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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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und ein erhöhtes Cockpit mit Fenstern, von dem aus das Boot gesteuert wird. Es fällt aus der Halterung über zwölf Meter tief mit einem gigantischen Platsch ins Wasser. Und das war unsere letzte Option.
    »Hört mal, wir müssen zurück zum Schiff rudern«, sagte ich. »Dieses Boot wird uns nirgendwo hinbringen.«
    Wir ruderten zurück und machten längsseits der Maersk Alabama fest. »Senkt eure Waffen«, sagte ich zu den Piraten, als der Abstand sich verringerte. Ich wollte nicht, dass sie mit den AKs auf die Crew zeigten, während wir näher kamen.
    Der Dritte Ingenieur und der Bootsmann stiegen an Deck in das Rettungsboot, nachdem sie den zusätzlichen Treibstoff und den Proviant verstaut hatten. Für das Wassern des Rettungsboots ist eigentlich nur ein Mann an Bord nötig, aber der Dritte Ingenieur weigerte sich, auszusteigen. Er wollte dabei sein für den Fall, dass ich seine Hilfe brauchte.
    Shane hatte ursprünglich vor selbst ins Rettungsboot zu steigen, aber ich sagte ihm, dass er jetzt Kapitän an Bord der Maersk Alabama sei und bleiben müsse, wo er war.
    »Aber ich bringe womöglich jemanden in Gefahr«, sagte er.
    »Viel Erfolg bei dem neuen Job«, sagte ich.
    Als sie bereit waren, gab Shane mir über Funk Bescheid.
    »Okay«, sagte ich zu den Piraten. »Keine Panik, dieses Gerät fällt wie ein Stein und macht einen Höllenlärm.«
    Mit einem gewaltigen Platschen tauchte das Rettungsboot ins Wasser ein und dann wieder auf. Meine Besatzungsmitglieder kamen längsseits des MOB, und wir fingen an, Proviant und Treibstoff in unser neues Gefährt zu laden. Wir tauschten mit dem Bootsmann und dem Dritten Ingenieur die Plätze, und die Piraten machten Gott sei Dank keinen Versuch, sie als Geiseln zu nehmen. Erst später erfuhr ich, dass die beiden heimlich Messer bei sich trugen. Sie waren bereit, bei der ersten Gelegenheit über die Somalis herzufallen, aber sie bekamen keine Chance.
    »Viel Glück«, sagte ich zum Bootsmann, als wir uns zur Abfahrt fertig machten. »Seht zu, dass sie euch schnell wieder hochholen. Und wenn mir etwas zustoßen sollte, macht euch keine Sorgen. Haut einfach ab. Kümmert euch auch nicht um das MOB. Die Piraten könnten einen Schwenk machen und versuchen, das Boot ins Schlepptau zu nehmen.«
    Ich startete das Rettungsboot, und der Motor sprang an. Der Dritte Ingenieur und der Bootsmann warfen uns die Leinen zu, und dann waren wir frei.
    Als ich einen Bogen fuhr, drückte ich den Gashebel ganz runter und rammte das Heck des Rettungsbootes gegen das Schiff. Wir trafen den Rumpf der Maersk Alabama mit einem kreischenden Aufprall.
    »Was ist das?«, schrien die Piraten auf.
    »Oh, das bedeutet nur, dass ich mich erst an dieses Gerät gewöhnen muss«, sagte ich.
    Ich wollte die Schraube des Rettungsboots beschädigen, denn ich wollte mit den Somalis nirgendwo hinfahren. Aber diese Boote werden zum Überleben gebaut, und die Schraube funktionierte immer noch tadellos.
    Mein Glück wendete sich allmählich, allerdings in die falsche Richtung.
    Zuhause lief Andrea mit meiner warmen Fleecejacke im Haus herum, die noch nach mir roch. Sie ärgerte sich darüber, dass sie gleich nach meiner Abreise nach Afrika Wäsche gewaschen hatte, und diese Jacke nun der einzige Gegenstand im ganzen Haus war, an dem mein Geruch haftete. »Ich zog sie gar nicht mehr aus«, sagte sie später. »Ich trug sie von dem Moment an, als ich hörte, dass man dich entführt hatte. Und in der Nacht legte ich sie quer über das Bett, und meine Freundin Amber und ich teilten uns die Jacke und den Schlaf.«
    Am Mittwoch gegen Mittag hatten die Medien meinen Namen aufgeschnappt. Plötzlich fuhren lokale Nachrichtenteams vor unserem Haus vor und in die Einfahrt. Andreas Schwester, eine echte Vermonterin, lud sie zum Kaffee ein. Am frühen Nachmittag war das Haus bereits voller Reporter und Kameramänner der lokalen Sender, die auf der Couch saßen, Kekse knabberten und Andrea beobachteten, wie sie sich die Nachrichtensendungen ansah. Shane Murphys Vater nannte seinen Sohn immer noch den Captain der Maersk Alabama – formal war das völlig korrekt, weil der Erste Offizier das Schiff übernimmt, wenn der Kapitän von Bord geht, aber Andrea bekam das Gefühl, man hätte mich vergessen. Mein Name wurde in den Nachrichtensendungen immer noch nicht erwähnt.
    In diesem Moment dachte Andrea: So sieht das Szenario aus. Ein Schiff wird entführt. Sie fordern Lösegeld. Die Firma wird sie eine Weile hinhalten. Dann zahlen

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