Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
an das kühle Nass ließ mich nicht los.
Zu meiner Verblüffung nahmen sie mir die Fesseln ab. Meine Handgelenke waren wund und geschwollen und schmerzten, als sie die Leinen lösten, aber das Gefühl der Erleichterung war stärker. Die Fußfessel lockerten sie nur wenig, damit ich nicht zur Luke rennen und ins Wasser hechten konnte.
»Kommt schon, lasst mich wenigstens mal kurz eintauchen«, sagte ich. Abkühlung war alles, was ich im Sinn hatte.
»Nein, du bist zu schwach dafür.«
»Ich springe nur kurz rein und komme sofort wieder raus.«
»Zu schwach, zu krank. Schlaf weiter.«
Young Guy zerrte ein paar Überlebensanzüge aus dem Stapel und legte sie im Mittelgang zu einer Art Matratze aufeinander.
»Leg dich hin«, sagte er.
»Nein, ich lege mich nicht hin. Ich mache nichts mehr, was ihr mir befehlt. Lasst mich in Wasser springen.«
Es war eine Art Pattsituation, aber ich war zum totalen Widerstand entschlossen. Kooperation hatte mich bei diesen Burschen keinen Schritt weitergebracht.
Die Piraten schimpften noch eine Weile mit mir, dann ließen sie mich in Ruhe und zogen sich auf ihre Sitze zurück.
Ich bewegte die Füße, lockerte die Fesseln, so gut ich konnte. Young Guy bemerkte es und kam mit der Taschenlampe herüber. Die Fesseln waren wirklich lockerer geworden.
»Er macht an den Fesseln rum.«
»Nein, ich strecke nur die Beine.«
Aber dann dachte ich: Genug .
»Ich will hier raus, ich mache das Spiel nicht mehr mit«, verkündete ich, kickte die Fesseln von den Füßen und stand auf. Vorne und hinten im Boot fuhren die Köpfe der Piraten hoch. Ich ging nach vorn.
Musso sprang auf. »Runter! Runter! Du kannst hier nicht raus!«
»Dann erschieß mich doch!«, sagte ich. »Ich habe genug! Ich will hier raus!«
Musso ließ seine Waffe fallen und packte mich um die Hüfte. Gleichzeitig spürte ich, dass Tall Guy von hinten kam und mein rechtes Bein umklammerte.
»Ich habe endgültig genug!« Ich machte zwei Schritte zum Bug.
BUMM! Im Bug blitzte Mündungsfeuer auf. Ich taumelte zurück, knickte ein und landete auf einem Sitz in der dritten Reihe.
»Was macht ihr Idioten denn?«, brüllte ich.
Young Guy hatte vom Bug aus geschossen.
»Was ist da drin los? Habt ihr ein Problem?« Die Stimme kam von draußen, und sie klang nach einer Frau.
Die Piraten schrien einander an. »Du darfst hier drin nicht schießen!« »Was machst du denn?«
»Nicht schießen!«
»Was ist los bei euch?«, kam wieder die Frauenstimme von draußen. Sie klang höchst alarmiert.
»Kein Problem! Ist Irrtum!«, tönte es hektisch aus allen finsteren Ecken des Boots. »Ist okay, alles okay!«
Young Guy hatte sich ins Cockpit verzogen. Er war total sauer, weil ihn die beiden anderen fertig gemacht hatten. Tall Guy setzte sich zu ihm.
»Ist okay!«, rief er der Frau draußen zu. »Kein Problem hier! Alles gut!«
Ich legte mich auf die Unterlage aus Überlebensanzügen, richtete mich aber halb auf, als ich Musso und Tall Guy hörte, die zur Bugluke gingen. »War Irrtum, kein Problem! Alles okay, okay!«, schrien sie wieder hinaus, wobei sie vorsichtig die Köpfe zur Luke hoben. Ich ließ mich wieder zurücksinken.
Ich war unendlich erschöpft und wollte nichts als Ruhe und Schlaf.
Plötzlich knallten Schüsse. Bangbangbangbangbangbang . Es klang, als seien sechs oder sieben schnell nacheinander abgefeuert worden. Der Lärm war unglaublich und hallte durch das winzige Boot. Ich fuhr hoch und warf mich zwischen die Sitzreihen, duckte mich, so tief ich nur konnte. Etwas rann mir über das Gesicht, kratzte über die Haut. Was ist los?, fragte ich mich Was ist passiert?
Es kam mir so vor, als würde die Schießerei eine Viertelstunde dauern, aber ich bin sicher, dass es in Wirklichkeit nur ein paar Sekunden waren. Blanker Horror und totale Verwirrung überwältigten mich, während ich mich so flach wie möglich auf den Boden presste.
»Was macht ihr denn?«, brüllte ich. »Leute, was macht ihr?«
Mein erster Gedanke war, dass die Piraten aufeinander schießen würden und dass ich mitten ins Kreuzfeuer geraten sei. Sie hatten sich ohnehin ständig gestritten, und nun war die Sache eben zu einer Schießerei eskaliert. Dann, nach all den Tagen voller Hitze, Misshandlungen, Morddrohungen, herrschte vollkommene Stille.
Auf einmal hörte ich eine Stimme. Eine amerikanische Männerstimme. »Sind Sie okay?«
Ich begriff nicht, wer da sprach.
»Alles okay bei Ihnen?«
»Ja, alles okay«, sagte ich schließlich. »Aber
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