Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
aus der Fertigung verschwanden. Der Ermittler hat dann ja auch recht schnell Ergebnisse geliefert.«
    »Wäre er für diese Sache auch geeignet? Sie ist ja völlig anders gelagert.«
    Böringer wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ich weiß nicht. Er ist schon ein sehr spezieller Typ. Aber ich werde ihn anrufen und diskret beschreiben, worum es geht. Falls er es nicht selbst übernehmen kann, kennt er aber sicher jemand Passenden. Die Detektei hat über vierzig Mitarbeiter.«
    Friedhelm Waider nickte. »Gut. Tun Sie das. Am besten noch heute.«
    »Ich mache es sofort.« Der Personalchef erhob sich.
    »Und, Herr Böringer …«
    »Ja?«
    »Darüber sprechen nur wir beide, verstanden? Selbst meine Frau soll zunächst nichts davon wissen.«
    In gleichmäßigem Rhythmus setzte Roman Jäger einen Fuß vor den anderen.
    Hinauf, immer weiter hinauf.
    Sein Herz pumpte mit Sauerstoff gesättigtes Blut durch seine Venen, mit jedem weiteren Schritt fühlte sich sein Kopf klarer, reiner und freier an. Zu viel hatte sich seit dem Abend in der Klamm angesammelt, zu viele Fragen, Selbstzweifel und Vorwürfe.
    Nachdem er um siebzehn Uhr seinen Laden geschlossen hatte, war er zunächst nach Hause gefahren. Aber dort war es ihm zu still, zu einsam gewesen. In dieser Stille hatte er es mit sich selbst nicht mehr ausgehalten. Also hatte er seinen Rucksack geschnappt, die Stiefel geschnürt und war losmarschiert. Trotz Dunkelheit.
    Kalte Luft und Anstrengung halfen, das war bei ihm schon immer so gewesen. Nichts erdete ihn mehr als der einsame Kontakt zur Natur. Stundenlang konnte er so gehen. Schrittmaß, Herzschlag und Atmung versetzten ihn in eine Art Trance, die ihn Zeit und Umgebung vergessen ließ und letztendlich auch jegliche Probleme weit in den Hintergrund schob.
    Ohne sich bewusst dazu entschieden zu haben, stieg er zur Klammbrücke auf. Als er sie erreichte, war Roman zwar außer Atem, fühlte sich aber locker und entkrampft.
    Er ging bis zur Mitte der Brücke vor.
    Kein Lüftchen regte sich. Still lag die klare Luft zwischen den massiven Wänden der Schlucht. Aus der siebzig Meter tief unter ihm liegenden Klamm drangen die gedämpften Geräusche des Wildwassers herauf.
    Roman sah nicht hinunter. Er drehte sich um und blickte zu den Gipfeln empor. Vor dem dunklen Himmel hoben sie sich mit ihrer weißen Schneehaube deutlich ab. Eindrucksvoll und majestätisch waren sie und unbeeindruckt von allem, was hier unten geschah.
    Schließlich warf er doch einen Blick in die Klamm, deren kalter Hauch sein Gesicht streifte.
    So viele Tote zwischen diesen Wänden.
    So viel Leid.
    Etwas erregte seine Aufmerksamkeit.
    In einem Spalt zwischen den Metallgittern der Brücke funkelte etwas. Eis war es nicht.
    Roman bückte sich und sah genauer hin. Etwas dort glänzte metallisch. Mit den Fingern konnte er nicht in den engen Spalt hineinreichen, also löste er das Messer von seinem Gürtel, klappte die Klinge aus und hebelte den Gegenstand zwischen den Gittern heraus. Es dauerte eine Weile, da er angefroren war.
    Er hielt ihn hoch und betrachtete ihn.
    Es handelte sich um ein silbernes Medaillon an einem Armband aus Stoff. Das Medaillon war schlicht, wahrscheinlich sogar billig, und stellte eine Art Ritterfigur mit erhobenem Schwert dar.
    Das Armband war zerrissen.
    Hatte er selbst es Laura Waider vom Arm gerissen, als er versucht hatte, sie zurück auf die Brücke zu ziehen?
    Roman betrachtete es eine Weile und strich immer wieder mit dem Daumen darüber.
    Schließlich richtete er sich auf, steckte das Armband in seine Jackentasche und machte sich auf den Rückweg.
    Mara Landau fürchtete die Dunkelheit. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie lief den nassen Bürgersteig hinunter, sah sich dabei immer wieder um und lauschte auf jedes Geräusch. Ängste, ganz gleich welcher Art, hatten bisher keine große Rolle für sie gespielt. Sie war nicht völlig angstfrei, das nicht, aber sie hatte stets ein gesundes Selbstvertrauen besessen und geglaubt, mit allem fertigwerden zu können, was sich ihr in den Weg stellte.
    Doch jetzt fürchtete sie sich vor einer Gefahr, die sie nicht sehen konnte und von der sie bis vor vier Stunden noch nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Erst Bernd hatte sie dafür sensibilisiert. Nachdem er in Rickys Wohnung davon gesprochen hatte, waren alle in nachdenkliches Schweigen verfallen. Natürlich war es Ricky gewesen, der das als blöde Spinnerei abgetan hatte. Kurz darauf waren sie auseinandergegangen. Im

Weitere Kostenlose Bücher