Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
Taschenlampe hervor und leuchtete hinein. Ich hielt den Atem an. Wenn sie jetzt die Besatzung fanden, war der ganze Deal geplatzt.
Tall Guy nahm die AK-47 von der Schulter und richtete sie in das Gatt. Sie hatten vermutlich gehört, wie die Männer sich unten bewegten. Verdammt nochmal, dachte ich. Es ist aus.
Er zog das Gewehr zurück und reichte es Musso. Tall Guy ging in die Hocke, steckte den Kopf in die Luke und prüfte, ob er sich durch die Öffnung zwängen konnte. Sie wollten da runtergehen und meine Männer jagen. Aber nicht einmal er war dünn genug, um die Schulter durch die Luke zu quetschen.
»He, Leute«, rief ich Musso aus knapp fünf Metern Entfernung zu. »Wollt ihr jetzt den Treibstoff oder nicht? Ich brauche eure Hilfe, sonst kommen wir nicht weiter.«
Musso schaute wieder zu Tall Guy, der immer noch versuchte, die Schultern durch die Luke zu zwängen.
»Schaut, dass ihr fortkommt«, flüsterte ich hektisch ins Funkgerät. »Piraten kommen runter.«
Musso klopfte Tall Guy an die Seite und sagte etwas auf Somalisch zu ihm. Tall Guy zog den Kopf aus der Luke und schaute zu mir.
»Schnappt euch die zwei Eimer«, rief ich. »Hört auf, hier irgendeinen Mist zu bauen. Wollt ihr jetzt das Schiff verlassen oder nicht?«
Tall Guy warf noch einmal einen Blick in die Luke, schwenkte die Taschenlampe hin und her. Dann drehte er sich um und ging in meine Richtung.
Eine Woge der Erleichterung durchströmte mich.
Ich stieg in das Rettungsboot. Die Piraten wollten, dass ich ihnen beibrachte, wie man den Motor startete und stoppte. Das zeigte ich ihnen nur zu gerne.
Tall Guy und Musso fanden allmählich Gefallen an dem Gedanken, wegzufahren. »Wir verlassen euer Schiff bald«, sagte Musso zu mir und brachte ein Lächeln zustande. »Wir sind hier fertig.« Mit 30 000 Dollar konnten sie sich keinen Mercedes-Geländewagen samt Villa kaufen, aber es war weit mehr als die meisten Somalis in ihrem ganzen Leben verdienten. Nicht schlecht für einen Tag Piraterie. Was mich betraf, so konnten sie es gerne haben. Es war ein kleiner Preis dafür, das Schiff und die Besatzung zu retten.
Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Ich beeilte mich, die Somalis vor Einbruch der Dunkelheit von der Maersk Alabama zu bekommen. Ich hievte das Rettungsboot mit dem Davit aus der Aufhängung, aber es ging verdammt langsam voran.
»Wo sind die Ingenieure?«, sagte Musso. »Lauter Faulenzer, diese Leute.«
»Meine Rede«, sagte ich. Ich lachte in mich hinein. Es war mir gelungen, eine Art umgekehrtes Stockholm-Syndrom bei den Somalis zu erzeugen. Tall Guy und Musso und ich waren uns einig in unserer Verachtung für die Unfähigkeit meiner Besatzung. Oh Mann, dachten sie bestimmt, wie kann er nur mit diesen Idioten zur See fahren? Die beiden großen Somalis waren tüchtige Seeleute, wie ich später herausfinden sollte, und der Anführer stand ihnen in punkto Schlauheit in nichts nach. Aber ich vermutete, dass sie noch nicht genug Schiffe gekapert hatten, um die Grundregeln einer Geiselnahme zu beherrschen. Zu glauben, dass der Kapitän es nicht schaffte, seine Männer an Deck zu bringen, war ein Amateurfehler.
Mit 30 000 Dollar in der Tasche waren die beiden Piraten zufrieden. Allerdings hatte auch Shanes kleiner Trick, einen Notruf an die Navy vorzutäuschen, mit Sicherheit Wirkung gezeigt. Sie suchten unablässig den Horizont nach Anzeichen eines Zerstörers ab. Ihre Stimmung hatte sich jedoch gebessert.
Das galt auch für mich. Dieser Alptraum war beinahe vorüber. Ich wollte noch nicht einmal daran denken, dass wir fast frei waren. Dafür war wohl mein irischer Aberglaube zu groß – oder die Überzeugung meines Vaters, dass man einen Job immer zu Ende bringen muss. Die Gefahr, den Rest meines Lebens ein Loch in einem Schurkenstaat zu bewohnen, rückte allmählich in immer weitere Ferne.
»Wir können das machen«, sagte Musso. »Aber jetzt brauchen wir unseren Mann.«
»Ihr bekommt euren Mann erst, wenn wir im Wasser sind«, gab ich zurück. Ich wollte auf keinen Fall den Austausch durchführen, solange diese Schurken noch auf meinem Schiff waren.
»Okay, okay.«
Mein Funkgerät piepste wieder, aber ein bisschen Saft hatte es noch. Ich ging zu den Treibstoffeimern und tat so, als hätte ich Probleme mit einem. Unterdessen rief ich den Leitenden Ingenieur über das Funkgerät.
»Chief, diese Männer sind bereit, in das MOB zu steigen. Wir machen den Austausch, sobald wir im Wasser
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