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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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schnell wurde aus dem Gespräch ein lockeres Geplauder über Sport und die neuesten Nachrichten. Schon vor der Fahrt hatte ich Shane angekündigt: »Ich werde mich bei dieser Fahrt ein wenig zurücknehmen. Sie werden mehr in den Vordergrund rücken und auch mehr Aufgaben übernehmen: Überstundenbudgetierung, Wartung, Sicherheit und Notfallregeln. Sie haben bereits bewiesen, dass Sie das können.« Er war auf dem besten Weg, Käpten zu werden, und ich wusste, dass er dafür bereit war.
    Nach ein paar Minuten sagte ich: »Wir führen heute ohne Ankündigung eine Sicherheitsübung durch.«
    Der Erste Offizier ist normalerweise der bei Weitem am härtesten arbeitende Mann auf einem Schiff. Er ist vierzehn Stunden am Tag auf den Beinen, sieben Tage die Woche, und eine Sicherheitsübung macht ihm das Leben noch schwerer.
    Die meisten Mates hätten gesagt: »Verdammt, Cap, muss das denn sein?« Aber Shane war da ganz anders. »Prima. Ich liebe unangekündigte Übungen.« Das war Musik in meinen Ohren.
    »Ab zum Frühstück, um neun Uhr fangen wir an«, sagte ich. »Du wirst wahrscheinlich heute keine anderen Arbeiten zu Ende bringen, aber diese Übung müssen wir durchführen.«
    »Wir sind bereit«, sagte er. »Aber vorher sollten wir…«
    »Sag’ mir nicht, was wir tun werden«, unterbrach ich ihn. »Wir wollen herausfinden, wie wir reagieren.«
    Um 8.50 Uhr stieg ich wieder zur Brücke hinauf. Mein Dritter, Colin Wright, und ein A.B. waren bereits dort. Ich trat zu Colin und sagte: »Ein Boot nähert sich auf Steuerbord. Vier Männer, bewaffnet, offenbar feindselige Absicht.« Damit leitete ich die Sicherheitsübung ein.
    Er warf mir einen verwunderten Blick zu.
    »Ohhhkay«, sagte er schließlich.
    Ich wartete. Er starrte mich immer noch an. »Na, was ist? Unternimm etwas«, sagte ich.
    »Oh! Ach so. Okay«, sagte Colin. Dann wollte er den Generalalarm auslösen, der überall im Schiff zu hören war.
    »Nein, den Generalalarm wollen wir nicht zuerst auslösen«, erklärte ich ihm. »Zuerst kommt das Signalhorn.« Damit sollen die Piraten darauf hingewiesen werden, dass sie bemerkt wurden und dass sich das Schiff auf die Verteidigung vorbereitet. Der Generalalarm ist nur im Schiffsinnern zu hören, während das Horn noch fünf Meilen entfernt zu hören ist.
    Colin betätigte das Horn. Ich beobachtete die Crew, die jetzt in die Gänge kam. Jedem war eine Sammelstation zugewiesen worden, zu der er sofort laufen sollte; ungefähr die Hälfte der Männer lief zu einer falschen Sammelstation. Das war schlecht.
    »Feuerlöschpumpen!«, rief ich.
    »In Ordnung«, sagte Colin. Auf Schiffen wie der Maersk Alabama gibt es ungefähr 35 Feuerlöschstationen, die mit Schläuchen und Spritzen ausgestattet sind. Aber die Maersk Alabama hatte auch Schläuche für die Piratenabwehr, die sich an geeigneten Stellen befanden. Die fünf Schläuche – drei am Heck und zwei weitere an den Seiten, aber nach achtern gerichtet – sind fest montiert und ständig auf »ON«, so dass man auf der Brücke nur auf den Pumpenknopf drücken muss, und schon – bumm! – schießt das Wasser heraus. Damit ist gewährleistet, dass man bei einem Piratenangriff von der Brücke aus die Feuerschläuche bedienen kann. Kein Pirat schafft es, eine Leiter hinaufzusteigen, wenn ein auf volle Kraft geschalteter Wasserstrahl auf ihn gerichtet wird. Außerdem wird den Angreifern schon von Weitem klar, dass wir auf den Überfall vorbereitet sind, wenn sie die gewaltigen Wasserstrahlen sehen, die aus den Schläuchen schießen.
    Doch als Colin auf den Schalter drückte, passierte gar nichts. Wie sich herausstellte, war eines der Ventile an der Feuerlöschpumpe nicht geschlossen, so dass kein Wasser in die Schläuche floss.
    Der Vollmatrose, der sich ebenfalls auf der Brücke befand, wirkte unkonzentriert, er sah aus, als sei ihm gerade sein Hund weggelaufen. Er musste ebenfalls die Routine beherrschen lernen, deshalb ging ich sie Schritt für Schritt mit ihm durch.
    »Wir werden von Piraten angegriffen«, sagte ich. »Was musst du jetzt tun?«
    Er starrte mich an. »Ich… ich soll… äh…erst mal…«, stotterte er verwirrt.
    »Zuerst das Sicherheitssignal geben!« Das Sicherheitssignal richtig zu geben, erfordert Fingerspitzengefühl, denn man muss wirklich den richtigen Ton auf dem Horn treffen, sonst klingt es entweder wie »Alle Mann von Bord!« oder irgendein anderer beliebiger Signalton. Dieser Mann hier brachte das nicht auf die Reihe. Es klang fast, als

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