Hoellentrip
Mousse au Chocolat gekauft?
Ihr Herz schlägt härter. Schweiß rinnt unter ihren Achseln und zwischen ihren Brüsten herunter, bildet Bläschen auf ihrer Oberlippe. Die Schritte entfernen sich. Sie lauscht angestrengt. Stimmen. Irgendwo im Haus. Vielleicht im Wohnzimmer oder in der Küche. Streiten sie? Streiten sie sich über den Zeitpunkt ihres Todes? Die Schritte werden lauter. Tatsächlich. Es sind Archies Schritte. Der Türkn opf dreht sich, durch den Türspalt dringt ein Luftzug. Sein Fuß auf dem Boden, die Tür geh t weiter auf. Es ist ein Karton, ein grauer Karton, den er in beiden Armen vor der Brust trägt, wie eine Mutter ihr Kind. Sophies Herz stolpert , er hat sie gekauft, hämmert es in ihr Hirn, er hat sie gekauft, die Mousse au Chocolat, er hat sie gekauft! Sie hat ihn um den Finger gewickelt !
„Du hast sie alle bekommen!“, rief sie aus als er den Karton auf dem Bett absetzte. „Du hast sie wirklich gekauft!“ Ungeduldig rappelte sie sich auf, um in den Karton hineinzusehen. Tatsächlich: zwanzig Becher oder immerhin eine große Menge, ordentlich in zwei Etagen übereinander gestapelt.
„Du hast sie wirklich alle in einem einzigen Laden gekauft?“
In dem Moment spürt e , sie, dass sie einen Fehler gemacht hat te . Schon verwandelte sich sein Ausdruck , wurde wieder verächtlich und brutal.
„ D u Biest, du wolltest , dass es auffällt!“, schrie er sie an.
„Was? Was meinst du?“, stammelte sie. Wie schrecklich ausgeliefert sie war , a ngekettet an das Bett. Er schleuderte den Karton gegen die Wand . Die Becher fielen klatschend auf den Boden, platzten auf.
„Nein!“, schrie sie in panischer Angst , als er sie an den Oberarmen packte und schüttelte. Gleich ist alles aus , wusste sie . Mae hatte es durchschaut und ihn wieder auf ihre Seite gezogen. Doch da im Karton waren die Becher. Er hatte sie gekauft – und dabei musste er aufgefallen sein , es musste einfach aufgefallen sein ...
„Hast du gedacht, ich wäre so blöd und würde alle in einem Laden verlangen?“
Ja, d as war ihre einzige Hoffnung gewesen . Er lachte b öse.
„ Nicht wahr? “, brüllte er sie an, „du hast es so geplant!“ Ganz schmal waren seine Augen geworden und Speichelblasen bildeten sich in seinen Mundwinkeln.
„Du drec kige Fotze , du elend e kleine Schlampe !“ Er band ihre Fesseln auf, zerrte sie vom Bett und drückte ihr Gesicht auf den Boden. „Leck’ das hier auf! Los! Den ganzen Scheiß-Schokoladenpudding! Los! Mach schon!“
L eise wimmernd, kroch Sophie auf dem Boden herum . U nter dem Bett sah sie ein gelbgrünes Plüschtier. Es war e in Dinosaurier.
99
Herb Kennedy wartete schon mit dem Wagen am Flughafen .
„Jetzt kann ich mich endlich mal revanchieren“, sagte er und startete.
„Wofür?“ , fragte Shane.
„Dass Sie mich neulich nach Hause gefahren haben.“ Herb lächelte zurückhalte nd .
„Meinetwegen“, brummte Shane, „aber tun Sie mir einen Gefallen und fahren Sie diesmal ein bisschen langsamer.“
Herb grinste. „Ich hab’ mich mal bei ein paar Leuten, die sich hier auskennen, umgehört“, sagte er dann , „es gibt hier tatsächlich schwarze Schwäne – und eine Farm. Sie grenzt sowohl an Barry Denham s Land als auch an das Gelände, auf dem sich der von Aborigines bemalte Felsen befindet.“
Shane h orchte auf. Das Kendi-Dreaming.
„Die Farm gehört einer gewissen Mrs. Bedford“, Herb bog auf die Hauptstraße Richtung Stadt ein. „ Sie lebt die Hälfte des Jahres bei ihrem Sohn in Kalifornien. Sie bewirtschaftet die Farm schon lange nicht mehr, stellt aber während ihrer Abwesenheit immer einen Hausmeister an, der das Haus und den Garten in Ordnung hält.“ Ein Lastwagenfahrer hupte verärgert. Herb warf nur einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sprach weiter.
„Ich habe von dem Düngemittel- und Werkzeugladen in Miles gehört, dass Mrs. Bedford zur Zeit bei ihrem Sohn ist. Ich hab’ sie in Kalifornien angerufen, weil ich mich schon mal ein bisschen auf ihrer Farm umsehen wollte“, er blickte ku r z zu Shane herüber , „dachte, ich mach’ mich schon mal ein bisschen nützlich, bevor Sie kommen.“ Er überholte einen Traktor, „Mrs. Bedford war einverstanden und meinte, ich sollte ihrem Hausmeister Bescheid geben.“
„Und was ist dabei herausgekommen?“, fragte Shane.
„Leider bis jetzt gar nichts, denn ich konnte diesen Packer noch nicht erreichen.“
Mit einem Schlag fühlte sich Shane hellwach.
„Archibald
Weitere Kostenlose Bücher