Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
sind.«
»Verstanden.«
»Wenn sie das Schiff verlassen haben, macht es sofort startklar. Ich will, dass ihr so schnell wie möglich von hier verschwindet. Sobald Sie eine Chance sehen, haut ihr ab. Machen Sie sich keine Gedanken um mich.«
Das hatte mit falschem Heldenmut nichts zu tun. Für mich war es schon ein Sieg, meine Männer und mein Schiff aus den Händen dieser Banditen zu befreien. Um den Rest würde ich mich später kümmern.
In dem Moment sah ich Young Guy die Leitern herunterkommen. Ich war begeistert. Das hieß, der eine Seemann war oben auf der Brücke, ganz unbewacht.
»Leute, schickt sofort einen auf die Brücke. Unser Schiffskamerad ist ganz allein dort oben. Alle Piraten sind jetzt bei mir. Packt ihn und schließt ihn ein, damit er nicht wieder wegläuft!«
Ich spürte, wie mein Adrenalinspiegel stieg. Runde eins hatte ich gewonnen. Jetzt musste ich die nächste überleben.
ZWÖLF
Tag 1, 15.30 Uhr
»Piraten stellen Obamas Vor-9/11-Mentalität auf harte Probe«
Wall Street Journal
»Somalische Piraten bringen Obama in kaum zu lösende außenpolitische Notlage«
FOX News
D ann ging alles ziemlich schnell. Young Guy schloss sich uns dreien in der Nähe des MOB an. Ich sah Shane und Mike drei Etagen über uns, wie sie von der Brückennock herunterschauten. Die Besatzung hielt den Anführer immer noch unten gefangen – und zwischen Shane und Mike und den Piraten lag jede Menge Stahl. Deshalb mussten sie nicht befürchten, in Gefangenschaft zu geraten. Aber die Somalis waren unberechenbar. Sie konnten wie der Blitz die Leiter hochklettern und auf jeden schießen, der ihnen vor die Läufe kam. Shane und Mike fingen an, über Funk der Besatzung Befehle zu erteilen. Die Männer traten über das wasserdichte Heckschott nach Backbord hinaus, wo der Notstromgenerator stand.
Ich wollte auf keinen Fall, dass Shane oder Mike erwischt wurden. Sie waren intelligent und hatten Mumm, und sie waren unersetzlich, wenn es darum ging, die Maersk Alabama in Gang zu setzen und wegzubringen. Die Besatzung brauchte sie, damit die Flucht gelang.
»Hallo, Cap, alles in Ordnung?«, rief Shane runter. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben– nicht um sich, sondern um mich.
Ich zeigte mit dem Daumen nach oben.
»Alles bestens«, sagte ich. Das stimmte auch. Ich spürte, dass das Ende der Tortur absehbar war.
Aber das Rettungsboot hatte sich noch nicht einmal einen Meter aus der Aufhängung bewegt. Ich musste es schneller zu Wasser bringen, und dafür brauchte ich Saft. Ich nahm das Funkgerät.
»Chief, Ich brauche Strom für diesen Bootskran, sonst stehen wir morgen früh noch hier.«
»Verstanden.«
Das Schiff erwachte über und unter mir zum Leben. Männer huschten aus ihren Verstecken und liefen umher, um die Systeme hochzufahren und in Betrieb zu nehmen: Hydraulik, Notstrom, Stromversorgung, Belüftung. Die Piraten standen gut einen Meter von mir entfernt, sahen zu, wie sich das MOB hob, und suchten den Horizont ab.
»Gut, das Boot wird bald im Wasser sein«, sagte ich. Ich wollte, dass sie ruhig und gefasst blieben.
Mein Funkgerät knackte die ganze Zeit, während Mike den Besatzungsmitgliedern Befehle erteilte und Meldungen über den Status eingingen.
»Wer ist das?«, rief Young Guy.
Ich schaute zu ihm. Auf dem Achterdeck erblickte ich einen Schatten, dann war er weg.
»Ihr habt mich«, sagte ich zu dem Piraten.
Ich schaltete das Funkgerät ein. »Chief«, sagte ich halblaut. »Weisen Sie die Männer an, nahe beim Schott zu bleiben. Die Piraten sehen sie sonst.«
Er gab eine Warnung an die Besatzung durch.
Shane meldete sich per Funk. Er sah, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Bootskran in Betrieb zu setzen. Ich kurbelte das Boot von Hand aus der Aufhängung, weil die Notstromversorgung noch nicht funktionierte.
»Soll ich den Bootsmann schicken, damit er beim Wassern des Bootes hilft?«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte ich. »Sie sollen auf keinen Fall noch eine Geisel bekommen. Ich kann das Boot zu Wasser lassen. Bleibt ihr einfach außer Sicht, und behaltet die Piraten im Auge. Ich sehe sie nicht immer, und ich will nicht, dass sie auf einmal mit einem Besatzungsmitglied in den Klauen wieder auftauchen.«
»Verstanden«, sagte Shane.
»Warum dauert das mit dem Strom so lange?«, fragte ich über Funk. »Sagen Sie dem Leitenden Ingenieur, es könnte sein, dass an der Schalttafel des Generators ein paar Hebel umgelegt sind. Die Somalis haben daran herumgespielt.«
Ich hörte,
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