftigten sie sich wieder wie besessen mit den Knoten. Sie banden einen Knoten und befahlen mir, ihn wieder zu lösen. Wenn ich die falsche Leine berührte, bekam ich einen Schlag auf den Kopf, dann banden sie den Knoten noch einmal. Und wenn ich es wieder nicht exakt so machte, wie sie es wollten, banden sie den Knoten eben ein drittes Mal. Kurz darauf musste ich mich mit sechs Knoten abmühen.
    Selbst Young Guy verlor irgendwann die Lust an dem Spiel. »Welchen Zweck hat das überhaupt?«, schrie er Musso und Tall Guy an. Daraufhin fielen sie gemeinsam über ihn her.
    »Was ist los mit dir? Willst du wie ein amerikanischer Matrose werden? Hä? Wir sind

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