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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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spielen.«
    Ich wollte den dummen Kapitän spielen, der seine eigenen Männer nicht unter Kontrolle hat. Aber ich wusste genau, dass irgendwann die Grenze erreicht war.
    »Was ist mit dem großen Mann? Warum ist er nicht zurückgekommen?«
    Ich ging wieder zur Bordsprechanlage.
    »Alle Besatzungsmitglieder, meldet euch bitte auf der Brücke. Colin, melde dich zurück.«
    Die Nervosität der Somalis stieg von Minute zu Minute.
    »Warum fährt das Schiff nicht? Lass das Schiff fahren!«
    Ich gestikulierte ihnen mit den Händen: Ganz ruhig. Dann ging ich wieder zur Sprechanlage.
    »Leitender Ingenieur, gehorchen Sie bitte den Piraten und kommen Sie auf die Brücke.«
    Tall Guy und Musso konnten nicht mehr still stehen, sie liefen die ganze Zeit auf und ab. Sie hatten ein zweites tragbares Funkgerät gefunden und überwachten es. Mein Gerät war zu schwach. Ich hatte seit mindestens 30 Minuten nichts mehr von Mike Perry oder Shane gehört.
    Die Piraten suchten das Deck ab. Sie erblickten etwas, und Musso wandte sich mir zu.
    »Was ist das für ein Boot?«
    »Welches Boot? Wo?«
    »Da drüben.« Er zeigte auf das Bereitschaftsboot, englisch abgekürzt MOB (für: man over board), das auf Deck B befestigt war.
    Ich sagte ihm, was das war: eine Art Rettungsboot mit eigenem Antrieb und Proviant.
    »Dieses Boot, funktioniert es?«
    »Natürlich funktioniert es«, sagte ich.
    Ich versuchte gar nicht erst, ihnen zu verheimlichen, dass sie mit dem MOB abhauen konnten. Ich wollte , dass sie das Boot nahmen. Verdammt, ich würde es sogar für sie steuern. Wenn es mir gelang, sie von der Maersk Alabama herunterzuschaffen und so meine Männer außer Gefahr zu bringen, dann wäre das wie ein Sechser im Lotto für mich.
    »Zeig es mir«, sagte Musso.
    Ich verließ die Brücke, und wir gingen den ganzen Weg bis zum leuchtend orangen MOB. Während wir über das Schiff liefen, redete ich laut und hielt die Sprechtaste gedrückt, damit die Besatzung wusste, wo ich war. Das Bereitschaftsboot war etwa 5,40 Meter lang, eine offene Version ohne Verdeck, aus glasfaserverstärktem Kunstharz mit einem Außenbordmotor und drei Sitzreihen. Um es zu Wasser zu lassen, musste man es aus der Aufhängung lösen, über das Wasser fieren, absenken und dann die Entriegelung betätigen, welche die Klammern öffnete.
    Ich stieg in das MOB und betätigte den Anlasser. Ich startete den Motor kurz, dann versuchten es die Piraten. Jedes Mal jaulte der Außenbordmotor auf.
    »Wir können dieses Boot nehmen?«, sagte Tall Guy. Die Anspannung auf seinem Gesicht schien zu weichen. Offenbar wollten die Piraten sicher gehen, dass sie sich absetzen konnten, falls sie mussten.
    »Klar«, sagte ich. »Ich lasse es für euch sogar zu Wasser.«
    Er und Musso sprachen auf Somalisch miteinander.
    Ihr Funkgerät knackte.
    »Wir haben euren Kumpel«, sagte Mike Perry. »Hört ihr mich, Piraten? Wir haben euren Kumpel und tauschen ihn gegen den Kapitän aus.«
    Tall Guy drückte die Taste.
    »Wer ist das?«
    »Der Leitende Ingenieur.«
    »Ihr habt unseren Mann?«
    »Jawohl. Und wir machen einen Tausch gegen unseren Kapitän.«
    Das löste eine weitere hektische Unterhaltung auf Somalisch aus. Tall Guy schaute mich an.
    »Wir brauchen Geld«, sagte Tall Guy. »Wir können nicht ohne Geld gehen.«
    Ich nickte.
    »Das verstehe ich«, sagte ich. »In meinem Zimmer habe ich viel Geld. Sie können es haben, wenn Sie das Schiff verlassen.«
    »Wie viel?«
    »Dreißigtausend Dollar.«
    Sie waren nicht beeindruckt. Sie hatten hier auf dem Indischen Ozean nach ein paar Millionen gesucht, nicht nach 30 Riesen. Aber ich spürte, dass es womöglich genug war, um sie von meinem Schiff herunter zu bekommen, solange sie noch Geiseln hatten. Geiseln waren ihre einzige Chance, an das große Geld zu kommen.
    Allmählich zeichnete sich ein Deal ab.
    Wir stiegen auf Deck E hoch und gingen in meine Kajüte. Ich hatte keine Ahnung, dass Shane unser Vorgehen beobachtet hatte und im Gang vor uns in die Falle geraten war. Da er nirgendwo sonst hin konnte, huschte er in meine Kajüte und suchte verzweifelt nach einem Versteck. Während ich mit den beiden Piraten eintrat, versteckte er sich keine anderthalb Meter entfernt in der Toilette. »Sie wissen gar nicht, wie oft Sie mir das Leben gerettet haben«, sagte er mir später. »Ich bin ständig durch das Schiff gelaufen, und habe Sie reden hören, und dann bin ich jedes Mal in die nächste Öffnung abgetaucht.«
    Als ich später Zeit hatte, über diese

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