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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Stunden nachzudenken, erfüllte es mich mit großer Befriedigung, dass es mir gelungen war, Shane und die anderen in Sicherheit zu bringen. Aber damals dachte ich nicht darüber nach – ich war so damit beschäftigt, den Somalis das Geld zu geben und sie zum Verlassen des Schiffs zu bewegen, dass ich an nichts Anderes dachte, geschweige denn, ob ein Mitglied der Besatzung in der Nähe war. Ich ging direkt zu meinem Safe, drehte die Einstellscheibe, stellte die Kombination ein und öffnete die Tür. Ich zog die 30 000 Dollar heraus, die in Stapeln aus verschiedenen Scheinen sortiert waren, und überreichte das Geld Musso. Er und Tall Guy zählten das Geld und nickten.
    Unterdessen verhandelten die Piraten die ganze Zeit über Funk mit Mike, dem Leitenden Ingenieur. Sie vereinbarten, dass meine Männer den Anführer und gleichzeitig die Piraten mich übergaben. Ich war an den Verhandlungen nicht beteiligt – ich war zu sehr darauf konzentriert, alles für den Abschied der Somalis vorzubereiten.
    Wir gingen zurück zum Bereitschaftsboot, und ich fing an, es mit dem Davit aus der Aufhängung zu lösen – einem kleinen Bootskran, der Material hoch hebt und zu Wasser lässt. Ich musste das Boot hochheben, über die Seitenwand schwenken und auf die Wasseroberfläche in zwölf Metern Tiefe absenken.
    Aber wir hatten immer noch keinen Strom. Also fing ich an, von Hand das schwere Teil hochzukurbeln, während Musso und Tall Guy mich mit ihren Kalaschnikows beobachteten.
    »Warte«, sagte Tall Guy. »Wir brauchen mehr Treibstoff.«
    »Mehr Treibstoff?«, sagte ich. »Mit dem Vorrat an Bord schafft ihr es bis Somalia.«
    Das stimmte nicht. Mit den gut elf Litern an Bord des Rettungsbootes würden sie die halbe Strecke bis zur Küste schaffen, und dann wären sie hilflos der Strömung ausgeliefert. Ich wusste das, aber sie nicht.
    »Mehr Treibstoff«, sagte Musso. »Hast du kapiert!«
    »Wie viel braucht ihr?«
    »Viel, wir brauchen viel.«
    Was immer sie wollten. Ich lief über das Deck zum Spind des Bootsmanns und holte einen Schlauch, eine Rohrleitung und eine Schelle heraus. Ich schnitt den Schlauch auf die richtige Länge zu (die Somalis hatten mir mein langes Taschenmesser nie abgenommen) und trug ihn zum Tank für den Notstromgenerator. Ich wusste, dass er mindestens 400 Liter enthielt. Ich schnappte mir ein paar 20-Liter-Eimer, stellte sie in einer Reihe auf, befestigte den Schlauch am Tank des Generators und ließ den Diesel in die Eimer laufen.
    Tall Guy stellte sich neben mich und sah sich die Anzeige am Notstromgenerator an. Er langte nach oben und fing an, Hebel hoch und runter zu kippen. Vermutlich glaubte er, er könne das verdammte Schiff in Gang bringen, wenn er zufällig die richtige Kombination erwischte.
    Ich schrie ihn an. »Bitte Finger weg!«
    Er lachte und ging weg. Ich füllte wieder die Eimer auf.
    Ich hatte die Eimer absichtlich ausgewählt. Das waren die schmutzigsten weit und breit gewesen. Sie waren voller Fett und Chemikalien und all den Rückständen, die sich ansammeln, wenn man auf einem Containerschiff ist. Ein Wunder, wenn das den Motor des Rettungsbootes nicht stoppte.
    Die Eimer füllten sich schnell. Die Piraten halfen mir, sie über das Deck in die Nähe des Bereitschaftsbootes zu tragen. Sobald wir es im Wasser hatten, würden wir die Eimer ablassen. Mit so viel Treibstoff könnten sie theoretisch jeden beliebigen Punkt an der somalischen Küste erreichen.
    Während ich die Eimer schleppte, ging ich an der Luke zum Kabelgatt vorüber, die knapp einen Meter über Deck ragte. Diese besondere Luke führte zum achteren Kabelgatt, einem kleinen Stauraum, in dem wir das ganze Tauwerk für die Maersk Alabama aufbewahrten. Die Klappe stand weit offen, und eine Leine führte hinab. Es gab nur einen Grund dafür, dass die Klappe offenstand: Die Besatzung war mit Sicherheit im Gatt, lag dort auf den Tauen, sehnte sich nach einer leichten Brise und wollte der mörderischen Hitze im Inneren entkommen.
    Ich hoffte, die Piraten würde das nicht bemerken. Die Klappe war geschlossen gewesen, als wir das erste Mal daran vorbeigingen. Jetzt stand sie weit offen. Aber, wie könnte es anders sein, statt vorbeizugehen, blieben die Piraten direkt davor stehen. Und nach ein paar Sekunden der Verwirrung lehnten sich Tall Guy und Musso vor und stierten in die Dunkelheit.
    Ich nahm das Funkgerät. »Leute, sie sehen die Luke. Geht sofort weg davon. Die Piraten sind direkt über euch.«
    Musso kramte seine

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