Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
Männer mit Schusswaffen zu sehen, die sich vor abgrundtiefer Angst schier in die Hosen machen.
Plötzlich hörte ich ein paar Schüsse. Sie klangen nach einer AK. Ich konnte nicht sehen, wer geschossen hatte, aber es war ganz nahe.
Dann wurde mir klar, dass die Piraten die Bugtür geöffnet hatten und auf eines der Navy-Schiffe feuerten. Die Schüsse schienen ihre Anspannung gelockert zu haben, denn nun kamen sie aus ihren Verstecken gekrochen. Und ein paar Minuten später schaffte es Tall Guy sogar, vorne im Boot einzuschlafen.
Ich musste pissen.
»He, ich muss mal aufs Klo«, sagte ich zu niemandem im Besonderen. »Ich brauche die Flasche.«
Seit meinem Fluchtversuch hatte sie mich nur noch in eine Flasche pinkeln lassen. Sie wagten es nicht mehr, mich auch nur in die Nähe der Tür zu lassen.
»Nein«, sagte der Anführer.
»Was hast du gesagt?«
Der Anführer machte eine wegwerfende Handbewegung.
Ich schrie die Somalis an, dass sie das noch bereuen würden, dass sie hier im Boot sterben würden und dass sie nichts weiter als Piraten seien. Sie hassten das Wort.
»Halt die Klappe, halt die Klappe!«, schrie mich der Anführer an.
»Nein, ich halte nicht die Klappe! Ihr seid nichts weiter als beschissene Piraten, und als Piraten werdet ihr auch verrecken!«
Der Anführer schaltete den Motor ein und jagte ihn hoch. Offensichtlich wusste er, wohin er fahren wollte.
Er schrie mich weiter an, den Mund zu halten. Die anderen Somalis fingen wieder mit ihrem Sprechgesang an, aber dieses Mal nur die Kurzversion. Der Anführer schob den Gashebel vor und das Rettungsboot beschleunigte.
»Wenn wir dich getötet haben, werfen wir dich an einem unreinen Ort raus«, schrie der Anführer. »Und dort bringen wir dich jetzt hin.«
»Was soll das heißen?«
Sie erklärten, dass sie ein seichtes Riff wüssten, an dem das Wasser ständig still stand. Es war nicht mit dem Gezeitenstrom verbunden, der alle zwölf Stunden die Bucht ausspülte. Wenn man dort eine Leiche ins Wasser warf, würde sie sich aufblähen, verwesen und zum Himmel stinken.
»Ganz, ganz schlimmer Ort«, sagte Musso.
Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. An meinem Hosenbein lief es warm und nass hinunter. Wegen dieser Kerle musste ich mich wie ein Tier vollpissen.
Das brachte meine Wut zum Überkochen. Ich fühlte mich erniedrigt und gedemütigt. Außer mir vor Zorn, schrie ich die Piraten an, verfluchte sie und wiederholte immer wieder, dass sie bald tot sein würden.
Der Anführer schrie zurück: »Halt die Klappe! Sei still!«
Wir waren offenbar am Ziel angekommen. Der Anführer schaltete den Motor aus. Durch die Heckluke sah ich die Bainbridge in einiger Entfernung. Anscheinend hatte sie versucht, uns zu folgen, aber das Rettungsboot hatte Abstand gewonnen. Vielleicht war das Wasser nicht tief genug für das Kriegsschiff.
Jetzt endlich gaben mir die Somalis Wasser und etwas zu essen. Der Anführer bestand darauf, dass ich ein paar Pop-Tarts aß.
»Okay, okay, ich esse das Zeug«, sagte ich. Sie hielten sich nicht mehr an ihr normales Ritual. Offenbar war ich es nicht mehr wert, einen reinen Tod zu sterben.
»Iss noch mehr.« Der Anführer stopfte mir regelrecht Pop-Tarts in den Mund.
»Verdammter Scheißer«, sagte ich.
»Du bist nicht halal, du bist unrein wie ein Tier«, rief er. Immer mehr Pop-Tarts schob er mir in den Mund, um mich noch unreiner zu machen. Er lachte mich aus. Dann stieg er wieder ins Cockpit hinauf. Dort drehte er sich um, hob die Hand und deutete mit theatralischen Gesten an, mir erst die Kehle durchzuschneiden, dann die Hände und schließlich die Eier abzutrennen.
»Du Schweinehund«, zischte ich, »wenn ihr mich umbringt, werde ich euch verfolgen. Ich komme zurück, mein Geist wird euch verfolgen.«
Sie versuchten, meine Füße auf einen blauen Plastiksack zu zwingen, der auf dem Boden lag. Ich saß auf dem äußeren Rand einer Armlehne, die Füße hatte ich quer über den Mittelgang auf die Armlehne des Sitzes gegenüber gestützt. Immer noch war ich verschnürt. Es war zu dunkel, um zu erkennen, wer was machte, aber ein Pirat stand mit der AK hinter mir und hielt eine Taschenlampe. Ich sah nicht viel mehr als den Schatten meines Kopfes an der gegenüberliegenden Wand. Ein anderer Pirat lag auf der nächsten Sitzreihe, direkt neben mir, und hielt seine AKauf meinen Bauch gerichtet. Das Boot schaukelte stark auf den Wellen.
»Du darfst nicht einen reinen Tod sterben«, sagte jemand in der
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