Hoellentrip
das Interesse an ihm verloren hatte. Sonst wusste kein Mensch , wo sie sich aufhielten. Langsam stellte sie die Beine auf den Boden.
„Ihr habt nicht viel Zeit!“, drängte Mae.
So schnell Catherine konnte, zog sie Hose, Schuhe und T-Shirt an.
„Warum...“, fragte Sophie und setzte sich auf.
„Hört auf zu fragen und beeilt euch. Wenn er aufwacht, kann ich nichts mehr für euch tun!“
Mit unsicheren Bewegungen tastete sich Catherine zur Tür, die Mae vorsichtig öffnete und sich umsah.
„Ihr habt nur die eine Chance“, flüsterte sie.
Unter ihren Schuhen knirschten die Steine, und trockene Erde brach. Catherine konnte Mae schemenhaft beim Hinuntersteigen der Wohnwagentreppen erkennen.
„Wo ist die verdammte Straße?“, stieß Sophie atemlos hervor. Catherine kam nicht mehr dazu, zu antworten. Ein Schuss fiel in der Dunkelheit, und das grelle Licht einer starken Taschenlampe peitschte ihnen ins Gesicht.
„Da haben wir ja die unsere Ausreißerinnen!“
Archie tauchte hinter einem Gestrüpp auf. Er richtete das Gewehr abwechselnd auf Catherine und auf Sophie.
„Tttt“, schnalzte er und schüttelte missbilligend den Kopf, „macht man denn so was? Da gibt man sich so eine Mühe und wo ist der Dank, ihr kleinen Biester!“
„Archie?“ Maes Stimme drang heran. Keuchende Laute und das schnelle Aufsetzen von Tritten. Archie ließ den Lichtkegel durch die Finsternis gleiten bis das Gesicht Maes aufleuchtete, bleich und fratzengleich.
„ Wollten die etwa abhauen?“
Maes gespielte Entrüstung schien selbst Archie nicht recht zu überzeugen. Erbarmungslos brannte er der Näherkommenden das grelle Licht in die Augen. Sie schlug den Arm vors Gesicht und blieb neben Sophie stehen. Lähmende Unentschlossenheit ließ alle vier schweigen. Archie mit Taschenlampe und Gewehr in der Hand, die Möglichkeiten durchspielend. Mae, ihre Glaubwürdigkeit überdenkend. Und Sophie und ich, dachte Catherine, suchen nach einem Fluchtweg. Doch einfach losrennen könnten sie nicht. Archie hätte sie mit einem Schuss niedergestreckt.
„So, dann gehen wir doch alle mal wieder brav zurück !“, sagte Archie bevor Catherine weiterdenken konnte, und stieß ihr den Gewehrlauf in den Bauch. „Los, wird’s bald.“
Die letzte Chance vertan, hallte es in Catherine als sie sich umdrehte und zum Wohnwagen z urück ging .
103
Es dauerte nur sekundenlang, sein Glück, das er empfand als der Ruf des Kookaburra in seinen Schlaf drang und sich warme Sonnenstrahlen auf sein Gesicht legten. Dann teilte es sich vor seinen Augen wie ein Bühnenvorhang und die grinsenden Fratzen der Fakten starrten ihm entgegen wie ein missgünstiges Publikum. Sie würden zu spät kommen. Keine Minute länger hielt es Shane im Bett aus. Er riss das Bettlaken von sich, war in drei Schritten unter der Dusche, machte es kurz, und stieg ohne Kaffee und noch mit nassem Haar ins Auto. Um Punkt halb sechs stieß er die Tür zur Polizeistation auf und trat beinahe in den Wassereimer der Putzfrau.
Tamara, die offensichtlich die Nacht in der Polizeistation verbracht hatte , schreckte hoch.
„Wie spät ist es?“
„Kurz nach halb sechs . Gibt’s was Neues?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Bis auf ein paar Anrufe aus der Zentrale, nichts. Keine wirklich heiße Spur.“ Vorsichtig nippte sie am Kaffee. „Sie sind nicht in ihrem Haus in Longreach und auch nicht wieder auf die Farm zurückgekehrt.“ Sie hielt ihm die Tasse hin, und er goss ihr wortlos nach.
Wenige Minuten später geschahen drei Dinge gleichzeitig. Der Führer der Hundestaffel Craig Staker traf ein, das Telefon klingelte und Joanna O’Reilly stand i m zerknittertem T-Shirt und weißer kurzer Hose da und hielt ihm ein Bild von Max unter die Nase.
„Wissen Sie, was das ist?“, fragte sie und deutete auf das Bild, das den See mit den Schwänen darstellte.
„Mein Gott, Joanna, Sie sehen ja, was hier los ist! Wir haben jetzt wirklich nicht die Zeit...“
„ Dieses kleine, weiße Viereck da ist nichts anderes als…”
„Joanna!“, versuchte er sie zu unterbrechen .
„ ... ein Wohnwagen!“, sprach sie unbeirrt weiter.
„Ein Wohnwagen? Wir haben keinen Wohnwagen gesehen! Ich sag’ Ihnen, was das ist: es ist das Nebengebäude auf der Farm! Unsere Leute haben es untersucht. Nichts!“
Joanna seufzte resigniert. „Wann suchen Sie das Grab?“
„Es kann sofort losgehen!“, antwortete anstelle von Shane Craig Staker , ein durchtrainierter, sehniger Mittdreißiger. Noch bevor
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