Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
Roman gefiel, dass er keine Betroffenheit vorgaukelte. Schließlich hatte er Laura Waider nicht gekannt und war nur wegen seines Auftrags hier. Der alte Waider hatte ihn um absolute Diskretion gebeten, auch seiner Frau gegenüber, die nichts von seinem Engagement wusste. Sand hatte auch ihn gebeten, Stillschweigen zu bewahren.
    Sie betraten das Café, gaben am Tresen ihre Bestellung auf und setzten sich an einen Tisch in der Ecke. Es war nicht viel los. Sie konnten ungestört miteinander reden.
    »Schade, dass die junge Dame nicht mitwollte«, sagte Torben Sand.
    Mara Landau hatte es abgelehnt, mit dem Detektiv über ihre Freundin zu sprechen. Sie wollte zuerst mit Lauras Eltern reden. Roman hatte ihr zugesagt, sie nach dem Gespräch mit Sand anzurufen. Sie hatte ihm ihre Handynummer gegeben und ihn eindringlich gebeten, sie nicht zu vergessen. Das würde er nicht. Es spielte keine Rolle, wann er zurückfuhr. Morgen war Sonntag, und der Laden hatte geschlossen.
    Die Bedienung brachte zwei Vanillestangen und zwei Kännchen Kaffee. Noch bevor Roman sich eingeschenkt hatte, hatte Torben ein ordentliches Stück von seinem Gebäck verschlungen.
    »Worüber wollen Sie mit mir sprechen?«, fragte Roman und biss von seinem Teilchen ab. Es war klebrig und süß.
    »Warum ist sie gesprungen?«, fragte Torben Sand. Zuckerkrümel fielen wie Schnee von seinen Lippen.
    Die Frage überraschte Roman. Schließlich konnte er nicht wissen, warum Laura sich in den Tod gestürzt hatte. Sand meinte die Frage aber eindeutig ernst, deshalb suchte Roman nach einer Antwort.
    Plötzlich sah er wieder ihren Blick, diesen letzten Blick voller Angst …
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber sie wollte es unbedingt. Ihren letzten Blick werde ich mein Leben lang nicht vergessen, glauben Sie mir.«
    Torben beugte sich ein Stück nach vorn. »Soll das heißen, Sie waren so nahe dran an ihr, dass Sie ihr in die Augen sehen konnten?«
    Roman räusperte sich. »Ich kam sozusagen in allerletzter Sekunde auf der Brücke an, nachdem ich ihre Spur im Schnee verfolgt hatte. Sie sprang vor meinen Augen, aber ich bekam ihren Arm zu fassen. Mit einer Hand musste ich mich selbst am Brückengeländer festhalten, sonst wäre ich mit abgestürzt, also konnte ich sie nur mit der Rechten halten. Ich weiß nicht … Vielleicht hätte ich sie trotzdem hochziehen können … aber sie hat sich gewehrt, hat sich in meinem Griff gewunden, bis ich sie nicht mehr halten konnte … und dann …«
    Roman brach ab und starrte seine rechte Hand an, die er zur Faust geballt erhoben hielt. Als er merkte, was er tat, ließ er sie rasch sinken und versteckte sie unter der Tischplatte.
    »Sie haben sie fallen lassen«, sagte Torben Sand.
    »Nein, so kann man das nicht sagen. Sie hat sich gegen meinen Griff gewehrt, und da ich sie nur an einer Hand hielt und mich mit der anderen selbst abstützen musste, konnte ich nichts tun.«
    Roman sah auf seine Kaffeetasse hinab. Die bläuliche Verfärbung auf der Oberfläche erinnerte ihn an den Stopselzieher.
    »Und sie hat nichts mehr gesagt, bevor sie gesprungen ist?«, fragte Sand.
    Roman schüttelte den Kopf. »Nein, kein Wort. Und sie hat auch nicht geschrien, während sie gefallen ist. Ich glaube, sie hatte sich längst damit abgefunden. Das kann ja auch keine Kurzschlussreaktion gewesen sein.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja, der Weg hinauf zur Brücke ist lang und hart. Wer da hochsteigt, hat Zeit genug zum Nachzudenken … und zum Umkehren.«
    »Sie meinen also, es gab für Laura kein Zurück.«
    Roman zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, da sprechen Sie mit dem Falschen. Ich kannte das Mädchen ja nicht. Was ist mit ihren Eltern? Der Vater hat ziemlich wütend reagiert, als man ihm sagte, dass seine Tochter freiwillig in den Tod gegangen ist. Warum?«
    Torben Sand feuchtete seinen Zeigefinger mit der Zunge an und begann, Zuckerkrümel von seinem Teller aufzupicken. »Weil es nicht in sein Weltbild passt. Er ist ein erfolgreicher, geachteter Geschäftsmann hier in Augsburg. Eine eventuell labile Tochter, die sich das Leben nimmt, passt da nicht hinein.«
    »Also gibt es keinen Anhaltspunkt, dass jemand Laura in den Tod getrieben haben könnte?«, fragte Roman.
    Sand leckte und pickte weiter, was Roman ein wenig eklig fand. Für jeden Zuckerkrümel schnellte dessen Zunge hervor, um den Finger zu befeuchten.
    »Wie ich schon sagte: Herr Waider bat mich um äußerste Diskretion. Aber weil Sie so freundlich

Weitere Kostenlose Bücher