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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Schlupfloch gefunden.
    Ich lächelte. Guter Mann, dachte ich. Bleib dort.
    Jetzt blieben nur noch ich und ein Seemann. Nicht gerade meine erste Wahl für die Planung eines Fluchtversuchs, aber ich musste nehmen, was ich kriegen konnte.
    Ich machte mich in seiner Nähe zu schaffen.
    Er schaute auf.
    »Womöglich müssen wir einen Ausbruch über die Brückentür versuchen«, sagte ich. »Versuchen Sie unauffällig näher zu rutschen.«
    Er nickte. Ein Pirat lehnte sich vor und starrte uns misstrauisch an. Der Kopf des Piraten verschwand.
    »Halten Sie sich einfach bereit«, sagte ich zu dem Seemann und ging wieder in die Mitte der Brücke.
    Ich drückte das Funkgerät. »Drei Piraten auf der Brücke, alle bewaffnet«, sagte ich. Das Funkgerät piepste. Ich schaute auf die Ladeanzeige des Funkgeräts. Der Akku war fast leer.
    Der Anführer und ATM waren wie vom Erdboden verschluckt. Erst einige Tage später erfuhr ich, was wirklich passiert war.
    ATM hatte den Piraten ins Schiffsinnere geführt, zum Maschinenraum. Mike Perry, mein Leitender Ingenieur, war schon dort (er war gleich beim ersten Zeichen eines Piratenangriffs zum Maschinenraum gegangen). Als ATM und der Anführer durch das Labyrinth aus Gängen liefen, prüfte Mike gerade etwas an der Ausrüstung. »Es war stockfinster, nicht der geringste Lichtschimmer«, erinnerte er sich. Die Maersk Alabama lag in der Äquatorsonne, das Wasser reflektierte die Hitze wiederum auf den Stahlrumpf. Die Temperatur im Inneren kletterte auf über 50 Grad. »Wir kamen uns allmählich so vor, als würden wir bei lebendigem Leib gebraten«, sagte ein Besatzungsmitglied. Und Mike konnte die wachsende Verzweiflung der Piraten hören – und wie sie ihre Wut und Verwirrung an mir ausließen. »Ich merkte nur am Klang der Stimmen«, sagte er, »dass [Rich] in Gefahr ist.«
    Mike lief gerade durch den Maschinenraum und hatte als Waffe ein Messer in der Hand, als plötzlich ein Lichtstrahl über sein Gesicht huschte: Der Anführer hatte ihn gesehen, aus wenigen Metern Entfernung in dem finsteren Gang. Mike machte kehrt und rannte den Gang entlang, der Anführer folgte ihm und rief ihm laut etwas nach. Die Worte hallten von den Stahlwänden wider. Mike kam an eine Stelle, wo der Gang eine 90-Grad-Kurve machte, spurtete rasch um die Ecke und drückte sich dann mit dem Rücken an die Wand. Die Schreie kamen immer näher. Als das Gesicht des Somali um die Ecke kam, stürzte Mike vor. »Ich warf mich auf ihn«, sagte er. Mike packte ihn um den Hals und setzte dem Piraten das Messer an die Kehle. »Ich hätte meine Hand nur zur Seite bewegen müssen; das hätte ihm glatt die Kehle aufgeschlitzt.« Mike warf den Piraten zu Boden, und der Somali leistete überhaupt keinen Widerstand, weil er die Klinge am Kehlkopf spürte.
    Mike wusste nicht, dass der Pirat allein war. Er dachte, dass die anderen jeden Moment um die Ecke kommen würden, mit Sturmgewehren in den Händen. »In meinem Kopf dachte ich: ›Wo bleibt der Schuss? Warum fallen keine Schüsse?‹« Er blickte nach unten. Die Hand des Somali hatte bei dem Kampf einen tiefen Schnitt abbekommen, und Blut lief auf das Metalldeck.
    ATM und Mike packten den Anführer und brachten ihn zum hinteren Steuerraum. Sie klopften an die Tür, und Mike rief der Crew zu, aufzumachen. Er rief das Kennwort, und die Tür ging auf.
    Fünfzehn erschöpfte, aber grimmig entschlossene Gesichter starrten den Anführer aus der Dunkelheit an. Endlich hatte er die gesuchte Crew gefunden, nur nicht ganz so, wie er es sich gewünscht hatte.
    »Ich schnappte mein Funkgerät und ich rief an, damit der Kapitän und alle Bescheid wussten«, sagte Mike. »Dann sagte ich nur: ›Einer weniger‹.«
    Die gute Nachricht war, dass das gigantische, lebensgefährliche Katz-und-Maus-Spiel, das wir mit den Somalis veranstalteten, funktionierte. Die schlechte Nachricht war, dass ihnen das überhaupt nicht gefiel.
    Ich konnte sehen, wie die Augen von Tall Guy hervortraten, während die Minuten verrannen. Young Guy war oben auf der Laufbrücke, aber Musso und Tall Guy behielten mich und den Seemann auf der Brücke ständig im Auge. Einer von denen rastet demnächst aus, dachte ich. Man konnte schier meinen, das Schiff würde die Leute geradezu verschlingen, und das tötete ihnen allmählich den letzten Nerv.
    »Wo ist er?«, wollte Musso wissen.
    »Hören Sie, ich habe keine Ahnung. Meine Besatzung ist komplett verrückt. Ich weiß nicht, was für ein Spielchen sie da

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