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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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sich sozusagen im Kreis«, sagte sie. »Eine Weile glaubte ich, dass ich dich bald wiedersehen würde. Dann kamen die düsteren Gedanken, und eine innere Stimme flüsterte mir zu: ›Er kann dabei auch ums Leben kommen, solche Sachen gehen normalerweise nicht gut aus.‹ Diese Gedanken verdrängte ich sofort, aber sie kamen immer wieder.«
    Am späten Samstagabend wurden der Druck und die Enttäuschung schier übermächtig und setzten Andrea stark zu. So sehr sie meine Schwestern auch mochte, ihre Lieder und ihre Art von Humor gingen ihr allmählich auf die Nerven. Irgendwann konnte sie auch die scherzhaften Bemerkungen nicht mehr hören und nicht mehr in das Gelächter mit einstimmen. Es war einfach Schluss mit lustig, besonders als eine meiner Schwestern zu ihr sagte: »Ach Andrea, mit dieser Sache werdet ihr so viel Geld machen, dass ihr euch zur Ruhe setzen könnt.« Da rastete Andrea aus. »Glaubst. Du. Wirklich«, fauchte sie, »dass Richard in das Rettungsboot gestiegen ist, damit wir Millionäre werden?«
    Der Samstag war für Andrea und für meine ganze Familie eine Riesenenttäuschung, weil nichts passierte. Der Sonntag schien zur letzten Chance zu werden.
    Auf dem Rettungsboot hörte ich plötzlich ein seltsames elektrisches Geräusch, eine Art Summen. Es klang wie eine tieffliegende Aufklärungsdrohne oder ein Elektromotor. Die Spannung im Boot schoss schlagartig hoch. Die Piraten sprangen in alle Richtungen und gingen in Deckung. Ich warf einen Blick zu Young Guy hinüber. In seinen Augen war panische Angst.
    Sie rannten zu den Lukentüren und warfen sie zu.
    Es geht los, dachte ich . Sie müssen Boote gesehen haben, die auf uns zu kommen. Vielleicht haben sich die Kriegsschiffe wirklich so aufgereiht, dass die Vorbereitungen außer Sicht ablaufen können.
    Der Anführer bellte Young Guy auf Somalisch an. Der kam zu mir und setzte sich mir gegenüber. Das schien die Angst ein bisschen zu lindern, die ich in seinen Blicken gesehen hatte. Er klickte mit dem Abzug seiner AK-47 und grinste mich an. Seine Augen kamen mir vor wie die eines verrückten Hundes. Tall Guy machte sich daran, die Dieselkanister aufzuschrauben und die Lukentüren mit Leinen festzuzurren. Musso kam mit einem Stofffetzen zu mir und verband mir damit die Augen. Ich legte den Kopf zur Seite und rieb ihn an meiner Schulter, bis es mir gelang, die Augenbinde ein wenig hinunterzuschieben.
    Die Somalis spähten angestrengt durch die Luken. Von draußen hörte ich Geräusche – wieder das eines Elektromotors sowie von Dieselmotoren. Die Piraten machten ihre Waffen schussbereit, zogen das Magazin heraus, checkten es und rammten es wieder in den Schacht zurück. Sie entsicherten die Waffen. Die Furcht war jetzt förmlich zum Greifen.
    Der Anführer hatte sich aus dem Cockpit zurückgezogen und drückte sich, wie alle anderen Piraten, in den hintersten Ecken der Sitzreihen dicht an die Rumpfwände. Offenbar wollten sie möglichst außer Sicht bleiben. Gelegentlich wagten sie einen schnellen Blick durch eine der Luken, duckten sich aber sofort wieder in ihre Deckung zurück, als befürchteten sie, abgeknallt zu werden.
    Auch Musso hockte in seinem düsteren Winkel, bemerkte aber, dass ich die Augenbinde verschoben hatte. Er schlug mich hart ins Gesicht.
    »Wenn du das noch einmal machst, wird es dir leid tun!«, brüllte er.
    Meine Wange brannte, aber gleichzeitig freute es mich, ihn wieder einmal provoziert zu haben. Ich lächelte.
    »Was machst du dann?«, fragte ich. »Mich abknallen?«
    Wir hörten wieder die Motorengeräusche. Musso starrte mich wütend an, hatte aber in diesem Moment zu viel Angst, um sich ernsthaft mit mir zu beschäftigen. Er duckte sich und kroch wieder in seinen Winkel der zweiten Sitzreihe zurück. Alle Piraten waren jetzt außer Sicht, nur Young Guy nicht. Er wollte nicht von meiner Seite weichen. Stattdessen schenkte er mir seine Serienmörderblicke, wobei er die Waffe direkt auf meine Brust gerichtet hielt. Er schob mir die Augenbinde wieder hoch, und ich schob sie wieder hinunter. Die Mündung der Waffe war einen halben Meter von mir entfernt.
    Ich saß in der dritten Reihe, vom Heck aus gesehen auf der Backbordseite direkt am Mittelgang. Durch die Fesseln konnte ich nicht wie die Piraten in Deckung gehen. Ich kam mir vor wie ein Stück Rindfleisch in der Auslage einer Metzgerei. Meine Angst war neu aufgeflammt. Wenn sich die Piraten so fürchteten, musste es dafür einen konkreten Grund geben. Es ist seltsam,

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