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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sie die Jeans von der Stuhllehne nahm, fiel ihr kurz oberhalb der Lehne in der Blümchentapete eine ausgefranste Stelle auf. Sie trat näher heran. Ein Loch in der Wand. Sie bückte sich, um hindurchzusehen. Doch sie konnte nichts erkennen. Schnell schlüpfte sie in die Jeans und ging hinaus in den Flur. Dort, auf der anderen Seite der Wand hing an der betreffenden Stelle ein großformatiges Ölbild. Es zeig te die Farm im Sonnenuntergang. Neunzehnhundertdreiundzwanzig konnte sie in der rechten Ecke entziffern. Rasch sah sie sich um, stellte fest, dass Mae in der Küche klappernd hantierte und hob das Bild an. Mit dem Finger streifte sie über die Tapete darunter und ertastete tatsächlich in Augenhöhe ein Loch. Als sie hindurchsah konnte sie direkt auf ihr Bett sehen. Mit einem unangenehme n Gefühl ließ sie das Bild in seine Position zurückrutschen.
    „Was machst du denn da?“
    Sie fuhr erschrocken herum. Neben ihr stand Sophie in ein Handtuch gewickelt. Sie schob das Bild erneut zur Seite und ließ Sophie durch das Loch sehen.
    „Vielleicht hat man gerade deshalb das Bild da hin gehängt, weil das Loch in der Wand gestört hat.“ Sie sah Catherine an, „oder?“
    Sie hörten Maes Schritte und beeilten sich, ins Zimmer zu kommen.
    „Das Frühstück ist jetzt fertig!“ Mae stand in der Tür und lächelte.
    Catherine erschauerte.

34

    Sie folgten Mae ins Wohnzimmer, in dem sie gestern zu Abend gegessen hatten. Wie still und düster es hier ist, dachte Catherine wieder .
    „Sie trinken doch Kaffee? Oder möchten Sie lieber Tee? Brot? Eier?“, fragte Mae.
    „Nein, nein, nur keine Umstände, wir trinken nur eine Tasse Kaffee und ...“, wehrte Catherine hastig ab.
    „ Kindchen, es macht mir keine Umstände. Also Eier, Speck?“
    Sophie blickte Catherine fragend an.
    „Wirklich nicht nötig, Mae, wir wollen gleich ...“, versuchte es Catherine erneut.
    Mae sagte in freundlichem Ton: „Ach, Sie brauchen sich gar nicht zu beeilen – Sie k önnen noch gar nicht losfahren.“
    Sophie starrte Catherine an.
    „ Archie ist heute schon ganz früh in die Stadt gefahren. Er braucht ein Ersatzteil für die Reparatur“, erklärte Mae mit einem bedauernden Seufzen .
    Catherine stutzte. Sie war der festen Überzeugung, dass Archie derjenige war, der vorhin gepfiffen hatte. Mae goss ihnen aus einer großen silbernen Kanne Kaffee in hässliche bedruckte Becher.
    „Seien Sie unbesorgt. Sie können heute noch weiterfahren. “
    „Ach, Mae?“, begann Sophie etwas zögerlich , „ob ich wohl mal telefonieren könnte? Mein Handy funktioniert hier nicht und das Telefon im Zimmer...“
    Mae winkte ab .
    „Das ist doch gar kein richtiges Telefon!“
    „Ach so!“, sagte Sophie erleichtert.
    „Es ist ein Haustelefon“, erklärte Mae. „Aber sicher können Sie telefonieren. Das Telefon steht im Flur.“
    „Ach, noch was.“ Sophie streckte Mae die Handgelenke hin. „Ich muss mich irgendwo aufgeschürft haben, ohne es zu bemerken!“
    „Sieht ganz nach einer Allergie aus“, erwiderte Mae nach einem schnellen Blick , d as gewohnte Lächeln im Gesicht, „ich bring’ I hnen was. Gehen Sie inzwischen telefonieren.“
    Sophie sah ihr nach.
    „Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich von ihr halten soll!“, flüsterte sie.
    „ Schräg . Ganz einfach“, gab Catherine trocken zurück. „Wird man wohl hier draußen, noch dazu, wenn man mit einem Mann wie Archie verheiratet ist.“
    Sophie seufzte als sie an Catherine vorbei ging.
    „Ich sag’ Toby, dass wir heute auf keinen Fall ankommen, wahrscheinlich erst übermorgen.“
    Catherine setzte sich an den langen Tisch und trank Kaffee. Mae hatte es besonders gut gemeint und reichlich Kaffeepulver verwendet. Er schmeckte stark und war zu bitter. Entgegen ihrer Gewohnheit warf sie drei statt zwei Zuckerwürfel hinein. Sie hatte weder Appetit noch Hunger – das kam äußerst selten vor. Wie müde sie war. Am liebsten wäre sie jetzt in ein Nest aus Bettzeug gekrochen und hätte geschlafen. Sie s ah sich im Zimmer um. Gestern Abend hatte sie auf der gegenüberliegenden Seite des Tisch gesessen und immer wieder auf zwei blasse Aquarelle geschaut, die laienhaft gemalt wirkten und eine hügelige, unbestimmte Landschaft zeigten. Jetzt aber blickte sie auf drei nebeneinander hängende Pferdeporträts, offensichtlich ebenfalls von einem dilettierenden Hobbymaler geschaffen. Unter den Bildern auf der dunkelbraunen, schweren Kommode mit gedrechselten Füßen und goldenen

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