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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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in Ordnung. Die Nacht verbrachte ich mehr oder weniger auf den Knien vor der Toilettenschüssel.
    Am nächsten Morgen fehlte mir natürlich die Kraft für den Aufstieg … außerdem regnete es in Strömen. Die Jungs wollten die Tour trotzdem nicht ausfallen lassen. Laura war unschlüssig. Einerseits wollte sie mich nicht allein lassen, andererseits aber auch bei Ricky sein. Ich sagte, ich würde klarkommen und bräuchte keinen Babysitter. Also ging sie mit.« Mara schüttelte den Kopf. »Hätte ich sie gebeten zu bleiben, wäre alles ganz anders gekommen. Aber so ist es ja immer, nicht wahr? Viele unbedeutende Kleinigkeiten enden letztlich in einer Katastrophe.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie den Faden wiederfand. Roman Jäger ließ ihr Zeit. Er saß schweigend da.
    »Die vier sind durch die Höllentalklamm aufgestiegen. Oberhalb der Klamm führt ein Klettersteig auf den Gipfel der Alpspitze, den wollten sie nehmen.«
    »Kenne ich. Ist eine lange Tour. Und bei schlechtem Wetter nicht zu empfehlen.«
    Mara nickte. »Ich weiß, deshalb bin ich ja im Tal geblieben. Ich war einfach nicht fit genug dafür. Und Laura wohl auch nicht. Ich weiß nicht, vielleicht hat sie sich ja auch den Magen verdorben, jedenfalls erzählte Bernd mir später, dass sie schon auf dem Weg von der Höllentalangerhütte zum Einstieg in die Wand zurückfiel.
    Am Einstieg machten sie eine Pause, um die Ausrüstung anzulegen. Bernd meinte, Laura sehe nicht gut aus und dass sie besser umkehren sollten. Aber Laura biss die Zähne zusammen und erklärte, sie käme schon zurecht. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie als einziges Mädchen nicht aufgeben wollte.
    Also stiegen sie in die Wand. Alles war nass und rutschig, überall lief Wasser in Strömen ab. Jeder Griff kostete doppelt so viel Kraft wie sonst, jeder Fußtritt bedurfte besonderer Aufmerksamkeit. Sie waren vielleicht eine Stunde auf dem Steig unterwegs, als Laura nicht mehr konnte. Sie zitterte, und ihre Lippen waren blau.
    Laura war am Ende, das konnte laut Bernd jeder sehen, aber Ricky wollte es nicht wahrhaben … und zurück wollte er auch nicht. Er meinte, wenn sie weiter aufstiegen und für den Rückweg vom Osterfelder Kopf die Seilbahn n ä hmen, würde Laura das weniger Kraft kosten, als sofort umzukehren. Das war natürlich Quatsch, und Laura wusste das auch. Sie schlug vor, allein zurückzugehen. Das kam aber nicht in Frage, nicht einmal für Ricky. Sie debattierten noch, da hörten sie Klettergeräusche.«
    »Es war noch jemand unterwegs bei dem Wetter?«, fragte Roman Jäger.
    »Ja. Jemand kam ihnen im Abstieg entgegen. Ohne es vorher mit den anderen zu besprechen, fragte Ricky diesen völlig fremden Mann, ob er bereit wäre, Laura zu begleiten.
    Ich war nicht dabei, aber ich kann mir vorstellen, wie verletzt Laura in diesem Moment gewesen sein muss. Nur um vor dem Berg und dem Wetter nicht klein beigeben zu müssen, überließ Ricky es einem völlig Fremden, seine Freundin, die total erschöpft war, vom Berg zu führen. Das ist scheiße, aber wer Richard Schröder kennt, den wundert das nicht. Er ist überheblich und egoistisch. Was er will, steht immer im Vordergrund.
    Vielleicht war es diese Demütigung, die Laura veranlasste, sofort zuzustimmen. Niemand musste sie überreden. Sie ging freiwillig mit dem Fremden mit.«
    Mara brach ab, nahm die Hände hoch und schlug sie vors Gesicht.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Roman Jäger.
    Hinter ihrem Versteck bat Mara um ein Glas Wasser.
    Er stand auf, und Mara hörte ihn in ihrer Küche rumoren. Wenig später kam er mit zwei gefüllten Gläsern zurück und reichte ihr eines.
    »Danke.« Mara nahm das Glas und trank. Geweint hatte sie nicht, aber die Pause war nötig gewesen, um den Tränen Einhalt zu gebieten.
    »Ich hätte zwar anders gehandelt«, sagte Roman, »aber so ungewöhnlich ist es nicht. In den Bergen hilft man sich eben. Ist so eine Art ungeschriebenes Gesetz, an das sich alle Bergsteiger halten. Jeder kann dort schnell in Gefahr geraten und ist dann froh, wenn ihm geholfen wird.«
    Mara nickte. »Ja. Aber Laura wurde nicht geholfen. Ich habe viel darüber nachgedacht … über diese Verkettung von Zufällen … Es ist erschreckend … Man trifft auf einen Menschen, dem man besser nie begegnet wäre, und danach ist nichts mehr wie vorher.«
    Mara sah Roman Jäger an. Sie hoffte auf eine Art Bestätigung oder Absolution, doch er erwiderte nur ihren Blick. Zumindest lag aber kein Vorwurf in seinen

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