Hoellentrip
ihrer Zunge, die Übelkeit, die sie überfiel, auf allen Vieren am Boden kriechend. Hektischer Aufbruch, Mae und Archies panische Eile, ihr Streit, das Chloroform, die Tabletten, Stampfen und Brummen, muffiger Geruch und eine harte Liege.
Als Catherines Kopf auftauchte, glaubte sie für einen Moment, sie hätte alles nur geträumt, und sie beide wären in einem Wohnwagen unterwegs. Gleich würden sie aufstehen und barfuß und lachend durch warmen, weißen Sand zum Meer laufen, irgendwo am Atlantik, daheim...
Doch sie lagen gefesselt in einem fahrenden Wohnwagen, mit zugezogenen Vorhängen und ihre Hand umklammerte einen grüngelben Plüsch-Dinosaurier.
„Sophie!“ , flüsterte Catherine erneut. „Ich habe gedacht, du bist ...!“ Das letzte Wort konnte sie nicht aussprechen.
„Wir müssen irgendwie hier raus!“, redete Catherine weiter und versuchte mit der nicht festgebundenen Hand, den Vorhang am hinteren Fenster aufzuschieben. Doch sie reichte nicht bis dahin, da dies der eingegipste Arm war.
„Sophie! Du kommst an den Vorhang!“, sagte sie aufgeregt. Sophie schloss die Augen. Sie konnte nicht mehr Catherines Augen begegnen, die sie gesehen hatten, in dem Zimmer, mit Archie...
V erzweifelt ließ sich Catherine auf die Bank zurückfallen, starrte an die niedrige gelbliche Decke, auf die ausgebleichten bräunlich-beigen Vorhänge, auf den verfleckten beigen Teppichboden. Das Licht von draußen war rötlich geworden. Sie fuhren in die Nacht.
„Ich habe Mae geglaubt, dass du allein nach Blackall gefahren bist“, sagte Catherine unvermittelt. „Überhaupt, war ich oft neidisch und eifersüchtig auf dich.“ Sie horchte auf eine Reaktion, doch es kam nichts.
„Sophie?“
Keine Antwort.
„Sophie , bitte , sag was! “
„Warum warst du trotzdem meine Freundin?“
Catherine erschrak. Über Sophies Stimme, die so hohl und leblos klang.
„Ich bin noch immer deine Freundin.“
„Es hat mir gefallen, dass du mich bewundert hast“, redete nun Sophie weiter. „Ich habe das gebraucht. Bewunderung. Von allen.“
Catherine fühlte sich langsam ruhiger. Ein seltsamer Zustand, dachte sie. Sie ergab sich ihrem Schicksal und fragte sich, warum sie das nicht schon viel früher in ihrem Leben getan hatte. Sie sprachen nichts mehr. Jede hing ihren Gedanken und Erinnerungen nach.
„Sie sind auf der Flucht“, sagte Sophie in die Stille hinein , „sie können uns nicht ewig mitschleppen.“
Catherine versuchte sich auf das Muster der Kreise und Linien auf dem beige-braunen Vorhang zu konzentrieren . Irgendwann rannte sie durch braune sich windende Tunnel, kletterte über beige Mauern, versank in dunklen Löchern, zog sich an langen Fäden wieder hoch, stolperte, prallte gegen irgendetwas und blieb liegen. Der Wohnwagen stand . Es war still und stockdunkel. Eine Autotür schlug zu, dann noch eine. Schritte über knirschende Steinchen.
Nun ist es soweit...
Die Schritte entfernten sich.
Irgendwann: eine Berührung am Handgelenk. Sofort war sie wieder da, die Angst, die Erinnerung. Catherine erkannte in der Dunkelheit Maes Gesicht.
„Still!“, Mae machte sich mit einer großen Schere, die das schwache Licht reflektierte, an Catherines Gipsarm zu schaffen.
„Was soll .. . ?“
„ Halts Maul, hab’ ich gesagt!“, zisch te Mae. Sie warf einen hastigen Blick zur Tür. „Ihr müsst nur die Straße zurücklaufen. Archie schläft im Auto.“
Der Gips fiel auf den Boden. Mae schnitt jetzt Catherines Gipsbein auf. Das war nicht wirklich, sagte sich Catherine. Sie stand unter Drogen. Drogen, die die Wahrheit verdrehten. Mae hatte etwas ganz anderes gesagt. Hatte ihr erklärt, wie sie sie und Sophie quälen und dann ermorden würden. Doch ihr, Catherines, Verstand hielt das nicht aus und die Drogen halfen dabei, es erträglich zu machen, indem sie ihrem Bewusstsein etwas anderes vorgaukelten. So musste es sein. Mae hatte währenddessen Sophies Fessel aufgeschnitten.
„ Beeilt euch , macht’ schon!“
Catherine richtete sich auf. Es fiel ihr schwer. Sie hatte das Gefühl zu ihrem Körper verloren.
„Haut endlich ab! Ich hab’ genug von euch ! Los!“
Das war eine Falle, ging es Catherine durch den Kopf. Archie hatte sich noch nicht durchringen können, sie zu töten, wenn sie aber fliehen würden, hätte er allen Anlass dazu. Doch wenn sie sowieso sterben mussten, warum nicht jetzt anstatt morgen oder übermorgen? Es gab keine Hoffnung mehr. Toby war wohl zu der Überzeugung gelangt, dass Sophie
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