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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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sie das Lösegeld. Die Crew wird frei gelassen, und alle sind wieder glücklich und gesund. Ein paar Seeleute der Handelsmarine, die mich kannten, riefen an und sagten: »Andrea, du kennst doch die Vorgehensweise der Piraten. Sie haben ein Geschäftsmodell. Sie wollen nur das Geld. Sie wollen niemandem weh tun.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Andrea.
    »So wie ich Rich kenne, sitzt er vermutlich im Rettungsboot und erzählt zotige Witze. Und er kehrt mit einer großartigen Geschichte nach Hause zurück.«
    Und genau darum betete Andrea: eine ganz normale, alltägliche Entführung. Sie wollte keine Helden.
    Unsere Tochter Mariah rief zurück. »Mom, was ist mit Dad passiert?« Andrea sagte ihr, was sie wusste, und schaffte es, dabei die Fassung zu bewahren. Das war ein Vorbild für die Kinder. Mariah war stark – in großer Sorge, aber nicht hysterisch. »Ich möchte heimkommen«, sagte sie. Andrea versuchte sie zu überreden, am College zu bleiben, aber Mariah gab nicht nach. Auch Dan rief an. Andrea überließ ihm die Entscheidung, ob er bleiben oder heimkommen wollte, und er beschloss, die letzten Tage der Examenswoche noch zu bleiben. »Ich möchte meinen Abschluss machen«, sagte er. »Oh, Mom, ich habe gerade so viel dafür gelernt, und ich weiß, dass Dad mich gebeten hätte zu bleiben. Er hätte gesagt: ›Bleib und mach deine Arbeit‹.«
    »Du hast Recht, das hätte er«, sagte sie.
    Und das stimmte. Haben Sie eine Ahnung, was für Summen mich dieses College gekostet hat? Dan blieb, um sein Studium abzuschließen. Indem Andrea alles zusammenhielt, hoffte sie, es würde beiden gelingen, damit fertig zuwerden.
    Als Andrea wusste, dass es den Kindern gut ging, schaute sie wieder die Nachrichtensendungen an und wechselte ständig zwischen den Kanälen der größten Sender hin und her. Sie waren ihr einziger Draht zu dem, was in Tausenden von Meilen Entfernung passierte. Es wurden keine Sondervereinbarungen getroffen, um sie oder die anderen Familien auf dem Laufenden zu halten.
    Eines half ihr, diesen ersten Tag zu überstehen, sagte sie mir später: Ich sage niemals »Auf Wiedersehen«, wenn ich zu einem Job abreise. Ich hasse Begrüßungs- und Abschiedsfloskeln und möchte nur das hören, was Andrea den »wirklich wesentlichen Teil« dazwischen nennt. Deshalb sage ich immer: »Bis demnächst« oder »Ich komme wieder«. Eins von beidem.
    Das half Andrea. »Er hat gesagt: ›Ich komme wieder‹«, sagte sie sich immer wieder. »Und ich vertraue ihm.«
    Sie ging zu Bett und hatte keine Ahnung, was sie in den nächsten Tagen erwartete.
    Ich fuhr an der Backbordseite entlang zum Bug, wo sich die Lotsenleiter befand. Vier oder fünf Besatzungsmitglieder standen oben an der Leiter. Ich konnte sie durch ein Fenster des Rettungsboots sehen. Die Sicht war hier viel stärker eingeschränkt als auf dem Bereitschaftsboot. Man musste sich bücken und den Kopf drehen, um einen Blick auf das zu erhaschen, was man durch die 30 Zentimeter breiten Fenster sehen wollte.
    »Okay, wir sind bereit für den Austausch«, sagte ich zu Shane. »Hören Sie, sorgen Sie dafür, dass der Anführer anfängt herunterzuklettern, während wir nähern. Ich will auf keinen Fall, dass diese Männer auf die Leiter springen und das Schiff wieder übernehmen. Verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Shane.
    »Ich komme jetzt mit dem Rettungsboot«, sagte ich. Ich sah zwei Besatzungsmitglieder den Anführer über das Deck eskortieren. Um die Hand hatte er einen weißen Fetzen gewickelt.
    »Lasst ihn herunterklettern, und sobald ich die Gelegenheit bekomme, komme ich hoch«, sagte ich. Wir kamen längsseits und schlugen sanft gegen die Maersk Alabama. Das Ende der Leiter lag etwa 1,20 Meter über dem Verdeck des Rettungsboots. Ich sah ihn heruntersteigen, dann sprang er das letzte Stück, und das Rettungsboot schaukelte.
    »Pirat an Bord«, funkte ich. Der Anführer kam zu mir. Seine Hand schmerzte ganz offensichtlich, aber er schien bei bester Laune.
    Ich grinste ebenfalls. Ich hatte meine Pflicht als Kapitän erfüllt. Jetzt musste ich nur noch mich selbst retten. Wenn ich eine Chance sah, konnte ich sie ergreifen. Der älteste Instinkt – der Überlebensinstinkt – meldete sich.
    »Zeig mir, wie man das Boot fährt«, sagte der Anführer.
    Das tat ich. Mehrere Male stellte ich den Motor ab und startete ihn wieder neu. Ich zeigte ihm, wie man es lenkte, startete, und wo der Kompass war. Er wusste schon den Kurs, den er nehmen wollte (340 Grad),

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