Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
Vom Netzwerk:
Als er etwa eineinhalb Meter über dem Wasser war, ließ er ihn fallen. Der Eimer tauchte kurz unter, dann zog Shane ihn wieder hoch. An allen Seiten lief das Wasser herunter.
    Ich grinste. Zwei Menschen – ein Gedanke. Shane versuchte, den Treibstoff unbrauchbar zu machen, so dass er den Antrieb des MOBs außer Betrieb setzte.
    »Keine Sorge«, sagte ich ins Funkgerät. »Ich habe schon genug Wasser in die Eimer gefüllt.« Die Somalis würden 200 Meilen vor der Küste mit einem nutzlosen Stück Blech als Antrieb liegen bleiben.
    Ein Eimer nach dem anderen kam herunter. Als ich den letzten packte und abstellte, meldete sich Musso zu Wort.
    »Okay, wir brauchen mehr Treibstoff und Proviant«, sagte er.
    Ich schaute ihn an.
    »Mehr Treibstoff? Wo wollt ihr denn hin, nach Disney World?«
    Er lachte. Die Piraten waren wieder in ihrem Element – dem Wasser –, und sie hatten einen amerikanischen Kapitän als Geisel. In ihren Augen hatten sie noch gar nichts verloren. Also konnte Musso leicht über meine Witze lachen.
    Ich wollte ein bisschen Abstand zwischen das Rettungsboot und das Schiff bringen. Ich lenkte das Boot knapp hundert Meter von der Backbordseite weg und stellte den Motor ab. Wir trieben auf dem Wasser und warteten.
    Über Funk forderte ich den zusätzlichen Proviant an. Shane ging in die Messe und schnappte sich etwas von dem sogenannten Nachtmahl. Unter Nachtmahl verstehen wir, was der Koch für die Abend- und frühe Morgenwache bereitstellt, oder für jeden, der so verrückt ist, dass er davon essen möchte. Wenn ich aufzählen wollte, was in dieser Mahlzeit alles enthalten ist, würde ich nie fertig werden. Wir haben auch noch einen anderen Namen dafür: »Pferdeschwanz.« Genaugenommen ist das eine Beleidigung für den Penis eines Hengstes. Ich hatte schon Köche, die das gleiche Zeug eine ganze Woche lang immer wieder hinstellten, bis so viel Schimmel darauf wuchs, dass man damit hätte Penicillin züchten können. Dieses Zeug ist einfach grauenvoll.
    Unter anderem enthält es Schweinefleisch. Das wusste ich. Das war also Shanes letztes »Haut ab« an die Somalis, falls sie nicht ohnehin an dem Zeug krepierten.
    Alles klappte wie am Schnürchen. Endlich waren wir für den Austausch bereit. Ich sah Shane herumlaufen und alles vorbereiten.
    »Okay, wir sind bereit«, sagte Shane über Funk.
    »Verstanden«, sagte ich. Ich betätigte den Anlasser des MOB.
    Nichts.
    Ich startete noch einmal. Nichts. Das darf nicht wahr sein, dachte ich. Ich drückte nochmal, und alles blieb stumm – nicht einmal der Versuch einer Zündung.
    »Mist«, sagte ich.
    Die Piraten schauten mich an.
    »Etwas nicht in Ordnung, Captain?«, sagte Musso.
    »Der Motor ist tot. Macht mal Platz. Ich muss nach den Batterien sehen.«
    Das MOB sollte eigentlich immer einsatzbereit sein. Beide Batterien müssten automatisch über die Verbindung mit dem Netz des Schiffes voll aufgeladen sein. Aber als ich den Ladeschalter überprüfte, stellte ich fest, dass er nur an einer Batterie eingeschaltet war. Die rechte Batterie hatte den ganzen Saft bekommen, aber jetzt war auch sie leer. Als ich von beiden Batterien auf die rechte umsteckte, gab der Motor immerhin ein paar Laute von sich, sprang aber nicht an.
    »Shane, wir haben ein Problem«, sagte ich in das Funkgerät.
    »Was ist los?«, fragte Shane zurück.
    »Die Batterien sind leer.«
    Ich hörte ihn ausatmen.
    »Das war’s. Das Spiel ist aus.«
    »Nicht ganz«, sagte ich.
    Ich kramte ein paar Werkzeuge hervor und machte mich an die Arbeit. Ich prüfte sämtliche Verbindungen und betete, dass irgendwo vielleicht ein Kabel lose war. Aber alles schien in Ordnung. Es lag garantiert an den Batterien.
    Dann machte ich Fehler 2,5. Ich wollte ungern das MOB verlassen. Es war ein offenes Boot. Sollte uns jemand zu Hilfe kommen, könnten sich die Piraten nirgendwo verstecken. Freilich würden wir in der sengenden Hitze braten, aber jemand, der mit einem Gewehr umgehen kann, hätte die Somalis wie Zielscheiben an einer Schießbude abknallen können.
    Ich hätte im MOB bleiben sollen. Aber ich war in einer Kompromissstimmung, wollte unbedingt, dass wir endlich vorankamen. Da das MOB nicht funktionierte, wechselte ich zur einzigen anderen Option: Das eigentliche Rettungsboot.
    Das Rettungsboot ist ein geschlossenes Fahrzeug, rund drei Meter hoch und siebeneinhalb Meter lang. Es ist leuchtend Orange, wird von einem einzigen Außenbordmotor angetrieben, hat im Innern Sitzreihen mit Blick nach hinten

Weitere Kostenlose Bücher