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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Copeland, schlenderte mal durch die Klasse und verkündete: »Joey, du wirst mal ein guter Maurer. Mary, du wirst Hausfrau. Joanie, du wirst vielleicht Architektin.« Vor mir blieb er stehen. »Und du wirst viele Reisen machen.« Damit war ich voll und ganz einverstanden.
    Als Jugendlicher war Sport für mich das Größte. Ich hatte drei Brüder und war immer darauf aus, sie beim Sport zu schlagen, genau wie sie mich besiegen wollten. Auch mit meinen Freunden stand ich im Bogues Court, dem örtlichen Basketballplatz, in ständigem Wettstreit. Wir Jungs aus meiner Straße wetteiferten mit den Burschen aus der nächsten Straße, wobei ein Foul nur dann eins war, wenn Blut floss. Und meine Schule lebte und starb förmlich für das große Footballmatch gegen die rivalisierende Schule.
    In dieser Atmosphäre des ständigen Wettstreits entwickelte ich eine gewisse geistige Zähigkeit. Beim Sport lernte ich etwas über das Leben, über Anführer und Gefolgsleute; ja, verdammt, im Grunde lernte ich alles durch den sportlichen Wettkampf. Einer meiner Lieblingsathleten war der berühmte Basketballspieler Larry Bird, der aus einer ganz normalen Familie stammte und durch seine mentale Zähigkeit und sein enormes Durchhaltevermögen zu einem Superstar unter den Athleten wurde. Das war eine Leistung, die mir Respekt abnötigte.
    In der High School spielte ich Football, Basketball und Lacrosse, kam aber in keiner dieser Sportarten über durchschnittliche Leistungen hinaus. Aber im zweiten Jahr am College wurde Manny Marshall, der Footballcoach, auf mich aufmerksam. Bei jeder Gelegenheit sprach er mich an, als würde er von mir erwarten, dass ich sein Team zur Meisterschaft im Staat führen würde. »Hi, wie geht’s heute? Trink viele Milkshakes, du musst unbedingt noch an Gewicht zulegen. Und was das Fitnesstraining angeht, mach dir darüber keinen Kopf, darum kümmere ich mich. Wie geht’s? Fühlst du dich stark?« Aber im Junior Year holte ich mir Mononukleosis, die so genannte Kusskrankheit, und musste aussetzen. In dieser Zeit entdeckte ich, dass es auch noch andere Möglichkeiten gab, Spaß zu haben, vor allem Partys. Aber Coach Marshall fing mich immer noch jedes Mal ab, wenn ich ihm über den Weg lief. »Sag’s nicht weiter, aber nächstes Jahr könntest du Captain werden.«
    Aber ich war nicht gut genug, um Captain zu werden. Ich hatte fast das ganze Jahr lang nicht gespielt und hätte den Titel gar nicht verdient.
    Coach Marshall erwartete von mir, dass ich mich seinem System unterwarf – die Spieler sollten sozusagen mit dem Erfolg oder Misserfolg des Teams leben und sterben. Er begriff nicht, dass ich Spaß am Leben hatte, egal ob wir gerade gewonnen oder verloren hatten. »Warum grinst du denn so?«, schrie er mich häufig an. »Vielleicht, weil ich meinen Spaß habe?«, gab ich dann zurück. Für ihn war Football eine Art Religion, und ein Typ, der sich mit seinen Kumpels amüsierte, obwohl sein Team gerade verloren hatte, konnte in seinen Augen nur der leibhaftige Antichrist sein. Und so stufte er mich allmählich von seinem potentiellen Star zum Ersatzspieler herab. Ich trat aus dem Team aus, sogar noch vor dem letzten Spiel der Saison, in dem wir gegen den Erzrivalen Woburn antreten mussten, einfach deshalb, weil mir der Sport keinen Spaß mehr machte. Das Spiel schaute ich mir jedoch mit der Band an, in der ich Saxophon spielte. Der Band Leader war überglücklich: »Das ist bestimmt das erste Mal, dass einer dem Coach ins Gesicht sagt, ›Sorry, Coach, ich kann nicht mehr mitspielen, meine Band ist mir jetzt wichtiger.‹« Danach redete Coach Marshall nicht mehr mit mir.
    Vermutlich musste ich noch lernen, was es bedeutete, Mitglied eines Teams zu sein.
    Ich trieb gern Sport, wehrte mich aber gegen die damit verbundenen Auflagen. Beim Basketball war das nicht anders. Nach dem Training am Anfang der Saison rief der JV-Coach mich und einen Burschen namens Gunk Johnson zu sich. »Phillips«, sagte er, »dich stelle ich nicht ins Team, aber nicht, weil ich mich dafür rächen will, dass dein Vater mich nicht aufgestellt hat, als ich noch zur Schule ging. Und dich, Gunk, stelle ich auch nicht auf, aber nicht deshalb, weil ich dich nicht mag.« Er dachte, damit hätte er uns den nötigen Tritt in den Hintern gegeben, den wir bräuchten. Aber als er dann wissen wollte, wie wir uns entscheiden würden, schauten wir uns nur kurz an, dann sagte ich: »Coach, wir steigen aus.«
    Das wurde gewissermaßen mein Motto:

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